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Die DIVSI Meinungsführer-Studie vermittelt durch eine Vielzahl von Zitaten einen besonders präzisen Eindruck über die Gedankenwelt der interviewten Persönlichkeiten. Diese wörtlich übernommenen Aussagen – wie zugesagt immer ohne direkte Namensnennung – ziehen sich wie ein roter Faden durch die insgesamt sechs Kapitel. Natürlich sind dies sämtlich ganz subjektive Äußerungen, die im Einzelfall durchaus auch Anlass für heftige Diskussionen sein können. Die nachstehende Zusammenfassung wurde mit Zitaten aus allen Kapiteln erstellt. Sie erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Lesen Sie, was Meinungsführern zu ganz unterschiedlichen Stichworten einfiel.
„Im Grunde genommen geht es darum, das Internet als Geschenk zur Jahrtausendwende zu begreifen. Man kann dieses Geschenk annehmen und damit pfleglich umgehen oder man kann es kaputt machen, indem man damit nicht pfleglich umgeht. Und das Recht spielt hier eine wichtige Rolle, aber auf keinen Fall die wichtigste oder wesentliche Rolle, sondern es ist immer ein Zusammenhang von Recht, Wirtschaft, Technik und Sozialem.“
„Wenn Sie heute Inhalte ins Netz stellen, die nicht vernetzt sind, fallen die durchs Netz, haben keinen Wert. Wenn Menschen heute arbeiten, die nicht vernetzt sind, fallen die durchs Netz, haben keinen Wert. Das heißt, die ganze Wertevorstellung der Menschen verändert sich durch dieses Internet.“
„Also wer glaubt, dass er wirklich 100 Prozent offline wäre, ist genauso bekloppt wie jemand, der glaubt, dass er 100 Prozent online wäre.“
„In absehbarer Zukunft wird für den Großteil der Gesellschaft ohnehin gelten, dass es das Internet gar nicht gibt, sondern wir in ganz unterschiedlicher Art und Weise auf Dienstleistungen online zugreifen. Und uns wird vielfach gar nicht klar sein, dass das jetzt das Internet mal war.“
„Das zieht sich überall durch, diese Frage nach Verantwortung – Verantwortungsübernahme. Und für diesen Diskurs ist es einfach vielleicht noch nicht weit genug. Also dafür muss man ja auch eine gewisse Vorbildung haben, um ihn führen zu können.“
„Unser Ansatz ist ja, dass wir versuchen möchten, den Menschen die Eigenverantwortung beizubringen, was im Klartext heißt, wir möchten die Menschen so kompetent machen, dass sie von sich wissen, wie sie sich im Netz zu verhalten haben, und welche Gefahren eben tatsächlich auch im Netz da sind, um dann umso besser die Chancen nutzen zu können. Und das kann man natürlich mit der Politik schon sehr stark beeinflussen, weil man ja beispielsweise das Thema Chancen und Gefahren des digitalen Zeitalters auch mit auf die Stundenpläne packen kann, und natürlich auch sagen muss, in der Schule muss so was entsprechend gelernt und vermittelt werden, weil das einfach zum Leben der Menschen dazugehört, und die Schule die Aufgabe hat, die Menschen auf ihr Leben vorzubereiten.“
„Ich glaube, dass das Thema Vertrauen und Sicherheit im Internet fürchterlich überstrapaziert wird. Und zwar insbesondere durch ein Tandem aus Medien und Politik, mit einer Prise kulturellem Sicherheitsbedürfnis der Deutschen. Also, das Thema Sicherheit und Vertrauen und Gefahren und Risiken ist Teil unserer kulturellen Identität. Ich glaube, dass das ein Thema ist, dass aus diesem genannten Tandem heraus sehr stark zumindest konstruiert ist.“
„Das ganze Internet funktioniert nur, wenn ich entweder ein Grundvertrauen habe oder auch Blauäugigkeit, das kann man jetzt sehen wie man will. Kontrollieren kann ich es gar nicht.“
„Was für uns ganz wichtig ist, ist das Thema Beteiligung. Ich glaube, dass das Internet eine ganz große Chance ist, diese Lücke zwischen Politik und Bürger wesentlich zu verkleinern.“
„IT ist ja kein Selbstzweck, sondern dient natürlich dazu, die Verwaltungsprozesse zu verschlanken und/oder Prozesse möglich zu machen, die bisher ohne Technik nicht möglich waren.“
„Wenn ich mir jetzt einfach überlege, mit wem ich im Bundestag oder in der Bundesregierung oder in der zweiten Ebene der Bundesregierung, also auf Staatssekretärs-Ebene, über diese Themen reden würde, fällt mir exakt so viel ein [formt mit den Händen eine große Null]. Also noch mal fürs Band: Null. Es gibt niemanden.“
„Das Problem sind auch die Politiker in Deutschland. Also die Leute, die jetzt z.B. im Bundestag sitzen, die verstehen das ja auch gar nicht unbedingt so gut.“
„Sehr wenige Personen sind in den Aufsichtsbehörden überhaupt aktiv und kennen sich aus. Ich wette, die könnte man in Deutschland an zwei Händen abzählen.“
„Wo wären wir ohne Apple, YouTube und andere Unternehmen? Da bin ich positiv eingestellt, was Wirtschaft angeht. Wirtschaft bringt uns nach vorne. Wenn Unternehmen am Ende auch Gewinn machen, investieren sie und entwickeln Geschäftsmodelle. Das ist immer grundsätzlich positiv. Es wird aber dann bedenklich, wenn es Geschäftsmodelle gibt, die auf eine zu starke Dominanz hinauslaufen und die nicht genügend Schutzvorschriften zugunsten der User haben.“
„Da muss man schon aufpassen, dass wir nicht am Ende ganz wenige Unternehmen weltweit haben, die sehr strikte Vorgaben machen und durch ihre Geschäftspolitik Einfluss auf die Gestaltung des Internets nehmen.“
„Ich finde die Lösungen, die teilweise in Aussicht gestellt werden, nämlich staatliche Kontrolle, gefährlich. Und völlig unangebracht. Ich will nicht, dass der Innenminister mich schützt bei meinen Geschäften.“
„Ich sehe durch das Internet unglaubliche Potenziale, nicht nur für neue Geschäftsmodelle, wie wir sie jetzt in unserem Unternehmen verwirklicht sehen, sondern auch für existierende Unternehmen, das Internet für sich im Hinblick auf Prozessoptimierung, im Hinblick auf die Neugestaltung von Kundenbeziehungen zu nutzen und damit sich selbst letzten Endes neu zu erfinden.“
„Ich bin persönlich davon überzeugt, dass das Internet eine der prägendsten Veränderungen in den 100 Jahren – ich will jetzt nicht von Jahrtausenden sprechen, aber sicherlich in der Generation, in der ich jetzt unterwegs bin und in der nächsten wird das mehr verändern als alles andere. Das heißt, eine riesengroße Chance. Und zwar geht das ja eigentlich in alle Bereiche des Lebens, von der Arbeit über die Unterhaltung, über die Art wie Menschen miteinander kommunizieren, alles verändert sich.“
„Und das Netz läuft natürlich Gefahr, durch Interessierte verregelt zu werden und dadurch immer mehr Spielräume, die es hat, und auch qualitative Spielräume für mehr Demokratie aufs Spiel setzt, um den Preis von mehr Sicherheit und Kontrolle, der vielleicht nur ein sehr relativer ist.“
„Für mich ist Facebook, als Beispiel, genau das Gegenteil von Internet. Es ist eigentlich der Tod des Internets, wenn man das so will. Also eine Bedrohung fürs Internet. Ein abgeschlossener Raum, wo auch ganz explizit Strategien verfolgt werden, dass man möglichst nicht mehr aus dieser Welt rauskommt.“
„Es gibt eine Menge Menschen, die sagen, also pass mal auf, mit meiner Kreditkarte bezahle ich im Internet nicht. Die geben aber in Neapel in jedem Ristorante die Kreditkarte für eine halbe Stunde aus der Hand, so dass die im Hinterraum Kopien machen können ohne Ende. Also da sind die Leute, die auf der einen Seite mit ihrer individuellen Paranoia „Hilfe Internet, ich bezahle nicht mit der Kreditkarte“ unterwegs sind. Aber auf der anderen Seite, wenn sie das physisch unter Kontrolle haben, Pizzeria in Neapel, haben sie das Gefühl, sie haben es im Griff.“
„Wenn ich gerade schon von Datenschutz rede, muss ich auch ganz klar sagen, die Naivität bei vielen Nutzern, was den wirtschaftlichen Mechanismus dahinter angeht, ist auch extrem groß. Viele Nutzer fragen sich halt nicht, warum bezahle ich hier kein Geld?“
„Genauso wie Menschen, wenn sie über die Straße gehen, nach links und rechts gucken müssen, um sicherzustellen, dass sie nicht von einem Auto überfahren werden, ist es auch ihre Aufgabe, sich kundig zu machen, bevor sie im Internet Geschäfte machen.“
„Wenn Sie betrunken mit dem Auto gegen eine Laterne fahren, dann tragen Sie auch die Verantwortung und können nicht sagen: ‚Tschuldigung, ich bin doch nur der Endnutzer von Opel.“
„Das meiste ist halt ERROR-40. Kennen Sie nicht? Na, Fehler 40. Das heißt, der Fehler sitzt 40 cm vor dem Monitor.“