2. Zentrale Befunde

Die Bevölkerung in Deutschland zeigt 2016 einen ausgeprägten Internet-Optimismus: 72 Prozent sehen mehr Chancen als Gefahren im Internet (2012: 68 Prozent). Eine Sorge davor, dass in Zukunft vieles nur noch online erledigt werden kann, findet sich lediglich bei 38 Prozent (2012: 47 Prozent). Dass das Internet an Bedeutung im Alltag gewonnen hat, zeigt sich vor allem an folgenden Fakten:

  • Die Menschen fühlen sich heute dem Internet deutlich verbundener und möchten es nicht mehr missen. So kann sich 2016 mehr als die Hälfte (60 Prozent) der Gesamtbevölkerung ein Leben ohne Internet nicht mehr vorstellen (2012: 50 Prozent).
  • Die Menschen verbringen immer mehr Zeit im Internet; 58 Prozent der Menschen sind täglich online (2012: 38 Prozent). Das Internet spielt zunehmend eine bedeutende Rolle für berufliche Zwecke: 23 Prozent nutzen das Netz vier Stunden täglich oder mehr für Schule, Ausbildung oder Beruf (2012: 3 Prozent).
  • Die Internetnutzung ist mobiler geworden. Die Zahl der Smartphone-Besitzer hat sich in den letzten vier Jahren vervierfacht (2016: 68 Prozent; 2012: 16 Prozent). Und fast jeder, der ein Smartphone besitzt, geht damit auch online (92 Prozent).
  • Kommunikation und Interaktion sind zentrale Treiber der intensiveren Internetnutzung. 69 Prozent der Befragten nutzen Soziale Netzwerke. Besonders relevant sind diese weiterhin insbesondere für Jüngere. Allerdings lassen sich in den älteren Kohorten die größten Zuwächse verzeichnen: Die Gruppe der 50- bis 64-Jährigen hat deutlich zugelegt (2012: 43 Prozent; 2016: 70 Prozent), bei den über 64-Jährigen hat sich der Anteil sogar verdoppelt (2012: 9 Prozent; 2016: 19 Prozent).

16 Prozent der Bevölkerung nutzen das Internet nie (2012: 20 Prozent). Die grundsätzliche Haltung gegenüber dem Internet ist allerdings bei den Offlinern deutlich weniger ablehnend als noch 2012:

  • Die Zahl der Offliner, die in der Nutzung des Internets keinen persönlichen Vorteil erkennen können, ist von 55 Prozent in 2012 auf 46 Prozent in 2016 gesunken.
  • Auch haben heute weniger Offliner Angst davor, dass in Zukunft vieles nur noch über das Internet erledigt werden kann. War dies vor vier Jahren noch für 60 Prozent der Offliner voll und ganz zutreffend, liegt der Wert 2016 bei 50 Prozent.
  • 83 Prozent der Offliner lassen Online-Aktivitäten von anderen erledigen, wenn sie etwas „im Internet brauchen“. Sie sind somit zum Teil zumindest „passiv online“.

Das Internet ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen, gleichzeitig werden die digitalen Lebenswelten vielfältiger. Die digitale Gesellschaft driftet weiter auseinander:

  • Das aktualisierte Modell der DIVSI Internet-Milieus zeigt, dass sich die digitale Gesellschaft insbesondere im Bereich der Internet-Intensivnutzer ausdifferenziert. Mit den Netz-Enthusiasten (12 Prozent) und den Souveränen Realisten (15 Prozent) entstehen zwei neue Internet-Milieus mit euphorisch-emotionalem bzw. kritisch-nüchternem Zugang zum Internet.
  • 69 Prozent der Bevölkerung in Deutschland möchten an dem teilhaben, was im Internet geschieht. Das heißt aber nicht automatisch, dass sie dazu auch in der Lage sind. Insbesondere die Internet-Milieus der Unbekümmerten Hedonisten und der Internetfernen Verunsicherten laufen Gefahr, von zentralen Bereichen der Digitalisierung ausgeschlossen zu sein – selbst wenn sie aktive Onliner sind.

Für die Bevölkerung sind Fragen zur Sicherheit im Internet in den letzten vier Jahren immer wichtiger geworden. Gleichzeitig bezweifeln zwei Drittel (68 Prozent) der Menschen, dass Datensicherheit im Internet überhaupt möglich sei (2012 war dies mit 55 Prozent nur etwas mehr als die Hälfte).

Die Skepsis, dass Datensicherheit im Internet überhaupt möglich ist, steht nicht im Widerspruch zum grundsätzlichen Internet-Optimismus; es hat sich vielmehr eine pragmatische Grundhaltung in Sicherheitsfragen etabliert: Den Menschen ist bewusst, dass die Internetnutzung Risiken birgt, gleichzeitig ist es für sie unverzichtbar, online zu sein.

Die Verantwortung für Sicherheit im Internet sehen die Menschen in Deutschland sowohl bei Unternehmen und Staat, als auch bei sich selbst:

  • Bei Sicherheitsfragen schreibt sich ein Großteil der Bevölkerung Eigenverantwortung zu: 82 Prozent sagen, dass jeder selbst für Sicherheit im Internet sorgen müsse.
  • Unternehmen und Staat sehen die Befragten ebenso klar in der Pflicht. Es bestehen jedoch erhebliche Vertrauensdefizite gegenüber diesen Akteuren:
    • 88 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass Unternehmen für einen besseren Datenschutz sorgen müssen. Gleichzeitig gehen 48 Prozent davon aus, dass große Anbieter von Online-Diensten nicht sorgfältig mit persönlichen Daten umgehen. 74 Prozent empfinden es als Gefahr, dass Großkonzerne wie Google oder Facebook immer mehr Daten von Internetnutzern sammeln.
    • 70 Prozent der Befragten ist es wichtig, dass der Staat aktiv für Sicherheit im Internet sorgt. Dabei zeigen sich jedoch Zweifel im Hinblick auf die Umsetzbarkeit: 66 Prozent der Befragten glauben, dass der Staat diesem Auftrag nicht gerecht werden und die Bürger nicht vor den Gefahren im Internet schützen kann.

Das Online-Verhalten der Bevölkerung in Deutschland erscheint teilweise widersprüchlich. Die Befragten handeln scheinbar nicht immer nach den selbstgesetzten Maßstäben:

  • 74 Prozent der Onliner vermuten, dass Informationen, die sie im Internet hinterlassen, prinzipiell von Unternehmen zu Geld gemacht werden. Diese Praxis lehnt ein Großteil der Onliner mit Blick auf die eigenen Daten ab: Nur 21 Prozent können sich vorstellen, einen Tausch von persönlichen Daten gegen Online-Services (wie z.B. Apps) einzugehen. Gleichzeitig werden Online-Dienste, bei denen entsprechende Daten qua Nutzung automatisch preisgegeben werden (z.B. Messenger-Dienste) besonders intensiv genutzt.
  • 64 Prozent der Internetnutzer sagen, dass man sich an einen freieren Umgang mit Daten gewöhnen müsse. Gleichzeitig möchten selbst diese Personen nicht, dass persönliche Daten von ihnen im Internet zu finden sind.

Digital Detox ist kein Trend für Intensiv-Onliner. Insbesondere Personen, die überdurchschnittlich viel Zeit im Netz verbringen, haben ein deutlich weniger ausgeprägtes Bedürfnis nach einer Online-Auszeit als Menschen, die eher selten online sind.