Digital Souveräne

Internet-Milieus: Digital Souveräne

Internet-Milieus zu Vertrauen und Sicherheit im Netz

Soziodemografisches Profil

Geschlecht und Alter Jüngste Gruppe im Typenvergleich:
Altersschwerpunkt unter 40 Jahren, Ø 35 Jahre
Männeranteil: 68%
Lebenssituation Hoher Anteil an Ledigen und an Personen, die unverheiratet
in festen Partnerschaften leben
Mehr als ein Fünftel lebt noch im elterlichen Haushalt
Bildung Höchstes Bildungsniveau im Typenvergleich:
42% haben mindestens Hochschul- bzw. Fachhochschulreife;
15% mit Hochschul-/Fachhochschulabschluss
Beruf Überdurchschnittlicher Anteil in Vollzeitbeschäftigung:
Selbstständige, Freiberufler, qualifizierte und leitende Angestellte
20% sind noch in Ausbildung;
13% sind in der IT- bzw. EDV-Branche tätig
Einkommen Gehobene Einkommensklassen;
41% haben ein monatliches Haushaltsnettoeinkommen
über 2.500 Euro (Gesamt: 31%)

Digital Souveräne (15%) – 10,3 Mio. DIVSI-Milieustudie-Seite-58-Internet-Expertise

Internet-Nutzerprofil

Kurzbeschreibung

Digital Souveräne sind im Internet zuhause und meistens schon mit dem Internet aufgewachsen (Digital Natives). Sie verfügen über eine ausgeprägte IT- Kompetenz und sind entsprechend umfassend und intensiv im Netz unterwegs. Online zu sein ist für sie keine technische Aktivität, sondern Situationsbeschreibung und damit ein selbstverständliches Moment des privaten und beruflichen Alltags.

Digital Souveräne sind junge, ungebundene und flexible Nutzer aus gehobenen, postmodernen Milieus. Sie eignen sich nicht gezielt bestimmtes IT-Wissen an, sondern erwerben dieses im kreativ-spielerischen Umgang, d. h. überwiegend intuitiv. Sie haben großes Selbstvertrauen bei der Internet-Nutzung und wenig Sicherheitsängste. Auch wenn sie wissen, dass Sicherheit und Datenschutz im Internet nicht immer gewährleistet sind, legen sie sich kaum Verhaltenseinschränkungen auf, sondern vertrauen auf ihre Kompetenz und „gefühlte“ Souveränität: „Wer kann im Netz am ehesten überleben? – Wir!“

Internet und Medien in der Lebenswelt der Digital Souveränen

15 Prozent der Deutschen (10,3 Mio.) zählen zu den Digital Souveränen. Vertreter dieser im Durchschnitt jüngsten Gruppe sind meist schon mit dem Internet aufgewachsen und gehören damit zu den „digitalen Eingeborenen“. Technik-Faszination und entspannter Fortschrittsoptimismus sind zentrale Motivatoren, sich mit moderner IT auseinanderzusetzen. Der Umgang mit Computer und Internet ist für sie nicht nur eine Selbstverständlichkeit, sondern gehört zentral zu ihrer Alltagswirklichkeit dazu. So können sich 88 Prozent der Digital Souveränen ein Leben ohne Internet überhaupt nicht mehr vorstellen. Es verwundert daher nicht, dass keine andere Gruppe sich so selbstsicher im Netz bewegt wie sie.

Digital Souveräne sind Vorreiter, wenn es um die Entdeckung und Verbreitung technologischer Innovationen geht und probieren neue Angebote immer als Erste aus. Dementsprechend verfügen sie im Typenvergleich bereits am längsten über einen Internet-Anschluss: Ein Drittel ist schon länger als zehn Jahre online (32 Prozent, Gesamt: 21 Prozent), und über drei Viertel aus dieser Gruppe nutzen das Internet täglich (78 Prozent, Gesamt: 38 Prozent).

Auch bezüglich Hardware sind die Digital Souveränen bestens ausgestattet: Zu Hause verwenden sie meistens einen Laptop (68 Prozent, Gesamt: 40 Prozent), da die flexible ortsunabhängige Nutzung unabdingbar ist: ob auf der Couch, am Küchentisch oder auf dem Balkon. Sogar im Bett greift jeder Fünfte in dieser Gruppe auf Inhalte aus dem Web zu. Zusätzlich verfügen sie meistens über einen Desktop PC (75 Prozent, Gesamt: 58 Prozent). Digital Souveräne sind „always on“: Fast jeder Zweite ist mit einem Smartphone ausgestattet (46 Prozent, Gesamt: 16 Prozent) und unterwegs geht fast jeder Dritte regelmäßig online (30 Prozent, Gesamt: 10 Prozent). Auch Tablet-PCs sind mit sechs Prozent deutlich häufiger als in der Gesamtbevölkerung anzutreffen (zwei Prozent).

Für die neueste Hardware-Komponente sind sie auch gerne bereit, ein hohes Budget für die Anschaffung einzukalkulieren, wenn sich durch die Anschaffung ein technischer Vorsprung gewinnen lässt. Zum Einkaufen gehen sie jedoch nicht in einen Elektronikgroßhandel, denn hier vermuten sie schlecht informierte Verkäufer. Eher würden sie das Personal über die neuesten Entwicklungen von Apple, Samsung und Co. aufklären. Der üblichere Weg ist der Produktvergleich im Netz über Herstellerseiten, Testberichte sowie Foren.

Digital Souveräne sind bei nahezu allen Internet-Aktivitäten überdurchschnittlich vertreten. Sie haben keine Berührungsängste, da sie sich einerseits kompetent fühlen und andererseits ein großes Vertrauen in digitale Medien legen – die Chancen und Möglichkeiten sind für sie bei weitem gewichtiger als die Risiken. Dabei nutzen sie das Internet häufig parallel mit anderen Medien (TV, Musikmedien) und gleichwertig als Arbeitsgerät und Unterhaltungsmedium.

45 Prozent geben an, das Web für Online-Spiele zu nutzen (Gesamt: 27 Prozent) und knapp die Hälfte aller Digital Souveränen lädt kostenlose Filme, Podcasts oder Musik herunter. Doch sie sind im Internet nicht nur Konsumenten, sondern machen häufig davon Gebrauch, im Netz selbst zu gestalten. Dementsprechend beziehen sie nicht nur Informationen, sondern stellen selbst auch Inhalte ein. Durch das Texten, Kommentieren, Bloggen und Posten tragen sie aktiv zur Vielfalt des Angebots bei. Beispielsweise lädt jeder Zweite Digitalfotos und Videos im Internet hoch (49 Prozent, Gesamt: 28 Prozent). 28 Prozent  schreiben  aktiv  in  Blogs  oder  in  Foren  (Gesamt:  11  Prozent), 15 Prozent betreiben eine eigene Homepage oder einen Blog (Gesamt: 6 Prozent). Durch die „glokale“ Vernetzung über Facebook und andere Social-Media-Dienste erweitern sie ihre Handlungsspielräume im Netz und schaffen dadurch auch neue Aktionsfelder jenseits des Internets, denn sie sind nicht nur online, sondern auch offline bestens vernetzt. So nutzen beispielsweise drei Viertel aller Digital Souveränen zumindest gelegentlich soziale Netzwerke wie Facebook oder Xing, während der Nutzeranteil bei Onlinern im Durchschnitt nur bei 40 Prozent liegt. Das Internet ist für sie nicht nur Medium zur Kommunikation und Selbstinszenierung, zugleich ist es auch Inspirationsquelle und Austausch-Plattform für neue (Geschäfts-)Ideen und Experimente.

Mit der zunehmenden Vernetzung haben sich nicht nur die Grenzen zwischen der digitalen und nicht-virtuellen Wirklichkeit verschoben, sondern auch zwischen Arbeit und Freizeit. Für die Digital Souveränen ist die strikte Trennung von Berufs- und Privatleben eine überkommene Vorstellung einer altmodischen unflexiblen Gesellschaft. Wenn man spontan einen guten Einfall hat, möchte man sich gleich nachts um zwei Uhr die entsprechende Domain sichern und nicht warten, bis am nächsten Montag um neun Uhr der Arbeitstag beginnt. Dass die Grenzen zwischen privater und beruflicher Internet-Nutzung zunehmend verschwimmen, zeigt sich auch daran, dass viele das Internet am Arbeitsplatz im Büro ebenso häufig nutzen wie zu Hause (je 51 Prozent). Und privates Surfen kann schnell in einen Arbeitsprozess übergehen, so wie man genauso gut die „Bürozeit“ im Cafe verbringen kann.

Digital Souveräne sind Individualisten. Sie streben nach einem eigenen Lebensweg, in dem sie sich auf kreative Weise selbst verwirklichen möchten. Bewusst distanzieren sie sich von den Konformismen und Konventionen des bürgerlichen Mainstreams, der ihrer Meinung nach zu sehr in eingeschränkten Grenzen und Routinen verhaftet ist. Digital Souveräne möchten in ihrem Leben etwas bewegen und entwickeln einen großen Enthusiasmus dabei, ihren eigenen Lebensthemen und Leidenschaften nachzugehen. Dabei denken sie geografisch und mental in globalen Dimensionen und vertreten eine liberale, weltoffene Grundhaltung. Das Internet bildet vor diesem Hintergrund den idealen Rahmen, um ohne lokale und zeitliche Beschränkungen Neues zu entdecken, weiter zu entwickeln, zu vernetzen und zu vermarkten.

Typische Zitate zur Internet-Nutzung

„Ich bin selbstständig als Bühnen- und Kostümbildnerin und auf den permanenten Kontakt online angewiesen, z. B. mit Regisseuren etc. Von denen bin ich quasi abhängig, daher muss ich erreichbar und in gutem Kontakt mit ihnen sein. Ich muss mein Netz ausbauen, Aufträge bekommen, mir in der Branche einen Namen machen.“

„Via Facebook kann ich meine Band koordinieren, die ich sowieso nur online vermarkte. Auf Youtube stelle ich Musikvideos ein.“

„Ich lese Mails, vermarkte die musikalischen Produkte meiner Band bei Facebook. Dann kaufe ich noch Bücher im Internet und ich recherchiere auch natürlich viel im Internet zu Personen, zu Wissen. Wikipedia benutze ich viel.“

„Ja, also ich nutze es mittlerweile per iPhone viel. Ich nutze es am meisten per iPhone und dann eben per Rechner bei der Arbeit.“

„Ich bin immer online, ja.“

„Am Anfang war ich wie ein kleines Kind und habe das die ganze Zeit genutzt. Ich habe viereckige Augen gekriegt. Mittlerweile habe ich es auch wieder dezimiert die Nutzung, aber schon täglich. Ich finde es gar nicht schlecht, dass man es die ganze Zeit hat. Da kann man es halt persönlich nutzen, wann man es will. Und dadurch kann man es auch kürzer nutzen. Also es ist eigentlich sporadisch und flexibel. Das ist ganz gut.“

„Das hat immer einen konkreten Zweck. Ich will mich entweder informieren oder kommunizieren.“

„Ich kann mich körperlich viel freier bewegen. Ich muss nicht am Schreibtisch sitzen. Ich kann dabei liegen, sitzen, stehen. Das ist vollkommen egal. Ich bin einfach körperlich flexibler durchs Smartphone.“

Einstellung zu und Verständnis von Sicherheit und Datenschutz im Internet

Als intensiven Internet-Nutzern sind diesem Einstellungstyp die Themen Sicherheit und Datenschutz durchaus wichtig (33 Prozent, Gesamt: 26 Prozent). Aufgrund ihrer Kompetenz im Umgang mit dem Internet und ihrem ausgeprägten Selbstbewusstsein sorgen sie sich jedoch recht wenig darum, dass ihnen durch Datenmissbrauch Schaden zugefügt werden könnte.

Dennoch löst die Auseinandersetzung mit der Datenschutz-Problematik teilweise Unbehagen bei den Digital Souveränen aus mit Blick auf die sozialen und politischen Folgen unkontrollierter Datensammlungen. Wenn mehr Sicherheit mit Hilfe von Vorratsdatenspeicherung gewonnen werden soll, weckt das negative Assoziationen in Richtung „Überwachungsstaat“ oder „Gläserner Bürger“. Als Überwachungsinstrument eingesetzt, befürchten Digital Souveräne, dass das Internet für antidemokratische Zwecke missbraucht werden könnte bzw. bereits wird. Insofern reagieren sie sensibel, wenn es um die gesellschaftspolitische Dimension des Themas und die Frage geht, ob der Staat aktiv für Sicherheit im Netz sorgen sollte.

Im Alltag geht dieses Gesellschaftssegment mit dem Thema Datenschutz jedoch eher entspannt um. So räumen drei Viertel dieses Typus ein, dass sie persönliche Informationen zu ihrer Person, wie Bilder, Gedanken etc. auf Blogs und in sozialen Netzwerken von sich preisgeben, und nehmen gleichzeitig an, dass ihre persönlichen Daten sicher bzw. eher sicher aufbewahrt sind – auch wenn sie häufig gar nicht mehr genau nachvollziehen können, wo sie diese bereits preisgegeben haben. Grundsätzliches Vertrauen wird als Vorschuss gewährt. Zwar würde man sich wünschen, dass diese lästige Aufgabe nutzerfreundlicher organisiert wird und dass man insgesamt besser geschützt wäre, ist aber andererseits wenig bekümmert. Man verlässt sich auf die eigene Medien- und Internet-Kompetenz und steht selbstbewusst zu dem, was man über sich im Internet oder in sozialen Netzwerken veröffentlicht.

Digital Souveräne sind nicht ängstlich, eher sind sie einfach nur genervt oder winken müde ab, wenn sie personalisierte Werbemails und „gefakte“ Lottogewinne/Rechnungen etc. erhalten. Sie finden sich damit ab, dass das Internet ein öffentlicher Raum ist und von verschiedenen Interessengruppen für die jeweils eigenen Vorteile genutzt wird, und plädieren sogar wie keine andere Gruppe dafür, dass das Internet ein freies Medium bleibt, das unter keinen Umständen reglementiert werden dürfe (72 Prozent, Gesamt: 49 Prozent). Für Digital Souveräne überwiegen damit die Vorteile, die sich durch die neuen Kommunikationsmöglichkeiten bieten. Datensicherheitslücken sind Teil des Kompromisses, den man für ein freies Netz bereitwillig eingeht. Ob Online-Shopping, Online-Banking oder soziale Netzwerke, stets übertrifft die Nutzungsbereitschaft die Sicherheitsbedenken.

Zur Minimierung der Risiken appelliert man in dieser Gruppe an das eigenverantwortliche und konsequente Handeln der Internet-Nutzer: Gezielte Auswahl veröffentlichter Informationen bzw. Fotos, regelmäßiges Informieren bezüglich bestehender Sicherheitslecks, vor allem bei den großen Internet-Monopolisten, und Einsatz der aktuellsten Sicherheitssoftware. Mit dieser selbstbewussten Einstellung wähnen sich die Digital Souveränen sicher, weitgehend die Kontrolle darüber zu besitzen, welche Spuren sie im Internet hinterlassen. Dabei übertragen sie ihren Anspruch an die Internet-Kompetenz auch pauschal auf andere Internet-Nutzer: Jeder ist selbst für seinen Datenschutz verantwortlich (Selbstverschuldungsprinzip). In diesem Paradigma wird die individualistische Grundhaltung dieser Gruppe deutlich, die nur wenig Verständnis für die Problematik von unerfahrenen Internet-Nutzern aufbringt, insbesondere weil doch die Technik mittlerweile so benutzerfreundlich und selbsterklärend sei.

Bezüglich Datensicherheit fühlen sich die Digital Souveränen bestens ausgerüstet. Sie sichern ihre Daten regelmäßig durch Backups und verwenden aktuelle Sicherheitsprogramme. Vor diesem Hintergrund sehen sie das technische Problem der Datensicherheit, im Sinne einer Absicherung vor Datenverlust (Dokumente, Bilder), als weitgehend gelöst an.

Bei allen Sicherheitsvorkehrungen sind sich die Digital Souveränen dennoch im Klaren, dass es sich immer nur um eine „gefühlte Sicherheit“ handelt. Am ehesten vertraut man Institutionen wie
z.B. Banken und Anbietern mit zertifizierten Zahlungsmöglichkeiten. Paypal steht als vertrauenswürdiges Zahlungstool bei ihnen hoch im Kurs. Dennoch ist ein direkter Ansprechpartner durchaus wichtig, wenn es um Bankgeschäfte und Behördenvorgänge geht. Hier erhoffen sich die Digital Souveränen, dass dann auch mal eher „ein Auge zugedrückt wird“, wenn man etwas versäumt hat – diese Möglichkeit gibt es bei der Online-Abwicklung nicht. Vertrauen vermitteln zudem das Bemühen um ein „wasserdichtes“ Sicherheitskonzept und regelmäßig durchgeführte Sicherheits-Updates. Gegenüber Global Playern wie Facebook und anderen großen Unternehmen wird zwar rhetorisch kultiviert, dass es diesen im Grunde nicht um Sicherheit gehe, sondern nur um „vertrauensbildende Maßnahmen“, um damit Kunden zu gewinnen und zu binden. Auf Facebook verzichten würde man aber dennoch auf keinen Fall, man müsse eben einfach nur wissen, damit richtig umzugehen.

Rechte, die im Grundgesetz stehen, sollten auch online Geltung haben – ebenso wie die meisten Gesetze. Der Staat als Garant von Recht und Freiheit genießt bei den Digital Souveränen ein vergleichsweise großes Vertrauen – das jedoch nicht überstrapaziert werden darf. Der Staat soll zur Sicherheit im Internet beitragen, aber er darf es nicht kontrollieren!

Aufklärung, so lautet die delegative Forderung der Digital Souveränen, ist vor allem bei „den anderen“ nötig, weil in großen Teilen der Nutzerschaft (insbesondere bei den „Kids“) ein kritisches Bewusstsein fehle. Man selbst weiß, dass das Internet ein öffentlicher Raum ist und daher nicht nur Chancen, sondern auch Risiken birgt. Vor diesen Sicherheitsrisiken hat man jedoch keine Angst, weil man sich auf die eigene IT- und Internet-Kompetenz verlässt.

Diese gefühlte Souveränität führt teilweise zur Unterschätzung von Risiken und Überschätzung der eigenen Internet-Kompetenz.

Digital Souveräne (15%) – 10,3 Mio.

Einstellungsprofil

Typische Zitate zu Sicherheit und Datenschutz im Internet

„Ich habe generell kein Vertrauen in Internet-Dienste. Die Gefahr ist aber auch wieder nicht so groß, dass ich diese nicht nutzen würde. Und wenn mich jemand unbedingt orten oder mit Marketing-Angeboten zuknallen will, soll er halt. Wer sich mit meinem Privatleben beschäftigen will, viel Spaß!“

„Wenn zukünftige Chefs oder Personaler einen googlen, finde ich das albern und denke nur: ‚Hättet ihr mich doch gefragt, dann hätte ich‘s euch auch gesagt‘.“

„Für mich gehen da [Datenschutz im Internet] eher negative Gefühle mit einher. Ich denke da an den Überwachungsstaat und das finde ich gefährlich. Ich hab da Ängste und Zweifel bei dem Begriff.“

„Ich sehe das nicht so hysterisch. Ich mache regelmäßig Backups und gehe davon aus, dass das schon halten wird.“

„Datensicherheit im Internet ist wichtig, aber für mich ist es tausend Mal relevanter, dass ich auf der Straße nicht angegriffen oder überfallen werde.“

„Ich habe das Gefühl, ich müsste oft noch viel vorsichtiger sein. Aber gleichzeitig kann ich es sowieso nicht mehr ändern.“

„Es bleibt immer weniger Privates privat, es gibt immer mehr Möglichkeiten, alles von allen mitzukriegen. Aber gleichzeitig schützen sich die Leute auch zunehmend davor, dass andere zu viel mitkriegen.“

„Wenn die Regierung Zugriff auf alle Daten hätte und sie missbräuchlich nutzen würde, für eine Rasterfahndung oder so. Ich möchte keinen Überwachungsstaat, wie das mal in der DDR der Fall war.“

„Wenn jemand meine Identität annehmen würde, das wäre für mich das Schlimmste. Also unter meinem Namen alle möglichen Aktivitäten ausüben würde und du stehst völlig hilflos da.“

„Was schlimm wäre? Regierung tötet Oppositionellen, obwohl er sich versteckt hielt, aufgrund der Auswertung von Handy-Daten.“

„PayPal ist ein Vertrauensmerkmal. Andere Zahlungsweisen sind zu aufwändig bzw. hab ich da nicht so viel Vertrauen. Außerdem, wenn ich etwas ersteigere und PayPal verwende, wird die Ware gleich verschickt. Das ist sicherer als mit Überweisung. Und ich muss nicht ganz vielen verschiedenen Ebay-Nutzern meine Kontodaten geben.“

„Eigentlich vertraue ich Facebook als Medium nicht, man hört ja immer wieder Meldungen, dass man neue Haken bei den privaten Einstellungen machen muss. Dadurch dass ich es aber in dem Bewusstsein nutze, dass es nicht sicher ist, verhalte ich mich so, dass es nicht unangenehm oder gefährlich für mich sein könnte.“

Trendprofil – Digital Souveräne

Erläuterungen zum Trendprofil

Hinsichtlich der soziokulturellen Strömungen zeigen Digital Souveräne eine große Nähe zu Digital Culture. Nicht zuletzt, weil sie mit dem Internet aufgewachsen sind, ist das Medium selbstverständlich in ihren Lebensalltag integriert. Digital Souveräne sind jedoch keine „Nerds“, die nur allein für sich im Internet unterwegs sind. Sie haben das Bedürfnis, mit anderen zusammen zu sein und voneinander zu profitieren, Spaß und Spannung gemeinsam zu erleben und Neues auszuprobieren. Neue Medien sind dabei vor allem Mittel zum Zweck, nicht der Inhalt selbst.

Ich-Vertrauen ist der zentrale Begriff für die starke Ausprägung bei Autonomy und Adaptive Navigation. Das eigene Leben ist ein Projekt, das man aus sich selbst heraus entwickelt im Vertrauen auf die eigenen Fähigkeiten. Mit Selbstverantwortung und Selbstmanagement sind Digital Souveräne offen und neugierig auf die Chancen des Lebens, um sie aktiv zu nutzen für den eigenen Erfolg (Leistungsethos) und die permanente Weiterentwicklung der Persönlichkeit. Offenheit und Vielfalt, sowie neue Denkweisen werden sowohl für das eigene Leben als auch gesellschaftlich als Chance und sogar Notwendigkeit gesehen, um positiv gestaltend komplexeren Anforderungen globaler Zusammenhänge zu begegnen (Diversity). Die Vernetzung und ständige Verfügbarkeit der neuen Medien bieten dafür Möglichkeiten, die aktiv genutzt werden. Hedonism findet sich bei den Digital Souveränen nicht als kruder Hedonismus, sondern eher als allgemeine Erlebnisorientierung in einer Verbindung von Spaß, aktivem Genuss und – nicht statt – Leistung. Unterhaltungsmöglichkeiten des Internets, passiver wie kreativer Art, werden gern und häufig genutzt.

Wohnbild-Collage: Digital Souveräne

Fall 1

Diese Collage zeigt die Wohnung einer Studentin der Kulturwissenschaften. Sie ist 24 Jahre alt und ledig. Die Wohnung ist insgesamt sehr übersichtlich eingerichtet. Das erste Bild links oben zeigt ihr Wohnzimmer, in dem die einzelnen (Einrichtungs-)Gegenstände jeweils klar zugeordnete Plätze haben. An der Wand hängt ein Bild mit Retro-Motiv: Die darauf abgebildeten VW-Bullis sind Kultsymbole der Surfer-Szene.

Alle Räume wirken sehr hell und klar. Es befindet sich nur wenig Gegenständliches in der Wohnung, dadurch gewinnen die einzelnen Objekte mehr Bedeutung. Digital Souveräne schätzen und inszenieren, was sie besitzen (siehe die ausgestellten Schuhe im Regal); man möchte eine Wohnung nicht einfach füllen. Digitale Medien treten dominant hervor: der Plasma-Flachbildschirm mit dem darunter stehenden DVD-Regal, der Apple-Laptop auf dem Schreibtisch und eine zusätzliche Desktop-Station. Diese technischen Geräte weisen nicht nur auf omnipräsente Multimedia-Nutzung hin, sondern demonstrieren auch die Zugehörigkeit zur modernen digitalen Lifestyle-Kultur.

Wohnbild-Collage: Digital Souveräne

Fall 2

Die zweite Collage zeigt die Wohnung einer 26-jährigen BWL-Studentin, die einige Jahre in Australien gelebt hat und ledig ist.

Im Vergleich zu Fall 1 fällt auf, dass die Räume üppiger, weniger minimalistisch gestaltet sind. Ausgestattet ist das Zimmer mit einem Bett, einem Sekretär mit Stuhl und mehreren Schränken und offenen Regalen, die mit Büchern und anderen persönlichen Gegenständen bestückt sind.

Auch hier ist ein Bemühen um Ästhetisierung der Alltagsumgebung durch einen bewussten Stil-Mix zu erkennen: Das weiße MacBook steht auf einem antiken Sekretär, die Heizung wird zum Dekoboard umfunktioniert, darüber ist ein altes Spiegelschränkchen angebracht, in der Küche wird ein brauner Tisch mit einem weißen Stuhl und grünen Kissen kombiniert.