Unbekümmerte Hedonisten

Internet-Milieus: Unbekümmerte Hedonisten

Internet-Milieus zu Vertrauen und Sicherheit im Netz

Soziodemografisches Profil

Geschlecht und Alter Jüngere und mittlere Altersgruppen, Ø 42 Jahre
Verteilung von Männern und Frauen wie in der Grundgesamtheit
Lebenssituation Überdurchschnittlicher Anteil an Ledigen,
aber geringster Anteil Alleinlebender im Typenvergleich
Meist verheiratet oder in festen Partnerschaften lebend,
überwiegend 2- bis 3-Personen-Haushalte
Bildung Verteilung der Bildungsabschlüsse wie in der Grundgesamtheit
46% haben einen Hauptschulabschluss (Gesamt: 48%),
25% haben Hochschul-/Fachhochschulreife (Gesamt: 25%)
Beruf Überwiegend in Vollzeit Beschäftigte; 15% sind noch in Ausbildung Einfache/mittlere Angestellte und Beamte, Arbeiter und Facharbeiter
Einkommen Mittlere Einkommensklassen; 48% haben ein monatliches Haushaltsnettoeinkommen zwischen 1.750 Euro und 3.000 Euro

Unbekümmerte Hedonisten (12%) – 8,7 Mio. DIVSI-Milieustudie-Seite-86-Internet-Expertise

Internet-Nutzerprofil

Kurzbeschreibung

Unbekümmerte Hedonisten sind funorientierte Nutzer mit mittlerer Internet-Kompetenz und -Erfahrung, aber wenig Berührungsängsten mit dem Medium (Digital Natives). Sie schätzen den bequemen Zugang zu Entertainment und Kommunikation und nutzen intensiv soziale Netzwerke, Musik- und Spielangebote.

Im Internet ist dieses Gesellschaftssegment auf der Suche nach Unterhaltung, Ablenkung und Bestätigung, nicht zuletzt als Gegenpol zum teilweise als unspektakulär empfundenen Alltag. Sie setzen sich gerne intensiven Reizen aus und nutzen häufig mehrere Medien parallel.

Ihr Gefahrenbewusstsein im Internet ist gering ausgeprägt, dementsprechend haben sie kaum Sicherheitsängste und blenden die Risiken aus – wichtiger ist der Spaß und der persönliche Nutzenfaktor („Relaxed im Web“). Charakteristisch ist die sorglose Einstellung zur Problematik der Datensicherheit und des Datenschutzes: Warum Sorgen machen, das Internet ist ohnehin unkontrollierbar.

Internet und Medien in der Lebenswelt der Unbekümmerten Hedonisten

Im Leben der Unbekümmerten Hedonisten spielt das Internet eine zentrale Rolle als schneller, unkomplizierter Weg zu Unterhaltungsangeboten aller Art. Das Internet bedeutet für sie grenzenlosen Freiraum und Austausch mit Gleichgesinnten; es ist nicht nur ein Ort, an dem man sich informiert oder verabredet, sondern an dem man auch lebt und sich ablenkt von den Pflichten und Zwängen des Alltags. Hier stößt man auf Dinge, Menschen und Themen, die besonders und ungewöhnlich sind und die einem im realen Umfeld nicht an jeder Ecke begegnen. Im Internet möchte man etwas entdecken und überrascht oder gepackt werden von Inhalten und Chats. Die Zukunft sehen sie eindeutig digital und gehen davon aus, dass das Internet vieles erleichtern wird, was heute noch mühsam und umständlich ist.

Dieses Internet-Milieu zählt bei technologischen Neuerungen nicht zu den ersten Entdeckern, ist aber recht frühzeitig dabei: Die Hälfte ist erst seit drei bis sieben Jahren online (48 Prozent, Gesamt: 38 Prozent), aber schnell hat sich dieses Medium fest in den Alltag integriert und ist nicht mehr wegzudenken: Die Hälfte geht täglich online (48 Prozent, Gesamt: 38 Prozent). Sie sind gut mit Hardware ausgestattet (Desktop PCs: 64 Prozent, Gesamt: 58 Prozent, Laptop: 42 Prozent, Gesamt: 40 Prozent) und haben ein gewisses Faible für neue Entwicklungen, wie beispielsweise Tablet-PCs (4 Prozent, Gesamt: 2 Prozent). Die Geräte, die sie besitzen, nutzen sie intensiv und ohne Vorbehalte. Der Smartphone-Besitz ist leicht überdurchschnittlich (19 Prozent), sie nehmen jedoch beispielsweise Location Based Services deutlich häufiger in Anspruch als die Gesamtheit der Smartphone-Besitzer (15 Prozent, Gesamt: 8 Prozent). Für 15 Prozent ist die Spielkonsole unentbehrlich (Gesamt: 14 Prozent).

Unbekümmerte Hedonisten nutzen in ihrer Freizeit möglichst viele verschiedene Medien gleichzeitig. Man ist bei Facebook eingeloggt, hört Musik, sieht parallel fern (dann meistens ohne Ton) und isst nebenbei Abendbrot. Online zu sein, ist somit schon deshalb so bedeutsam für diesen Typus, weil damit mehrere Medien gleichzeitig „geschaltet“ sind und man so zwischen den Welten und Interessen hin- und herwechseln kann.

Unbekümmerte Hedonisten sind offen und experimentierfreudig und probieren technische Neuerungen und entsprechende Angebote überdurchschnittlich häufig sofort aus (47 Prozent, Gesamt: 21 Prozent). Gerne folgen sie spontanen Impulsen, auch wenn dadurch der Tagesplan völlig durcheinander gerät. Häufiger ertappen sie sich dabei, eigentlich nur kurz etwas im Netz nachschauen zu wollen und sich dann doch von einem zum nächsten Link treiben lassen und stundenlag vor dem Rechner verbringen – ganz ohne Grenzen, Regeln und Schranken. Das Internet bedeutet für sie Freiheit, die sie als Ausgleich zur Arbeitswelt genießen – in der sie sich zumeist Vorschriften unterordnen und Verhaltenserwartungen bedienen müssen. Bei vielen, gerade jüngeren Vertretern ist der Computer den ganzen Tag an, damit sie ihn nicht erst hochfahren müssen, wenn sie spontan etwas nachschauen oder jemanden „anfunken“ möchten.

Das Internet ist vor allem Kommunikations- und Unterhaltungsmedium. Unbekümmerte Hedonisten sind häufig in sozialen Netzwerken aktiv, wo sie sich mit Gleichgesinnten austauschen, sich von Vorlieben und Neuigkeiten ihrer Freunde inspirieren lassen und auch neue Kontakte knüpfen. Hier erfahren sie regelmäßig, welche Clips angesagt sind oder wo die nächste Party stattfindet. Bereitwillig präsentieren sie Höhepunkte aus ihrem Privatleben bei Facebook, MeinVZ und Co. und haben Spaß daran, andere zu beeindrucken, zu verblüffen oder zu provozieren. Vergleichsweise häufig nutzen sie auch Filesharing in Netzwerken (7 Prozent, Gesamt: 3 Prozent) oder laden Musik und Videos runter. Preisvorteile im Internet nehmen sie vor allem dann wahr, wenn diese direkt erlebt werden, wie beispielsweise (kostenfrei) SMS zu senden oder zu empfangen (27 Prozent, Gesamt: 22 Prozent). Seltener informieren sie sich geplant über Produkte und Dienstleistungen (32 Prozent, Gesamt: 50 Prozent). Dies liegt weniger an mangelnder Kompetenz als vielmehr an ihrem überwiegend spontanen Einkaufsverhalten. Wenn man etwas Schönes sieht, kauft man es, ohne vorher lang zu überlegen. Zum strukturierten Recherchieren oder Arbeiten nutzen sie das Netz ohnehin selten.

Typische Zitate zur Internet-Nutzung

„Das Internet hat etwas Saugendes. Man klickt hier und dort und landet plötzlich ganz woanders, ruckzuck sind zwei Stunden weg!“

„Abends bin ich viel unterwegs im Internet, auch auf den Sexseiten. Bei Online-Spielen kann ich so schnell nicht mehr aufhören.“

„Ich benutze schon Skype relativ viel, weil ich viele internationale Freunde habe. Da kann man gut miteinander telefonieren.“

Online Banking: „Ich empfinde es als absolut notwendig, einfach nur, weil ich länderübergreifend Geld beziehe und Geld bezahle. Geht nicht anders. Ich gehe überhaupt nicht mehr zu Banken hin und das schon recht lange jetzt.“

„Wenn der Winter kommt, surfe ich brutal viel im Internet.“

„Jeden Tag. Als allererstes lösche ich unnötige E-Mails, dann gucke ich auf mein Konto und dann surfe ich drauf los, was mir am Tag über irgendwie im Kopf rumschwebt, wenn ich irgendwelche Fragen habe oder sogar Rezepte suche.“

„Ich kaufe mir dann halt irgendwas und habe das Geld online überwiesen, das ist eine super Sache, auf jeden Fall.“

„Ich mache oft, wenn ich Sachen suche, einen Screenshot. Also wie Notizzettel, die ich selber auf dem Desktop liegen habe, wo ich schnell wieder zugreifen kann.“

„Ich höre viel im Internet Musik. Also ich nutze in letzter Zeit oft Youtube.“

„Ich setze mich gerne davor, ich bin auch in verschiedenen sozialen Netzwerken angemeldet, wie Facebook oder StudiVZ. Wo man halt auch so mit Freunden halt mal schreiben kann.“

„Ebay finde ich nicht schlecht. Da kaufe ich auch schon mal das ein oder andere. Ich google auch schon mal diverse Dinger, ich könnte allerdings auch nicht spontan sagen was.“

„Also online spielen, da gibt es im Internet eine Seite, die heißt Spiel-Mit.com. Da spiele ich aber nicht mit anderen Nutzern. Da kann man so verschiedene Online-Spiele spielen, beispielsweise Mahjong, oder aber auch Tetris, das ist aber auch wirklich so, das finde ich pure Entspannung.“

„Also ich habe mir schon mal online einen Antrag von einer Behörde heruntergeladen.“

„Selbst, wenn man jetzt so Spiegel Online oder so geht, dass man dann einen Artikel anklickt und dann ein Interview …, ein Interview und dann kommt plötzlich wieder so ein Fenster, diese Artikel könnten Sie auch interessieren. Und dann ist man am gucken, gucken und…“

Einstellung zu und Verständnis von Sicherheit und Datenschutz im Internet

Obwohl Unbekümmerte Hedonisten recht freizügig persönliche Daten ins Netz stellen und vielfältige Funktionen und Angebote nutzen, machen sie sich wenig Gedanken über Sicherheit und Datenschutz im Internet. Unvergrübelt und offen haben sie nur geringe Vorbehalte gegenüber möglichen Risiken und sind kaum für Themen wie Internet-Kriminalität, „Gläserner Staatsbürger bzw. Konsument“ sensibilisiert. Entscheidende Maxime beim Surfverhalten ist der Spaß und der persönliche Nutzen. Sie agieren ohne große Sicherheitsbedenken und blenden die Risiken teils bewusst (bitte keine Spaßbremsen!), teils unbewusst (habe ich noch nie drüber nachgedacht) aus. Deswegen ist diese Gruppe den Gefahren im Internet am stärksten ausgesetzt.

Private Daten werden – sofern gewünscht – relativ bedenkenlos angegeben: in Singlebörsen oder auf eigenen Homepages ebenso wie bei Gewinnspielen oder Shoppingseiten. Die Hälfte von ihnen hat persönliche Informationen in sozialen Netzwerken hochgeladen (40 Prozent, Gesamt: 32 Prozent) und vier von zehn speichern Digitalfotos oder Videos im Internet (Gesamt: 27 Prozent). Da es in ihrem Umfeld völlig normal ist, Privates online zu kommunizieren und verfügbar zu halten, empfinden sie es auch nicht als gefährlich, denn schließlich nivelliert sich aus ihrer Sicht dadurch die Gefahr: Wenn alle alles Private öffentlich machen, gibt es ohnehin keine Privatsphäre mehr, die zu schützen wäre. Dementsprechend speichern sie ihre Passwörter, verwenden eine personalisierte Googlesuche und möchten keinen Skriptblocker verwenden, da dieser nur ständig weggeklickt werden müsste. Ältere Vertreter dieses Gesellschaftssegments haben etwas stärkere Vorbehalte, ihre Daten preiszugeben. Sie achten durchaus darauf, die eigene Privatsphäre zu schützen. Jüngeren Vertretern, die mit dem Internet aufgewachsen sind, erscheint es häufig zu abstrakt, sich mit der Problematik des Datenschutzes auseinanderzusetzen. Zudem möchten sie ungern auf die liebgewonnen Möglichkeiten verzichten, die sie sich durch Foren und soziale Netzwerke erschlossen haben. Virtuelle Locations, in denen sie ihre Neigungen und Interessen verfolgen, sich inspirieren lassen, sich selbst auf vielfältige Weise inszenieren, darstellen und anderen mitteilen können, sind zu einem essentiellen Bestandteil ihres Alltags geworden.

Dieses Gesellschaftssegment erwartet nicht, dass ihre Daten im Internet sicher vor Missbrauch sind, vielmehr blenden sie Gefahren einfach aus. Dem Statement „Ich mache mir um die Sicherheit im Internet keine Gedanken, was soll mir schon passieren“ stimmen sogar 62 Prozent dieses Typus zu (Gesamt: 22 Prozent). Schlimmer als Datenmissbrauch wäre ein fehlender Facebook-Zugang; fataler als ein gehacktes Benutzerkonto wäre die Vorstellung, ohne Internet leben zu müssen.

Sie sehen sich nicht als lohnenswerte Zielscheibe von Hack-Attacken und können nicht nachvollziehen, was Unternehmen mit Informationen über sie anfangen wollen; denn auf welche Party sie gehen, wie sie die aktuelle Wetterlage beurteilen und wem sie alles zum Geburtstag gratulieren, kann unmöglich für die Wirtschaft von Interesse sein. Lediglich bei den eigenen Kontodaten räumt man ein, dass hier ein gewisses Risiko besteht, dass diese zweckentfremdet werden. Jedoch sehen sie keinen Grund, warum ein Hacker ausgerechnet ihre Daten haben wollen würde, wenn er doch gleich die ganze Bank hacken könnte und andere außerdem viel mehr Geld auf ihrem Konto hätten.

Die Frage, wer letztlich die Verantwortung für den Datenschutz im Internet trägt, ist für Unbekümmerte Hedonisten sekundär. Darüber machen sie sich nicht viele Gedanken, weil sie ohnehin nicht erwarten, dass ihre Daten sicher bzw. vor dem Zugriff Dritter geschützt sind. Für sie ist es selbstverständlich, dass das Internet unkontrollierbar ist und überall Sicherheitslücken bestehen. Sie verweisen darauf, dass in den Datenschutzrichtlinien von Internetportalen zwar meistens angegeben werde, dass die Daten nicht weitergeben würden, bezweifeln jedoch stark, dass dies auch eingehalten wird. Schließlich bekommen sie regelmäßig Spams, ohne zu wissen, woher die Absender ihre Mailadressen hätten. Das ist für sie ein Beweis, dass es auf diesem Gebiet ohnehin nicht ganz korrekt zugeht.

Grundsätzlich misstraut diese Gruppe sämtlichen Institutionen bezüglich der Einhaltung des Datenschutzes. Staatliche Institutionen möchte man auch nicht für die Sicherung des Datenschutzes beauftragt wissen. Dem Staat vertraut man nicht und ist skeptisch gegenüber entsprechenden Regulierungs- und Überwachungsabsichten und dem „Kontrollwahn“ der Behörden. Vor diesem Hintergrund positionieren sie sich auch deutlich gegen den mit digitalem Chip versehenen Personalausweis – zumal dieser für sie selbst keinerlei erkennbaren Vorteil bietet.

Hackern trauen sie grundsätzlich zu, sämtliche Daten im Netz beschaffen zu können; daraus ziehen sie jedoch selbst keine Konsequenzen. Sie sehen das Internet insgesamt weniger als demokratischen oder gar hierarchisch strukturierten Raum – stattdessen schreiben sie ihm einen anarchistischen Charakter zu. Da das Netz jeglicher Gesetze entbehrt, sehen sie es als überflüssig, sich selbst Verhaltensreglementierungen aufzubürden. Ohnehin haben Unbekümmerte Hedonisten meistens keinen Überblick mehr, wo sie private Daten im Netz angegeben haben. Das Wissen, dass digitale Informationen, die auf einem Computer mit Internetzugang gespeichert sind, nicht sicher sind und – wenn sie erst mal im Netz sind – nicht mehr gelöscht werden können, mündet in einer fatalistischen Einstellung gegenüber dem Datenschutz: Datenschutz ist immer eine Illusion. Deswegen bezweifeln sie auch die Sinnhaftigkeit des Versuchs, verbindliche Gesetze zur Reglementierung des Internets einzuführen, und plädieren für ein freies, unbeschränktes Internet.

Zwar ist die fatalistische Einstellung gegenüber Datenschutz bei den Unbekümmerten Hedonisten sehr präsent – jedoch sehen sie auch eine gewisse Eigenverantwortung im Umgang mit privaten Daten. Sie sehen Grenzen, dass man sich selbst auch nicht zu leichtsinnig verhalten dürfe – schließlich wisse jeder, dass das Internet keine Privatsphäre bietet. Wenn man sich ungeschickt verhält, sei man selbst Schuld und müsse eben die Konsequenzen tragen. Unbekümmerte Hedonisten wissen meist auch einige Anekdoten über peinliche Missgeschicke zu erzählen, über die sie sich gern im Freundeskreis amüsieren. Klar ist in jedem Fall und folglich als Handlungsrichtlinie internalisiert: Illegale Aktionen sollte man nicht bei seinen Statusmeldungen posten.

Das Problembewusstsein, digital gespeicherte Daten auf dem eigenen Rechner oder im Internet zu verlieren, ist sehr gering. Generell sind sie sich bewusst, dass sie ihre Daten durch Backups schützen sollten, machen dies aus Bequemlichkeitsgründen jedoch nur selten. Bei Daten im Internet sind sie sehr zuversichtlich, dass sie diese wieder bekommen, auch wenn sie verloren gehen sollten (59 Prozent, Gesamt: 24 Prozent). Ansonsten vertrauen sie auf voreingestellte Software-Programme, um sich vor Viren oder fremden Zugriffen zu schützen. Begrüßt werden in diesem Bereich automatische Service-Angebote, mit denen man sich nicht tiefergehend beschäftigen muss. Je geringer der erforderte Aufwand und die notwendige Zeit, desto eher werden diese Angebote von den Unbekümmerten Hedonisten in Anspruch genommen.

Unbekümmerte Hedonisten (12%) – 8,7 Mio.

Einstellungsprofil

Unbekümmerte Hedonisten können für die Risiken im Kontext Datenschutz und Datensicherheit nur schwer sensibilisiert werden. Nur tatsächliche negative Erfahrungen von Datenmissbrauch im näheren Umfeld erzeugen ein gewisses Unbehagen. Dieses blendet man jedoch schnell wieder aus und hofft, dass man selbst von einem „Daten-Fukushima“ verschont bleibt.

Typische Zitate zu Sicherheit und Datenschutz im Internet

„Ja, also mit meinen persönlichen Daten kann das Internet eigentlich Ball spielen. Das heißt, da kann die eine Seite der anderen Seite meine Daten zusenden, wie auch immer, da weiß ich ja gar nichts von, da merke ich auch gar nichts von.“

„Mein Rechner macht automatisch Updates, da muss ich mich nicht drum kümmern.“

„Datenschutz? Habe ich mir noch keine Gedanken zu gemacht!“

„Ich glaub kein Stück, dass meine Daten sicher sind.“

„Da blicke ich nicht durch, was Datenschutz angeht.“

„Im Internet sollte eine gewisse Anarchie sein.“

„Datensicherheit heißt für mich eigentlich, alles was ich angebe, bleibt bei demjenigen, dem ich es gegeben habe. Oder das erwarte ich jedenfalls. Und das sichert mir das Internet aber nicht zu. Überhaupt nicht.“

„Facebook und Sicherheit, da ist das Vertrauen sehr gering.“

„Was einmal drin steht, kann man nicht mehr löschen!“

„Die blöde Werbung stört mich… ich krieg ja so schon so viel Werbung in mein Postfach.“

„Die Daten sind nicht sicher, weil sie gespeichert werden, wenn jemand will, dann kommt er da ran.“

„Aber ich frage mich auch immer, was die mit den Daten machen wollen, außer jetzt Kontodaten, wenn ich bei Facebook geschrieben hab ‚Jo, ich mach Party‘, das interessiert doch keinen.“

„Ich freue mich, wenn mein Virenscanprogramm meldet, kein Virus gefunden!“

„Aber ich fand das (Angeben privater Daten) eigentlich recht easy, weil ich finde, so, das klingt nicht gefährlich, das machen jetzt auch ein paar Freunde von mir.“

„Ich vertraue grundsätzlich keiner Institution. Wie war das noch mit der Stasi? Man weiß nie, wer welche Daten bespitzelt.“

„Ich fühle mich überprüft bei dem elektronischen Perso, ich sehe da nicht den wirklichen Vorteil für mich.“

„Ich fände es schier verrückt, für das Internet Grundregeln zu erstellen, weil das ganze Ding besteht ja nur aus Hintertüren und jeder Betreiber guckt, da seine Lücken zu finden.“

Trendprofil – Unbekümmerte Hedonisten

Erläuterungen zum Trendprofil

Bei den Unbekümmerten Hedonisten sind Digital Culture, Diversity, Hedonism und Underdog Culture stark ausgeprägt.

Digital Culture verweist auf die enorme Bedeutung, die das Internet und insgesamt die digitale Welt in ihrem Leben einnimmt. PC und Handy sind Erweiterungen der eigenen Sinne und werden damit zu einer zweiten Natur, d. h. sie werden so selbstverständlich, dass sie nicht mehr als technisches Hilfsmittel, sondern als direkter Kontaktpunkt erlebt werden.

Die Leitströmung Hedonism äußerst sich darin, dass Spaß und Unterhaltung Dreh- und Angelpunkt ihres Lebens ausmachen. Auch im Netz suchen sie entsprechende Angebote, stets darauf bedacht, sich von dem eigentlich langweiligen Alltag mitsamt seinen Routinen und Zwängen abzulenken. Dabei distanzieren sie sich bewusst von Konventionen und Verhaltenserwartungen des Mainstreams und schrecken nicht davor zurück, im Netz durch „Abgefahrenes“ zu provozieren und Normen in Frage zu stellen.

Das Auflehnen gegenüber bürgerlichen Norm- und Wertvorstellungen (Underdog Culture) kommt nicht von ungefähr, es ist vielmehr eine Trotzreaktion darauf, den Ansprüchen und Erwartungen nicht zu genügen. Da sie sich teilweise ausgegrenzt fühlen, schlüpfen sie im Internet in neue Rollen und Identitäten und suchen sich dort ein soziales Umfeld, in dem das Sozialprestige nicht über herkömmliche Charakteristika (Einkommen, Berufsstatus) erlangt wird (Trash- und Szene-Kulturen).

Wohnbild-Collage: Unbekümmerte Hedonisten

Fall 1

Diese Bilder zeigen die Wohnung eines Unbekümmerten Hedonisten, der als Schlosser und Hausmeister arbeitet. Er ist 36 Jahre alt, ledig und hat keine Kinder.

Die Wohnung hat keinen einheitlichen Stil, sondern ist ein Sammelsurium von Möbelstücken und Dekorationsgegenständen unterschiedlicher Provenienzen. Dinge sind bewusst nicht an festen Plätzen und es gibt nicht immer „typische“ Möbel, die man in einer Wohnung erwartet. Die Matratze liegt auf dem Boden, Klamotten und Gebrauchsgegenstände sind neben einem Pappkarton im Schlafzimmer verteilt.

Am Schreibtisch sammeln sich viele Dokumente und Gegenstände; ein Flachbildschirm (gerade an), Tastatur und Maus sind ebenso zu finden wie eine Getränkeflasche, Krimskrams und ein Stoffkuscheltier. Im Wohnzimmer ist ein Zweipersonen-Bett mit Kissen zur Couch umfunktioniert, so dass man von einer Sitz- direkt in eine Liegeposition wechseln kann.

Wohnbild-Collage: Unbekümmerte Hedonisten

Fall 2

Diese Bildercollage zeigt die Wohnung einer ungelernten, arbeitssuchenden Frau, die 39 Jahre alt ist und ein Kind hat. Auch diese Wohnung verfolgt im Einrichtungsstil kein einheitliches Konzept. Viele Dinge kommen nach und nach hinzu, je nachdem, was einem begegnet oder was man gerade erlebt (z. B. kreative Malphase der kleinen Tochter, die die Küchenwände dominiert). Bei den Unbekümmerten Hedonisten gibt es Wichtigeres im Leben als eine ordentliche Wohnung. Muss man spontan aus dem Haus, werden die Klamotten nicht erst wieder in den Schrank gehängt, sondern schnell auf Stühlen und Sesseln „zwischengelagert“.

Der Laptop ist auf einem kleinen, weißen Tischchen direkt neben der Couch platziert. Unbekümmerte Hedonisten sitzen selten beim Surfen an einem Schreibtisch. Der Laptop ist vorwiegend auf dem Schoß, man macht es sich bequem; gerne nimmt man das Gerät auch mit ins Bett und trinkt dazu ein Bier.