4.1 Zugangsmöglichkeiten zu digitalen Medien: Eine Frage des Einkommens?

Kindern steht ein großes Spektrum digitaler Medien zur Verfügung

Kinder im Alter von 3 bis 8 Jahren haben zu Hause vielfältige Möglichkeiten, auf digitale Medien zuzugreifen. Knapp die Hälfte der Kinder spielt an Spielekonsolen. Ein Drittel der Kinder nutzt bereits Smartphones, die in Familien recht weit verbreitet und zum Teil auch mehrfach vorhanden sind, da sowohl die Mutter als auch der Vater eines besitzen. Dass Kinder Zugriff auf Tablets haben und diese nutzen, kommt im Vergleich zu Smartphones deutlich seltener vor (8 Prozent). Dieser Befund deckt sich mit dem Vorhandensein von Tablets in Familien in Deutschland: Nur 20 Prozent der Familien mit Kindern im Alter von 3 bis 13 Jahren besitzen ein Tablet.1 Der Fernseher2 ist nach wie vor das Leitmedium der Kinder: 97 Prozent der 3- bis 8-Jährigen schauen fern.

Ob Kinder Zugang zu digitalen Medien haben oder nicht, ist, wie die folgende Grafik veranschaulicht, weitgehend unabhängig vom Einkommen der Eltern. Einzig bei der Tabletnutzung bestehen klare Unterschiede zwischen den Kindern von Gering- und Besserverdienenden. Tablets sind aufgrund des hohen Kaufpreises seltener in den Haushalten mit niedrigerem Einkommen vorhanden. Insgesamt stehen Kindern aber über Einkommensschichten hinweg nahezu gleichwertige Zugangsmöglichkeiten in die digitale Welt zur Verfügung.

Gerätenutzung von Kindern

Breit gefächerte Ausstattung mit eigenen Endgeräten ab dem sechsten Lebensjahr

Wenn Kinder sich mit digitalen Medien beschäftigen, so geschieht dies längst nicht nur mit den Geräten der Eltern, sondern auch an eigenen Geräten. Knapp ein Drittel der 6-Jährigen besitzt eine eigene Spielekonsole, bei den 8-Jährigen sind es bereits 42 Prozent. Diese befindet sich häufig im eigenen Kinderzimmer und ist in der Regel an den Fernseher – der häufig auch von den Kindern selbst besessen wird – angeschlossen.

Der Besitz eines Handys (kein Smartphone) verdreifacht sich vom sechsten bis zum siebten Lebensjahr: 7 Prozent der 5-Jährigen und 21 Prozent der 6-Jährigen besitzen ein Handy. Begründet ist dies häufig dadurch, dass Eltern nicht nur die Sicherheit, sondern auch die Erreichbarkeit ihrer Kinder auf dem Schulweg gewährleisten möchten. So werden Absprachen und Verabredungen häufig spontan getroffen, oder Eltern teilen ihren Kindern „Planänderungen“ zum weiteren Tagesablauf über das Handy mit, was eine Alltagserleichterung für die Eltern bedeutet. Dass Kinder Smartphones und/ oder Computer bzw. Laptops besitzen, ist ab dem achten bzw. neunten Lebensjahr häufiger der Fall: 19 Prozent der 8-Jährigen besitzt ein eigenes Smartphone und 17 Prozent dieser Altersgruppe einen eigenen Computer/Laptop.

Der Kinder-Lerncomputer fungiert häufig als spielerische Einführung in die Nutzung „vollwertiger“ Computer und ist besonders bei 5-jährigen Kindern präsent (27 Prozent). Wie die qualitativen Gespräche und Beobachtungen gezeigt haben, löst der Lerncomputer bei kleinen Kindern zunächst Begeisterung aus, da er von Format und Größe an einen „echten“ Computer erinnert. Nach einer gewissen Zeit wird er jedoch vor allem als ein Spielzeug unter vielen wahrgenommen, verliert seinen Reiz und bleibt eher ungenutzt. Nur 10 Prozent der 8-Jährigen besitzen (noch) einen Lerncomputer.

Einkommensunterschiede zeigen sich im Zusammenhang mit dem Gerätebesitz vor allem beim Kinder-Lerncomputer und bei Handys (keine Smartphones). Lerncomputer finden sich häufiger bei Kindern von Hochverdienern. Eltern mit niedrigem Einkommen statten ihre Kinder bei Schuleintritt seltener mit Handys aus. Ob Kinder Spielekonsolen, Smartphones und Computer/Laptops besitzen, ist jedoch weitgehend unabhängig vom Einkommen der Eltern.

Gerätenutzung von Kindern

Welche digitalen Medien im Alltag genutzt werden, ist eine Frage des Alters der Kinder

Die vorausgehenden Erkenntnisse zum Gerätebesitz deuten bereits an, dass die einzelnen Endgeräte mehr oder weniger steile „Karrieren“ entlang der Altersentwicklung des Kindes durchlaufen: Während die Spielekonsole einen rasanten Anstieg bei 3- bis 6-Jährigen Kindern erlebt, entwickelt sich die Nutzung des Computers/Laptops eher kontinuierlich, um dann mit Schuleintritt sprunghaft anzusteigen.

Der Spielekonsole kommt vor allem im Alltag 5- bis 7-jähriger Kinder eine ausgeprägte Rolle zu: Schon knapp die Hälfte der 5-Jährigen spielt auf einer Konsole, bei den 7-jährigen Kindern sind es dann 64 Prozent. Auch die in den Familien durchgeführten qualitativen Interviews veranschaulichen die Bedeutung der Spielekonsole im Medienalltag von Kindern. Diese wird häufig explizit für Kinder angeschafft, mit klarem Unterhaltungs- bzw. Spielefokus. Genutzt wird sie zwar häufig, aber nicht ausschließlich von den Kindern allein. Vor allem die Väter sagen, dass sie es durchaus genießen, gemeinsam mit dem Kind an dem Gerät zu spielen.

Der Umgang mit dem Computer wird etwas später relevant. Ab dem neunten Lebensjahr nutzen Kinder ihn aber häufiger als die Spielekonsole: 55 Prozent der 7-jährigen und schon 80 Prozent der 8-jährigen Kinder verbringen Zeit an Computer oder Laptop. Hintergrund dieser Entwicklung sind der Schuleintritt und die damit verbundene Alphabetisierung sowie Recherche- und Hausaufgaben, welche die Kinder auch zum Teil am Computer erledigen müssen. Auch der eigenmotivierte Umgang mit dem Computer – vor allem zu Unterhaltungszwecken – nimmt mit dem Alter der Kinder zu.

Auch Smartphones werden kontinuierlich wichtiger, ihre Nutzung steigt jedoch nicht sprunghaft an wie beim Computer/Laptop. 23 Prozent der 3-jährigen Kinder beschäftigen sich mit dem Smartphone und zeigen sich aus Perspektive ihrer Eltern – wie die nachfolgenden Zitate verdeutlichen – recht versiert und intuitiv beim Erlernen der Bedienung von Endgeräten mit Touchscreen.

Altersentwicklung der Gerätenutzung von Kindern

„Wischen ist heutzutage wohl angeboren.“ (Mutter, Postmaterielle Skeptiker, Kind 6 Jahre)

„Wischen konnten sie eigentlich schon immer.“ (Mutter, Verantwortungsbedachte Etablierte, Kinder 4 und 5 Jahre)

„Mit Handy können sie auch alle umgehen. Das kann sogar mein dreijähriger Sohn schon.“ „Was macht er damit?“ „Er macht sich die Taste …, ich habe ja hier so ein Wisch drin, dann geht er da auf das Menü, und dann geht er auf die Spiele, und dann spielt er. Das schafft der. Er hört auch Musik mit dem Handy.“ (Mutter, Unbekümmerte Hedonisten, Kind 3 Jahre)

  1. Diese Zahlen basieren auf einer repräsentativen Studie von SUPER RTL in Zusammenarbeit mit Icon Kids & Youth vom März 2014. Die Befragten waren 1.183 Mütter von Kindern im Alter von 3 bis 13 Jahren. Der Besitz von Smartphones in Familien mit 3- bis 7-jährigen Kindern beläuft sich nach dieser Studie auf 87 Prozent. Alles was zählt (2014). Aktuelle Trends zur Mediennutzung von Kindern. Vortrag von Birgit Guth, Leiterin Medienforschung SUPER RTL, auf der Kinderwelten Fachtagung, 15.05.2014. http://www.ip.de/loadfile.cfml?file=L9P.HRI.GN%3D_ZUGD%2C%27S9AO%2BEQI-Z3DZB*K!N%3EC*%20%3DOI*%2BH*%5D%2C%3B3CUW-%26%2F%264%2C%20%0A&type=application%2Fpdf&sendcontent=true (Zugriff: 24.11.2014). []
  2. Der Fernseher ist in Deutschland in der Mehrzahl als analoges bzw. nicht mit dem Internet verbundenes Gerät vorhanden. Er wurde hier aber aufgrund seiner Bedeutung im Medienalltag 3- bis 8-jähriger Kinder mit aufgenommen. Siehe Christian Bollert (2014): Internetfernsehen. Smart TVs auf dem Vormarsch. Deutschlandfunk. http://www.deutschlandfunk.de/internetfernsehen-smart-tv-s-auf-dem-vormarsch.761.de.html?dram:article_id=280869 (Zugriff: 11.12.2014). []