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BR backstage 2017: 1.000 Jugendliche können beim Jugendmedientag mit dabei sein

3. März 2017

BR Backstage

Foto: BR Julian Schulz

Von Dr. Angelika Mayer

Im Sommer 2015 hat der Bayerische Rundfunk zum ersten Mal und mit großer Resonanz einen unternehmensweiten Jugendmedientag für Schülerinnen und Schüler aller Schularten veranstaltet. Einen ganzen Tag lang konnten die Jugendlichen in rund 300 Workshops nicht nur zuhören und zuschauen, sondern Inhalte auch selbst erarbeiten. Jetzt folgt die Fortsetzung, in Kooperation mit dem Deutschen Institut für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI).

Warum gibt es ein solches Angebot im Bayerischen Rundfunk?

„Deine erste Pressekonferenz mit einem Star“, so lautete der Auftrag für Adrian, Katharina, Sarah, Peter und Tobias. Dass sie dann gleich mal auf Schauspieler und Comedian Rick Kavanian treffen würden, damit hatten sie nicht gerechnet. Ein „super Typ“ der „wirklich alle Fragen beantwortet hat“ – nur eins der vielen Highlights beim vergangenen BR Jugendmedientag. Denn bei BR backstage lernen Jugendliche abseits des Lehrplans was es braucht, um Medien professionell selber zu machen. Zu diesem Zweck ermöglicht der Jugendmedientag einen umfassenden Blick hinter die Kulissen, damit Gestaltungsmechanismen in den Medien hinterfragt werden können. Die Fachleute dort erklären aus erster Hand, worauf es bei der Auswahl von Medienangeboten ankommt. Und wer anschließend selbst in die Rolle des Moderators, des Social Media-Redakteurs und des Sportreporters schlüpft, der erlebt, was alles stimmen muss, damit am Ende ein gutes Produkt herauskommt. Jemand, der vor dem Greenscreen am eigenen Leib erfahren hat, wie unentschlossen man sich in virtuellen Umgebungen bewegt oder die wichtigen Knöpfe im Regie- und Schnittraum tatsächlich selbst drückt, der schaut zukünftig anders auf Medien. Dessen Blick wird geschärft. Gezwungen zu sein, adhoc auf eine Frage vor laufender Kamera zu antworten, änderte beispielsweise für Luisa (15) die Perspektive auf den Beruf der Journalistin.

Impressionen | BR Backstage

Foto: BR Max Hofstetter

Auch im Bayerischen Rundfunk bleibt derzeit kaum ein Stein auf dem anderen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Die Umwälzungen, die die Medien allgemein erleben, betreffen genauso auch die Landesrundfunkanstalten der ARD. Damit verändert sich auch die Arbeitsumgebung, der BR steckt mittendrin in einem großen Veränderungsprozess. Einheiten, die bisher getrennt nach Ausspielwegen (Hörfunk, Fernsehen, Online) organisiert waren, werden künftig medienübergreifend und nach Inhalten planen und produzieren.

Wie sieht er aus, der Jugendmedientag im BR?

Wie Radio, Fernsehen und der BR im Netz funktionieren, das erleben am 27. Juni 2017 rund 1.000 Jugendliche aus ganz Bayern hautnah. Das Angebot richtet sich an Schülerinnen und Schüler ab der achten Jahrgangsstufe. Der Bayerische Rundfunk öffnet seine Pforten ab 08.30 Uhr. Das letzte Angebot endet um 15.00 Uhr. Die Organisatoren haben, auch mit Unterstützung des DIVSI auf dem Gebiet der Internetsicherheit, spannende Programme zusammengestellt. Die Lehrkräfte können aus verschiedenen Angeboten ein Tagespaket wählen, das dann im Klassenverbund durchlaufen wird. BR backstage ist kein Kongress, sondern ein Angebot, um sich auszuprobieren und beispielsweise auch erste Film- und Formatideen oder Moderationen mit Leben zu füllen. Die Veranstaltung soll auf diese Weise zum selbstbewussten Umgang mit den Medien anregen und die Aufmerksamkeit für den vielzitierten Umgang mit „der Wahrheit“ und Desinformationsversuchen („Fake News“) schulen. Die Medienmacher von morgen werden nicht nur den Profis über die Schulter schauen, sondern in diesem Jahr auch wieder filmen, interviewen, posten und aufzeichnen. Im Schüler-Live-Blog berichten die Jugendlichen selbst direkt vom Großevent.

Impressionen | BR Backstage

Foto: BR Rudi Ott

Wie zeigt sich der Anspruch an freie und unabhängige Medien im Produktionsprozess? Was haben diejenigen im Blick, die Informationen anbieten? Und was ist mir der Unterhaltung, der Musik und dem Sport? Ein Ganztagesevent mit bunten Programmsträngen wie „Die Medienmacher“ oder „Musik“ (selbst eine coole Band interviewen) – und einer Vielzahl interaktiver Angebote hilft, mitreden zu können. Und macht Spaß. Im Rahmen von „Technik von morgen“ wird u. a. ein „Live-Hacking“ (ein Angebot des Kooperationspartners DIVSI) stattfinden. Die Teilnehmer dürfen gespannt sein!

„Wir freuen uns, dass wir mit einer so renommierten Institution wie dem DIVSI zusammen-arbeiten können. Ihre große Erfahrung im Bereich Jugend und Internet gibt auch BR backstage wichtige Impulse.“ (Isabella Schmid, Leiterin BR Bildungsprojekte)

Ab dem 13. März steht das Anmeldeformular für Lehrkräfte online zur Verfügung. Der Bayerische Rundfunk hat in München zwei große Standorte: Das Funkhaus in der Nähe des Hauptbahnhofes sowie das Fernsehgelände in Freimann und in Unterföhring. Die Serie „Dahoam is Dahoam“ wird im Filmdorf „Lansing“ in der Nähe von Dachau produziert. Und in Nürnberg befindet sich das Studio Franken. Einen dieser Standorte wählt die Gruppe vorab aus und verbringt dort den Tag. Anmeldeschluss ist der 28.04.2017.

Wir kann eine Tagesveranstaltung für Medienkompetenz die bestmögliche Wirkung erzielen?

Bereits 2015 hat das Team der BR Bildungsprojekte, das den Tag mit sehr vielen engagierten Kolleginnen und Kollegen aus allen Fachabteilungen organisiert, die Programme und die Durchführung von BR backstage durch das Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der LMU München evaluieren lassen.

Impressionen | BR Backstage

Foto: BR Rudi Ott

In der Vorbereitung wird Wert darauf gelegt, dass die Vermittlung auf Augenhöhe stattfindet, die Schülerinnen und Schüler wollen auf Menschen treffen, die eben nicht „Schule“ mit ihnen machen und die ihnen mit Freude an ihrem Beruf begegnen. Aber wodurch wird zum Beispiel ein Webangebot zu einem guten Angebot? Welche Arbeitsbedingungen in einem Medienunternehmen vorherrschen, davon haben die meisten Schülerinnen und Schüler noch kein allzu klares Bild. Sich hier von den Profis inspirieren und anstecken zu lassen, Medien kreativ mitzugestalten, dafür steht BR backstage. Die angebotenen Tagesprogramme sollen entsprechend auch die Pädagoginnen und Pädagogen, die ihre Klasse durch diesen Tag begleiten, darin unterstützen, ihre Vermittlung von Medienkompetenz praxisnah ergänzen zu können. Vorhandenes Medienwissen, das beispielsweise über das Bildungsangebot „so geht Medien“ von ARD, ZDF und Deutschlandradio, federführend vom Bayerischen Rundfunk umgesetzt, aufgebaut wurde, um reflexive Kompetenzen der Jugendlichen zu erweitern. Von diesem Tag können sicherlich Impulse ausgehen, die sich im Klassenzimmer fortsetzen lassen. Außerdem werden Berufsbilder in den Medien veranschaulicht: Über welche Ausbildung sollten die Medienmacher von morgen verfügen und welche Einstiegsmöglichkeiten gibt es, das sind unter anderem Themen des Jugendmedientages.

„BR backstage war ein Traum für meine Schülerinnen und Schüler! Wir erlebten hautnah, wie Medien entstehen und waren sogar Teil einer Live-Schalte ins Studio Tel Aviv. Das war für uns genauso faszinierend wie die neue BR24-App, die wir uns sicher alle auf unser Smartphone laden werden.“ (Maik Sadzio, Lehrer an der Städtischen Hermann-Frieb-Realschule München.)

Jugendliche lassen sich für Medienwissen und Medienhandeln begeistern, wenn Inhalte, Form und Aufbereitung eine Art von Überraschung in sich tragen. Diese Neuartigkeit kann dann im wahrsten Sinne „Augen öffnen“ und Zugang schaffen zu Dingen, die man bislang nicht wusste oder bei denen man aus eigener Erfahrung lernen kann. Neben den jungen Programmen des Bayerischen Rundfunks, wie PULS und Bayern3, stehen auch „gestandene“ Programmmacher Rede und Antwort und lassen sich kritische Nachfragen gefallen. Und der BR „kann cool“, die Coaches in den Workshops nehmen Bezug auf die Lebenswelt der Jüngeren, denn nur so wird das Wissen auch handlungsrelevant. Vielen Journalisten liegt besonders am Herzen, die Schülerinnen und Schüler noch besser in die Lage zu versetzen, Medien und ihre Inhalte kritisch zu hinterfragen und einzuordnen und damit letztlich auch ihre Qualität zu beurteilen. Was journalistische Qualität angeht, sieht das Wissen bei den Jugendlichen durchaus nicht schlecht aus. Sie erkennen Ausgewogenheit, Relevanz und Aktualität als Qualitätskriterien für guten Journalismus und sehen Meinungsäußerungen und fehlende Seriosität eher kritisch (vgl. Pfaff-Rüdiger 2015: 2ff.)

Impressionen | BR Backstage

Foto: BR Julian Schulz

Der BR will den Schülerinnen und Schülern in erster Linie die Chancen der Medien aufzeigen. Es geht darum, Teilhabe zu ermöglichen – in einer vielförmigen Gesellschaft, in der es wichtig ist, sich zu informieren und sich ausdrücken zu können.

Crossmediales Bildungsprojekt für das Gesamthaus, das alle Schularten anspricht und ein Gemeinschaftserlebnis stiftet

Der Bayerische Rundfunk hat als öffentlich-rechtliche Unternehmung eine besondere Verantwortung für das Gemeinwohl. Medienbildung zielt entsprechend nicht allein auf den gern zitierten Bildungsauftrag ab. Aus diesem Grund stehen neben den Besuchen in Fernseh- und Radiostudios und den Redaktionen eine Vielzahl von Gesprächen mit Medienmachern auf dem Programm. Im Vordergrund dabei: die Öffnung des Hauses für ein zukünftiges Publikum sowie die Auseinandersetzung mit dem eigenen Berufsethos und normativen Qualitätsansprüchen. Im Idealfall gilt es bei einer solchen Veranstaltung die Frage auch umzudrehen: Wer lernt hier von wem? Mit den Jugendlichen also in den Dialog zu treten und eine Beziehung aufzubauen, ganz im Sinne des Public Value gemeinwohlorientierter Unternehmungen. Was beschäftigt die jungen Menschen? Die Organisatoren versuchen hier ganz genau hinzuhören, weil es entscheidend ist für das Medienmachen von heute und morgen.

SAVE THE DATE: BR backstage am 27. Juni 2017

Quellen:
Pfaff-Rüdiger, Senta (2015): Evaluation von BR backstage. München, S. 1-11.

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Der Autor

Dr. Angelika Mayer

Dr. Angelika Mayer

Foto: privat

ist als Projektleiterin für das Referat Medienkompetenzprojekte des Bayerischen Rundfunks tätig. Darüber hinaus lehrt sie als Dozentin für Unternehmensethik und Medienökonomie an Hochschulen in München und Karlsruhe.

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