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Die Mitglieder des Beirats, ganz persönlich: Darum engagieren wir uns im DIVSI

20. August 2012

Vertrauen und Sicherheit steigern

Vertrauen und Sicherheit steigern Die Verschmelzung der physikalischen Welt mit der IT-gestützten, virtuellen wird sich in der Zukunft weiter verstärken. Es entsteht der so genannte Cyber Space, mit einer Vielzahl von neuen Möglichkeiten, um zentrale gesellschaftliche Herausforderungen, wie die alternde Gesellschaft, die zunehmende Ressourcenknappheit oder auch die Unterstützung selbstbestimmter Mobilität zu meistern. Insbesondere für eine hoch-technologisierte Wirtschaftsnation wie Deutschland ist IKT eine Schlüsseltechnologie für Innovationen und der Festigung des Wirtschaftsstandorts.

Mit der Stiftungsprofessur Cyber Trust hat DIVSI einen wichtigen Schritt getan, dieses Zukunftsthema in einer exzellenten Umgebung, nämlich in der Fakultät für Informatik an der Technischen Universität München, bearbeiten zu können. Es soll dabei auch eine Brücke zwischen den ingenieurwissenschaftlichen, den betriebswirtschaftlichen (Risikomanagement) und den gesellschaftlichen Ansätzen zum Umgang mit Risiken und zum Aufbau von Vertrauen geschlagen werden. Cyber Trust insgesamt umfasst technologische, organisatorische, aber auch kulturelle Maßnahmen zur Steigerung von Vertrauen in IKT-basierte Systeme und Abläufe. Diese Aufgabenstellung ist von immenser Bedeutung für die Gesellschaft, aber auch für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Das mit der Nutzung der IKT Systemen einhergehende Risiko muss methodisch erfasst und quantifiziert werden und es müssen Prozesse und Verfahren entwickelt werden, um Risiken zu minimieren und um mit den verbleibenden Risiken verantwortungsvoll umzugehen. Es geht letztlich darum, Wege zu finden, wie Vertrauen und Sicherheit in diese neue Welt gesteigert werden können. Das hat sich auch DIVSI zum Ziel gesetzt und deshalb unterstütze ich die Arbeit des Instituts.

Claudia Eckert PortraitClaudia Eckert (* 1959) ist Leiterin des Lehrstuhls „Sicherheit in der Informatik“ an der TU München sowie Leiterin des Fraunhofer AISEC (Angewandte und Integrierte Sicherheit) in München. Ihr Diplom in Informatik erwarb sie an der Uni Bonn, 1993 promovierte und 1999 habilitierte sie an der TU München zur Thematik „Sicherheit in verteilten Systemen“. Ihre Forschungs- und Lehrtätigkeiten finden sich in den Arbeitsgebieten Betriebssysteme, Middleware, Kommunikationsnetze sowie Informationssicherheit. Eckert ist Vize-Präsidentin der Gesellschaft für Informatik (GI) und Mitglied in wissenschaftlichen Beiräten, u.a. im Verwaltungsrat des Deutschen Forschungsnetzes (DFN), OFFIS, Bitkom sowie der wissenschaftlichen Kommission der Einstein-Stiftung Berlin. Außerdem berät sie Ministerien und die öffentliche Hand auf nationaler und internationaler Ebene bei der Entwicklung von Forschungsstrategien und der Umsetzung von Sicherheitskonzepten.

Unverzichtbarer Bestandteil

Als Diplom-Informatiker des Abschlussjahrgangs 1984 spielte das Internet in den ersten zehn Jahren
meines Berufslebens keine Rolle, weil es noch nicht außerhalb der Wissenschaftswelt existierte. Zurückblickend komme ich aus der Steinzeit der ITK und bin mitten in den Strudel einer Zeitmaschine geraten. In unvorstellbar kurzer Zeit hat das Web zunächst meine Fachwelt und dann auch sämtliche
privaten Bereiche erobert und mein Leben in vielfältiger Weise beeinflusst und verändert. Für meine Kinder dagegen war das Internet schon immer da, als ein nicht wegzudenkendes Instrument des täglichen Gebrauchs.

Unabhängig davon, ob hineingewachsen oder hineingeboren – das Internet ist für uns alle unverzichtbarer Bestandteil des Lebens geworden – im privaten Alltag, wie im Betrieb meines
mittelständischen Unternehmens.

Funktioniert unsere Gesellschaft überhaupt noch Offline? Kann oder sollte man sich dem Internet entziehen? Meine Antwort auf diese Fragen lautet: „Nein“. Umso mehr erstaunt war ich, aus der DIVSI Studie zu erfahren, dass 27 Millionen Menschen in unserem Land, die Möglichkeiten des Internets nicht nutzen und somit ein großer Graben unsere Gesellschaft spaltet. Das von der Deutschen Post ins Leben gerufene DIVSI Institut, als Forum für den interdisziplinären Dialog, übernimmt in diesem Kontext eine wichtige gesellschaftspolitische Aufgabe.

Die Ansätze des DIVSI sind vielfältig, aber klar im Grundsatz: Vertrauen und Sicherheit sind von wesentlicher Bedeutung, damit alle Menschen Mitglieder der digitalen Gesellschaft werden und von den Vorteilen des Internets profitieren. Vertrauen und Sicherheit sind unmittelbar mit Freiheit verbunden. So stellt sich das DIVSI auch der Frage, wo die Grenzen der Freiheit im Internet sind und wie das Gleichgewicht zwischen Sicherheit und Freiheit gewährleistet werden kann. Dabei gilt es ferner, die unterschiedlichen Welten der Digital Outsiders und die der Digital Immigrants und Digital Natives einander anzunähern.

Die gestellten Herausforderungen sind dabei weniger technischer Art. Zu lösen sind politische, soziale, wirtschaftliche oder psychologische Aufgaben. Ich wünsche mir, dass alle Bürger die Chancen des Internet für ihr Leben ohne Angst nutzen. Sie sollten die Risiken beherrschen, wo diese beherrschbar sind und geschützt werden, wo dies nicht der Fall ist. Dafür leiste ich als Beiratsmitglied sehr gern meinen Beitrag.

Thomas Götzfried (* 1966) studierte Ingenieur-Informatik an der Fachhochschule und der Universität in Frankfurt. Direkt im Anschluss an sein Studium gründete er 1987 die Firma Softwareservice Goetzfried, ein Dienstleistungsunternehmen für Unternehmensberatung und Entwicklung individueller Software-Lösungen. Thomas Götzfried arbeitete bis 1999 als Projektleiter in Großprojekten seines Unternehmens mit. Aufgrund des starken Wachstums wurde das Unternehmen zum 1. Juli 2000 in die Goetzfried Aktiengesellschaft umfirmiert und Thomas Götzfried in den Vorstand berufen. In dieser Funktion begleitete er den Aufstieg seines Unternehmens zu einem der führenden Service-Dienstleister für IT-Personal und Ingenieure in Deutschland. 2006 hat die Münchner Allgeier Holding AG 100 Prozent der Aktien der Goetzfried AG erworben. Thomas Götzfried war unter Führung von Allgeier bis zum 31. Dezember 2010 Vorstandsvorsitzender. Zum 1. Januar 2011 wurde er in den Aufsichtsrat der Goetzfried AG bestellt und übernimmt dort den Vorsitz. Weiterhin ist er seit 1. Januar 2011 Vorstand der Allgeier Management AG und Mitglied des Executive Committee der Allgeier Gruppe.

Gutes für die Demokratie

Die Protestwelle um die US-Regulierungen SOPA und PIPA zum Schutz geistigen Eigentums hat gezeigt, wie stark die Netzcommunity geworden ist und wie einflussreich sie agieren kann. So sieht sie aus, die Weiterentwicklung der Demokratie in Zeiten von Social Media und Crowdsourcing. Niemand wird dieses Rad zurückdrehen, und das ist gut so. Wenn Menschen ohne technische und rechtliche Zugangshürden ihre Meinung zu politischen Fragen kundtun können, ist immer etwas Gutes für die Demokratie erreicht. Mit Einschränkungen dieser Möglichkeit und der mit ihr verbundenen fundamentalen Rechte müssen wir vorsichtig umgehen. Wenn eine Maßnahme nicht notwendig und angemessen ist, darf es keine Regulierung geben. Zensurla lässt grüßen.

Das bedeutet aber nicht, dass es gar keine Diskussion über Regulierung mehr geben darf. Wer glaubt, dass Freiheit im Internet sich allein aus den Marktkräften ergibt, glaubt an die Freiheit
von Google, Facebook und Amazon. Er glaubt nicht an die Freiheit des Einzelnen und sein Recht auf Meinungsäußerung, Persönlichkeitsschutz, Privatsphäre und Eigentum. Wir müssen uns fragen, wie die digitale Infrastruktur unseres Leben aussehen soll, damit alle Freiheiten gesichert werden, von denen der Einzelne ebenso profitiert wie die Gesellschaft im Ganzen. Sich den Detailfragen der Sicherung von Freiheit im und für das Netz zu widmen, ist schon Zumutung genug. Es lohnt nicht, sich im Angriff Andersdenkender zu erschöpfen.

DIVSI will auf wissenschaftlicher Basis mithelfen, mehr Transparenz in all die Diskussionen und Probleme rund um das Netz zu bringen. Eine Arbeit, die nur zu begrü.en ist. Deshalb habe ich mich bereit erklärt, im Beirat mitzuwirken.

Miriam Meckel (*1967) ist Professorin für Corporate Communication und geschäftsführende Direktorin am Institut für Medien- und Kommunikationsmanagement der Universität St. Gallen und Beraterin für Kommunikationsmanagement und Public Affairs. Sie studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, Sinologie, Politikwissenschaft und Jura an den Universitäten Münster und Taipei, Taiwan. Nach dem Studium war sie 10 Jahre als Journalistin für öffentlich-rechtliche und kommerzielle Sender tätig. 1999 wurde sie als Professorin für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft an die Universität Münster berufen und übernahm als Geschäftsführende Direktorin die Leitung des Instituts für Kommunikationswissenschaft. 2001 wurde Miriam Meckel Staatssekretärin im Geschäftsbereich des Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen zunächst als Regierungssprecherin, später als Staatssekretärin für Europa, Internationales und Medien. Als Mitglied der internationalen Jury der Development Gateway Foundation bei der Weltbank hat sie den Development Gateway Award („Petersberg Prize in IT for Development“) mitentwickelt, der jährlich verliehen wird.

Gesucht: Position der Balance

Als Informatiker bin ich der IT zu Hause und habe sie schon längst in mein Leben integriert. Um so mehr bin ich davon überwältigt, welche fundamentalen Auswirkungen diese Technologie auf Gesellschaft und Wirtschaft hat. Insbesondere interessiert mich die Frage, wie viel Sicherheit wir im Internet brauchen, um die Freiheit im Netz zu schützen und wo der Punkt beginnt,
an dem Sicherheit in einengenden Paternalismus und Bevormundung umschlägt. Ich selbst suche noch diese Position der Balance zwischen Freiheit einerseits und Sicherheit andererseits. Die Arbeit im DIVSI hilft mir, die Netzgesellschaft und ihre oft widersprüchlichen Bedürfnisse in dieser entscheidenden Frage besser zu verstehen.

Harald Lemke (* 1956) ist seit Juli 2010 Sonderbeauftragter für E-Government und E-Justice bei der Deutschen Post. Von 2003 bis 2008 arbeitete er im Range eines Staatssekretärs als CIO für Hessen. Es war das erste Mal überhaupt, dass in einem Bundesland eine solche Position eingerichtet wurde. Zwischenzeitlich war Lemke Berater für McKinsey&Company. 2002/2003 arbeitete er als IT-Direktor des BKA in Wiesbaden und war dort u.a. zuständig für die Einführung von INPOL-neu. Er gehört der Enquete-Kommission Internet und digitale Gesellschaft des Bundestages an und leitet dort die Projektgruppe „Zugang, Struktur und Sicherheit im Internet“.

Lücken schließen, Wissen schaffen

Fühlen wir uns immer wohl, wenn wir im Internet unterwegs sind? Wundern wir uns zuweilen, weshalb persönliche Daten in Online-Formularen auftauchen, bevor wir auch nur das erste Feld
ausgefüllt haben? Weshalb erscheint bei Spiegel Online Werbung zu genau jenen Produkten, die wir zuletzt in Online-Shops gesucht haben?

Wenn wir über Sicherheit und Vertrauen in der digitalen Welt sprechen, geht es nicht nur um Facebook und Google. Es geht um ein diffuses Unwohlsein, um Unverständnis und viele Fragezeichen. Wer weiß was über mich? Wie erhalte und erlange ich Souveränität über mein digitales Handeln? Habe ich überhaupt noch die Hoheit über mein digitales Ich?

Die digitale Welt stellt alles auf den Kopf, was uns in den letzten Jahrhunderten geprägt. Selbst grundlegende Daseinsmerkmale sind in Frage gestellt. „Ich denke, also bin ich?“ – Im digitalen
Raum mit seinen virtuellen Identitäten, all den Fakes und Kunstfiguren eine Feststellung, die aus der
Zeit gerutscht zu sein scheint.

DIVSI hat hier noch keine Antworten, aber DIVSI macht sich auf die Suche. Was eine saubere Analytik insbesondere seiner gesellschaftlichen Aspekte angeht, so ist das Internet Terre Blanche. Ja, es gibt Umfragen und tausendfach essayistische Versuche. Aber echte Empirie und aussagekräftige Analyse – Fehlanzeige.

Die großen, epochalen Revolutionen vollzogen sich bislang in Jahrzehnten, auch in Jahrhunderten. Die digitale Revolution vollzieht sich in wenigen Jahren. Sie stellt vieles auf den Kopf und braucht vor allem zweierlei: Begleitung und Vermittlung. Begleitung im Sinne der bewussten und gezielten Gestaltung der aktuellen Veränderungen. Und Vermittlung im Sinne einer allgemein verständlichen Erklärung dessen, was derzeit im Zuge der Digitalisierung geschieht.

Hier kann DIVSI Lücken schließen, Wissen schaffen und durchaus auch Orientierung geben. Und dafür engagiere ich mich.

Bernhard Rohleder (* 1965) ist Hauptgeschäftsführer des BITKOM e.V. seit dessen Gründung im Jahr 1999. Er studierte Politikwissenschaft an der Universität des Saarlandes und später am Pariser Institut d’Etudes Politiques. Rohleder promovierte an der FU Berlin zum Dr. rer. pol.. Seine berufliche Laufbahn begann er mit Stationen bei der ZF Friedrichshafen GmbH in Saarbrücken, dem Presseverlag Ploetz in Berlin und dem brandenburgischen Wirtschaftsministerium n Potsdam. 1994 kam er als Pressesprecher und Assistent der Geschäftsführung zum Fachverband Informationstechnik im VDMA und ZVEI, Frankfurt/Main. Drei Jahre später übernahm Rohleder dort die Position des Stellvertretenden Geschäftsführers und kurz darauf jene des Geschäftsführers. 1997 wurde er parallel zum Generalsekretär des europäischen Spitzenverbands der IT- Branche, Eurobit, mit Sitz in Brüssel und Frankfurt berufen. Er fusionierte Eurobit im Jahr 2000 mit dem europäischen Verband der kommunikationstechnischen Industrie zur neuen Spitzenorganisation Digital Europe und vertrat die deutsche Hightech-Branche anschließend im dortigen Vorstand. Rohleder ist Mitglied in der Enquête-Kommission des Deutschen Bundestages „Internet und digitale Gesellschaft“.

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