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Wer gestaltet das Netz ? DIVSI Meinungsführer-Studie: Neue Anstöße für wichtige Diskussionen

13. Juli 2012

Das Netz der Netz-Akteure

Von Matthias Kammer

Hamburg – Die jetzt vorgelegte DIVSI Meinungsführer-Studie „Wer gestaltet das Internet?“ stellt einen bedeutenden und klar umrissenen Personenkreis in den Fokus. Wiederum in bewährter Zusammenarbeit mit dem renommierten SINUS-Institut haben wir bundesweit auf wissenschaftlicher Basis ermitteln lassen, wie es Meinungsführer in Deutschland mit dem Netz halten.

Diesem grundsätzlichen Ansatz sind wir sehr detailliert nachgegangen. Erstmals liegen jetzt auch Antworten zu bislang kaum oder sogar überhaupt nicht gestellten Fragen vor: Wie gut kennen sich Meinungsführer im Netz aus? Wie schätzen sie ihre Einflussmöglichkeiten ein? Wie werden Sicherheits- und Freiheitsbedürfnisse bewertet? Welche Chancen, Konfliktfelder und Risiken erwachsen daraus?

In aufwändigen persönlichen Gesprächen wurden dazu führende Repräsentanten aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Medien, Öffentlicher Dienst, Wissenschaft, Verbände und weitere Vertreter der Zivilgesellschaft interviewt. Das Ergebnis ist eine breite Palette von Einsichten mit überraschenden Aussagen.

Warum hat DIVSI diese Studie initiiert?

Die Antwort liegt in unserer selbst formulierten Arbeitsgrundlage. Uns geht es darum, einen offenen und transparenten Dialog über Vertrauen und Sicherheit im Netz zu organisieren und mit neuen Aspekten zu beleben. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, wollen wir der Öffentlichkeit aktuelle Fakten liefern, die dann als Basis für breite Diskussionen sorgen können.

Mit unserer mittlerweile bundesweit bekannten und anerkannten „Milieu- Studie zu Vertrauen und Sicherheit im Internet“ haben wir bereits zu Beginn dieses Jahres ein wichtiges Dokument präsentiert. Diese Studie untersuchte, welche Motivationen und Einstellungen die in Deutschland lebenden Menschen in ihrem Verhältnis zum Internet bestimmen und welche Erwartungen sie hinsichtlich Sicherheit und Datenschutz haben.

Die Meinungsführer-Studie geht hier einen Schritt weiter und noch tiefer in bestimmte Details. Aus den Ergebnissen der Untersuchung lassen sich vier wesentliche Aussagen ableiten, die ich hier kurz anreiße:

  • Privatwirtschaftliche Unternehmen sind Treiber aktueller Entwicklungen im Netz. Unternehmen sind damit nicht nur Akteure, die Angebote bereitstellen, sondern auch diejenigen, die die Regeln bestimmen und kontinuierlich verändern.
  • Keiner ist mehr offline. Das Internet gewinnt in immer mehr Lebensbereichen an Bedeutung. Online- und Offline-Sphären durchdringen sich zunehmend. Die beiden Zustände lassen sich immer weniger voneinander unterscheiden.
  • Eine Gesamtverantwortung für „das Internet“ wird von den Meinungsführern strukturell weder als möglich betrachtet noch gewollt. Ihre Lösung besteht darin, die Verantwortung zu großen Teilen an den Nutzer weiter zu reichen.
  • Es wird immer schwieriger, für den Verhandlungsraum Internet generell gültige Regelungen und gegenseitige Vereinbarungen zu treffen. Der Diskurs bewegt sich von einer rein technologischen Perspektive zunehmend zu einer Frage nach der „digitalen Kultur“.

Dr. Silke Borgstedt, beim SINUS-Institut Direktorin für die Sozialforschung und dort verantwortlich für die Studie, nimmt auf den folgenden Seiten dieses „DIVSI magazins“ ausführlich zum Fazit der Untersuchung Stellung.

Kennern unserer ersten Studie fällt sicher unmittelbar auf, dass die Aussagen der Meinungsführer zum Teil einen deutlichen Kontrast zu den im letzten Jahr ermittelten Einstellungen und Handlungsweisen der Bevölkerung bilden. 39 Prozent der in Deutschland lebenden Menschen waren demnach „Digitale Outsider“.

Ein Widerspruch zu der aktuellen Studie? Nein. Denn aus Sicht derjenigen, die das Internet gestalten, leben auch sie in einer Umgebung, die fortwährend stärker von der Online-Welt geprägt wird. Die Bewertung von Erkenntnissen dieser Form wird aus unserer Sicht wertvolle Impulse für zukünftige Diskussionen geben.

Sicherlich wird das Deutsche Institut für Vertrauen und Sicherheit im Internet mit den vorgelegten Ergebnissen nicht überall ungeteilten Beifall finden. Das aber kann und darf uns nicht daran hindern, auch möglicherweise unwillkommene Fakten zur Diskussion zu stellen. Die Studie soll – fernab jeder Vordergründigkeit und Effekthascherei – eine Basis liefern, die dazu beitragen kann, unsere vernetzte Welt vertrauenswürdiger und sicherer zu machen.

Die jetzt vorgelegte Untersuchung wird derzeit durch das SINUS Institut noch zu einer bundesweit repräsentativen Studie ausgebaut. Diese Arbeit will DIVSI zur CeBIT 2013 präsentieren.

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Der Autor

Matthias Kammer

Matthias Kammer

Foto: Frederike Heim

ist Direktor des Deutschen Instituts für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI).

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