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Deutschlands prominentester Digital Outsider? Der Altkanzler und das Netz

21. Mai 2012

„Ich habe immer die briefliche Schriftform bevorzugt“

Die Facebook-Seite »Helmut Schmidt« gefällt mehr als 40.000 Mitgliedern des Sozialen Netzwerks. Der Altkanzler hat sie sich allerdings noch nie auch nur zeigen lassen. Das erklärte er in einem Gespräch mit ZEIT-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo. Im ZEITmagazin beantwortete Helmut Schmidt Fragen rund ums Internet. Auszüge aus dem Interview.

Allgemein zum Internet:

„Drei Dinge fallen mir dazu ein. Erstens: Das Internet gehört kaum zu meiner Welt. Zweitens: Ich empfinde es als bedrohlich. Und drittens: Es hat Zukunft.“

Stichwort „bedrohlich“:

„Das Bedrohliche ist der Umstand, dass die elektronischen Medien, die sich ja ständig weiterentwickeln, eine tiefgreifende kulturelle Veränderung mit sich bringen. Das betrifft nicht nur die westliche Kultur, sondern auch andere Kulturen auf der ganzen Welt. Wenn Sie zum Beispiel im Mittleren Osten oder im Maghreb, in Tunesien, Algerien, Ägypten oder Libyen junge Leute mit einem Handy ausstatten, dann wird das im Laufe einer einzigen Generation dazu führen, dass die Frauen sich nicht mehr zwangsverheiraten lassen und die Mädchen nicht mehr beschnitten werden. Das gilt jedenfalls für die Städte; in den Dörfern liefe dieser Prozess vermutlich langsamer ab.“

Positiv, negativ:

„Unbestreitbar führt das Internet auch zu positiven Veränderungen. Das Negative besteht meiner Meinung nach darin, dass das Internet zu Oberflächlichkeit verleitet, zu spontanen Reaktionen, hinter denen kein langes Nachdenken steckt: Ich habe etwas gelesen, und sofort twittere ich dagegen oder darüber, und dann womöglich auch noch in falscher Grammatik. Die elektronischen Medien führen unter anderem dazu, dass die Qualität der Mitteilung abnimmt.“

Kommunikationsstil im Netz:

„Er wird sich zwangsläufig weiterentwickeln.“

In welche Richtung?

„Die Kommunikation im Internet wird sowohl kultivierter als auch noch oberflächlicher werden.“

Handy

„Ich habe kein Handy, und wenn ich eins hätte, würde ich es nicht benutzen. Ich telefoniere überhaupt nur noch selten. Wahrscheinlich habe ich das auch früher nie wirklich gern getan. Ich habe 23 immer die Schriftform bevorzugt, und zwar die briefliche Schriftform.“

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