Bild: Phovoir – Shutterstock
Von Joanna Schmölz
Blogger, Aktivisten und Forscher trafen sich bei der re:publica in Berlin. Thema dieses zentralen Jahres-Events der Netzgemeinde: die Schubkraft sozialer Medien für politische Bewegungen. Einer der Hauptredner bei der Internet-Konferenz war Sascha Lobo, für viele eine Art Guru des Netzes. Er bezog Stellung zum Stand des Internet im Jahr 2012.
Grundsätzlich unterscheidet Lobo zwischen Internet-People und InterNOT- People. Er sieht in diesem Auseinanderklaffen eine Gefahr: „Wir müssen dieses Problem erkennen und lösen.“ Es gehe darum, die 30 Millionen Menschen, die nicht ins Internet gehen, und jene, die glauben, sie würden ins Internet gehen, nicht aus dem Blickfeld zu verlieren.
Gleichzeitig präsentierte Lobo bei der re:publica dazu seine speziellen Thesen:
Das Urheberrecht interessiert deine Mutter. Nicht. Das größte Problem sind die 30 Millionen Nicht-Internet-Nutzer, die bei politischen Entscheidungen zum Thema Internet (ACTA, Internetsperren etc.) auch abstimmen und deren Stimmen entscheidend sein können.
Beobachter der re:publica stellten fest, dass Sascha Lobo offenbar Handlungsempfehlungen aufgenommen hat, die sich durchaus aus der „DIVSI Milieu- Studie zu Vertrauen und Sicherheit im Internet“ ableiten lassen. So geht es auch ihm darum, dass die Internet- People überlegen sollten, wie sich der „digitale Graben zuschütten“ lässt. Lobo mit Blick auf die InterNOT- People: „Wir müssen das nächste Projekt für diese Menschen denken.“
Dabei scheint die DIVSI-Studie bereits einen Schritt weiter zu sein. Lobo skizziert nur einen Graben: zwischen Internet-und InterNOT-People (bei DIVSI sind das die „Digital Natives“ und die „Digital Outsiders“). Die Studie dagegen macht zusätzlich einen zweiten Graben aus. Demnach liegt eine trennende Problematik darin, dass die Digital Natives das Internet als alltäglichen Lebensraum begreifen und nicht nachempfinden können, dass sich Andere im Internet nicht ebenso zuhause fühlen.
Allerdings deutet auch Sascha Lobo in seinem Vortrag diese Problematik an: „90 Prozent der Themen, die die Netzgemeinde interessieren, interessieren die Leute da draußen nicht die Bohne.“ Das Problem liege darin, dass Menschen, die das Internet gar nicht nutzen, entscheidend sein werden – politisch und demokratisch.
Zu der Gruppe der Nicht-Nutzer zählt Lobo auch Menschen, die in der DIVSI- Studie als „Digital Immigrants“ eingestuft werden. Menschen also, die das Netz ganz gezielt nur dann verwenden, wenn sie sich einen direkten Vorteil davon versprechen. Etwa beim Shopping oder beim Buchen einer Reise. Lobo: „Das sind Leute, die glauben, sie würden ins Internet gehen.“
Wichtig sei nun die Lösung der Frage, wie und wann man in den Diskurs einsteigen solle. 2012 sei allerdings noch nicht so entscheidend und ein Vorgeplänkel. Lobo: „2013 wird es wichtig.“