5. Freiheit versus Regulierung im Internet

Auch wenn sich die meisten Internet-Nutzer die Einschätzung der Risiken und Gefahren des Netzes grundsätzlich zutrauen und sich daher völlig frei und uneingeschränkt im Netz bewegen möchten, ist sowohl die Mehrheit der Onliner als auch der gesamten Bevölkerung davon überzeugt, dass der Staat für die Anbieter von Internet-Seiten gewisse Regeln vorgeben und auch auf deren Einhaltung achten muss. Jeweils 61 Prozent sehen den Staat hier in der Pflicht. 19 Prozent der Bevölkerung und 23 Prozent der Nutzer sind der Ansicht, dass dies nicht Aufgabe des Staates sei. Von denjenigen, die das Internet besonders breit und intensiv nutzen, ist jeweils nur etwas mehr als jeder Vierte davon überzeugt, dass keine staatlichen Vorgaben für die Anbieter von Inhalten erforderlich sind.

Die Mehrheit ist von der Notwendigkeit staatlicher Regeln überzeugt

Die Mehrheit ist von der Notwendigkeit staatlicher Regeln überzeugt

Etwas zurückhaltender ist die Unterstützung für Forderungen, Inhalte des Netzes angesichts vieler bedenklicher Inhalte stärker zu kontrollieren und unter Umständen auch zu verbieten. Auch hierfür spricht sich aber die klare Mehrheit aus. 57 Prozent der Bevölkerung und 54 Prozent der Internet-Nutzer befürworten eine stärkere Kontrolle und Regulierung der Inhalte. 27 Prozent der Bevölkerung und 32 Prozent der Onliner lehnen dies mit dem Hinweis ab, dass jeder selbst dafür verantwortlich ist, welche Angebote und Seiten er im Internet nutzt.

Plädoyer für stärkere Kontrollen der Inhalte

Plädoyer für stärkere Kontrollen der Inhalte
Im Hinblick auf eine stärkere Kontrolle von Inhalten bzw. die Bedeutung der Eigenverantwortung unterscheiden sich die verschiedenen Nutzergruppen erheblich. Zwar überwiegt auch bei denjenigen, die das Internet besonders breit und häufig nutzen, der Anteil derer, die sich für einen Ausbau von Kontrollen aussprechen. Die Unterstützung ist aber wesentlich geringer als bei denen, die vergleichsweise selten online sind. Rund die Hälfte derjenigen, die mehrmals am Tag im Internet sind, befürwortet stärkere Kontrollen. Von den Befragten, die das Internet nur selten nutzen, sind es dagegen drei Viertel. Umgekehrt betonen 38 Prozent der Intensiv-Nutzer, dass die Nutzung von Angeboten ausschließlich in der Verantwortung des Einzelnen liegen sollte. Von denjenigen, die selten ins Internet gehen, sind lediglich 13 Prozent dieser Ansicht. Ein vergleichbares Bild zeigt sich, wenn man die Breite der Internet-Nutzung heranzieht. Personen mit einem breiten Nutzungsspektrum lehnen eine stärkere Kontrolle von Inhalten deutlich häufiger ab als diejenigen, die relativ wenige Angebote in Anspruch nehmen. Entsprechend verweisen sie wesentlich häufiger auf die Bedeutung der Eigenverantwortung. Die Unterstützung für eine stärkere Kontrolle wird maßgeblich auch davon beeinflusst, wieweit man sich selbst eine Einschätzung der Gefahren und Risiken des Internets zutraut. Befürwortet wird eine stärkere Kontrolle weit überdurchschnittlich von den Nutzern, die sich hier eher unsicher sind.

Unterschiedliche Unterstützung für stärkere Kontrollen in verschiedenen Nutzergruppen

Unterschiedliche Unterstützung für stärkere Kontrollen in verschiedenen Nutzergruppen
Zweifel, ob und wieweit sich eine Kontrolle und Überwachung des Netzes überhaupt verwirklichen lassen, sind weit verbreitet. Lediglich 37 Prozent der Internet-Nutzer halten eine wirksame Kontrolle für möglich. 49 Prozent äußern ausdrücklich Zweifel, die übrigen trauen sich kein Urteil zu. Auch 43 Prozent derjenigen, die sich für die stärkere Kontrolle von Inhalten aussprechen, sind skeptisch. 41 Prozent aus diesem Kreis sind zuversichtlich, dass eine wirksame Kontrolle gelingen kann.

Mehrheitlich Zweifel an einer wirksamen Überwachung

Mehrheitlich Zweifel an einer wirksamen Überwachung
Weitgehende Einigkeit besteht über die Notwendigkeit länderübergreifender Regelungen. Das gilt ganz unabhängig davon, ob man stärkere staatliche Kontrollen befürwortet oder ablehnt. Nicht einmal jeder Zehnte verspricht sich etwas von rein nationalen Maßnahmen und Vorschriften. 72 Prozent sind überzeugt, dass Regelungen nur dann effektiv sein können, wenn sie auch international einheitlich sind.

Rein nationale Regelungen gelten als wenig effektiv

Rein nationale Regelungen gelten als wenig effektiv
In welchem Umfang der Staat auf diesem Feld aktiv ist und welche Kontrolle er ausübt, davon haben weite Teile der Bevölkerung wie auch der Onliner nur diffuse Vorstellungen. 49 Prozent der Bevölkerung und 45 Prozent der Internet-Nutzer trauen sich kein Urteil darüber zu, ob der Staat bisher zu viel oder zu wenig kontrolliert und reguliert. Diejenigen, die sich konkret äußern, sehen eher Versäumnisse. Jeweils rund ein Drittel der Bevölkerung sowie der Internet-Nutzer kritisiert ein unzureichendes staatliches Engagement in diesem Bereich. Lediglich eine Minderheit ist der Ansicht, dass der Staat bisher zu stark in das Internet eingreift. Nur sieben Prozent der Internet-Nutzer teilen diesen Eindruck. Auch diejenigen, die das Netz besonders breit und intensiv nutzen, äußern sich bei dieser Frage nicht kritischer.

Vielfach Unklarheit über das Ausmaß der staatlichen Eingriffe

Vielfach Unklarheit über das Ausmaß der staatlichen Eingriffe
Gleichzeitig besteht die Sorge, dass die Freiheit im Netz durch den Staat bedroht sein könnte, indem er z.B. das Verhalten der Bürger im Internet überwacht. Rund jeder zweite Nutzer schätzt diese Gefahren als groß oder sogar sehr groß ein, lediglich sechs Prozent sehen keinerlei Anlass zur Besorgnis. Noch häufiger sind allerdings Befürchtungen, dass die Freiheit des Internets dadurch gefährdet wird, dass etwa Anbieter von Suchmaschinen oder Online-Shops nicht mehr alle, sondern überwiegend auf das jeweilige Nutzerprofil zugeschnittene Inhalte anzeigen. Zwei Drittel der Onliner sind überzeugt, dass dadurch die Freiheit des Netzes in hohem Maße bedroht wird, nicht einmal jeder Fünfte schätzt diese Gefahr als eher gering ein.

Gefahren für die Freiheit im Internet

Gefahren für die Freiheit im Internet
Auch wenn viele Internet-Nutzer die Freiheit des Internets durch staatliche Aktivitäten und noch mehr durch die auf Zielgruppen zugeschnittene Gestaltung von einzelnen Angeboten durch Unternehmen bedroht sehen, haben bisher nur die wenigsten den Eindruck, dass es tatsächlich zu zunehmenden Einschränkungen der Freiheit im Netz kommt. Im Hinblick auf die Entwicklung der letzten Jahre ziehen diejenigen, die überhaupt Veränderungen wahrgenommen haben, eine weit überwiegend positive Bilanz. 35 Prozent der Onliner sind der Ansicht, dass die Freiheit im Internet zugenommen hat, lediglich elf Prozent sind überzeugt, dass sie eher abgenommen hat. 36 Prozent sehen keine Veränderungen. Auch diejenigen, die das Internet besonders häufig und überdurchschnittlich breit nutzen, teilen diese Einschätzung.

Zunehmende Freiheitsbeschränkungen sehen nur die wenigsten

Zunehmende Freiheitsbeschränkungen sehen nur die wenigsten