Grußwort Jürgen Gerdes

Jürgen Gerdes
Mitglied des Vorstands Deutsche Post DHL BRIEF

Deutschland ist (fast) vollständig online. Heute steht in vier von fünf Haushalten ein Computer, für Millionen von Menschen hierzulande das Sesam-Öffne-Dich in eine schöne, neue Welt. Mit einer täglich wachsenden Zahl von neuen Dienstleistungen, die uns von hohem Nutzen sind. Mit immer neuen Unternehmer-Ideen, die erst durch das Netz verwirklicht werden können und finanziell attraktiv sind. Mit Unterhaltung, an der wir Spaß haben. Aber auch mit Gefahren.

Denn die Anonymität des Netzes spornt kriminelle User an und verleitet auch sie zu Höchstleistungen. Wer an den Vorteilen des Internets teilhaben möchte, muss – quasi als Eintrittskarte – viele persönliche Daten von sich preisgeben. Was geschieht mit diesen Daten? Wie sicher werden sie geschützt, wie sehr sind Netz-Nutzer gefährdet? Wessen Aufgabe ist es eigentlich, Sicherheit zu gewährleisten und Daten zu schützen – ist dies allein ein Job der Anbieter im Web, der kommerziellen ebenso wie der Non-Profit-Organisationen? Oder muss sich jeder Einzelne selbst darum kümmern, welche persönlichen Daten er ins Netz speist und in wessen Hände seine Profile geraten können?

Das Thema Vertrauen und Sicherheit im Internet beschäftigt alle Menschen in Deutschland. Gleichzeitig weckt es bei den Nutzern sehr ambivalente Gefühle: Eine Vielzahl der Bürger glaubt, die Gefahren im Internet nehmen beständig zu. Tägliche Nachrichten über neue Fälle von Daten-Klau und Computer-Missbrauch scheinen dies zu belegen. Doch obwohl das Gefahren-Potenzial sichtbar wächst, drängen immer mehr Nutzer auf immer neue Terrains in der Terra.incognita.de.

Um zu beurteilen, was tatsächlich im Netz passiert, und wie man mit den brisanten Lock-Angeboten oder Fehlbedienungen im Alltag umgeht – dazu braucht es mehr an Zahlen, Daten und Fakten. Wir wissen einfach viel zu wenig darüber, welche Auswirkungen es hat, wenn 40 Millionen Haushalte und drei Millionen Unternehmer, Handwerker und Freiberufler sich mit den unterschiedlichsten Informationsanliegen in die Kommunikationsströme und auf Datenautobahnen stürzen.

Was wir brauchen, ist eine Art Landkarte der Strukturen im Netz, damit wir künftig zeigen können, welche Pfade sicher sind. Und wie wir durch eigenes Verhalten Risiken vermindern können – oder verstärken. Solche Landkarten im Web zu erstellen, die Wege darin zu erforschen und daraus neue Erkenntnisse über das Netz zu erzielen, die für uns alle als User wichtig sind – das ist der Auftrag für das gerade aus der Taufe gehobene „Deutsche Institut für Vertrauen und Sicherheit im Internet“ – kurz DIVSI.

Das DIVSI ist eine gemeinnützige Gesellschaft, gegründet und gefördert von der Deutschen Post. Wir sind zwar der Geldgeber des Instituts, doch weder wir noch andere Externe nehmen Einfluss auf die Arbeit des Instituts. Das DIVSI ist uneingeschränkt frei in seiner Tätigkeit. Dafür sorgt im Übrigen auch der Schirmherr, Joachim Gauck.

Eines der ersten Arbeitsergebnisse des DIVSI ist die Milieu-Studie zu Vertrauen und Sicherheit im Internet, die in diesem Studienband vorgestellt wird. Im Unterschied zu der Vielzahl an bereits vorliegenden Studien über die Internet-Nutzung, zeigt diese Studie nicht nur wie viele Menschen technisch online oder offline sind, sondern beantwortet die Fragen, wer sind die Menschen, die das Internet nutzen, wie verhalten sie sich und wie sind ihre Einstellungen zu Vertrauen und Sicherheit im Internet. Diese Erkenntnisse ermöglichen die Entwicklung differenzierter Handlungsempfehlungen zur Steigerung von Vertrauen und Sicherheit im Internet.

Weil wir glauben, dass solche aktuellen Informationen für uns alle von Bedeutung sind, werden die Ergebnisse dieser Forschungsarbeit gern jedem Interessierten kostenlos zur Verfügung gestellt – das mögen Unternehmen, staatliche Institutionen, insbesondere Schulen und Universitäten, Verbände oder Privatpersonen sein. Einen ersten Überblick darüber, welche Informationen Ihnen das Institut bieten kann, finden Sie im Internet unter www.divsi.de.