Internetferne Verunsicherte

Internet-Milieus: Internetferne Verunsicherte

Internet-Milieus zu Vertrauen und Sicherheit im Netz

Soziodemografisches Profil

Geschlecht und Alter Ältester Einstellungstyp: 63% sind 60 Jahre und älter,
42% sind über 70 Jahre, Ø 62 Jahre
Frauenanteil: 62%
Lebenssituation Meist verheiratet oder verwitwet,
hoher Anteil allein Lebender (42%);
1- bis 2-Personen-Haushalte
Bildung Niedrige Formalbildung: 74% Volksschule/Hauptschule;
nur 10% Abitur (Gesamt: 22%)
Beruf Hoher Anteil an Rentnern/Pensionären: 60% sind schon im Ruhestand
(Frühere) Berufe: einfache Angestellte, Arbeiter und Facharbeiter
Einkommen Niedrigstes Einkommensniveau im Typenvergleich: Fast die Hälfte
verfügt nur über ein monatliches Haushaltsnettoeinkommen < 1.750 Euro,
25% haben weniger als 1.250 Euro

Internetferne Verunsicherte (27%) – 19,1 Mio. DIVSI-Milieustudie-Seite-144-Internetexpertise

Internet-Nutzerprofil

Kurzbeschreibung

Die Internetfernen Verunsicherten sind Gelegenheitsnutzer (zwei Drittel sind ohnehin Offliner) mit sehr geringem Internet-Wissen und nur geringen Berührungspunkten mit digitalen Medien im Alltag (Digital Outsiders). Das Internet ist für sie eine fremde Welt, die verunsichernd und bedrohlich wirkt. Sie nutzen nur wenige Basisfunktionen und sind auf fremde Hilfe angewiesen.

Sie fühlen sich überfordert angesichts der Fülle an Angeboten von Informations- und Kommunikationstechnologien und leiden unter der Komplexität, der Schnelllebigkeit und der Informationsfülle. Der Umgang mit dem Internet fällt ihnen schwer, häufig werden sie von einem Gefühl der Hilflosigkeit übermannt. Teilweise führt Resignation auch zu einer generalisierten Verweigerungshaltung. Dieser Typus ist überwiegend dem traditionellen Segment der Gesellschaft zuzuordnen. Auch in anderen Lebensbereichen gibt es das Grundbedürfnis nach Überschaubarkeit und Entschleunigung. Es geht weniger um die Suche nach Neuem und Unbekanntem, sondern um Konzentration auf das Erreichte und die Menschen und Dinge, die einem vertraut sind.

Ihre Kenntnisse über die Gefahren des Internets sind gering, entsprechend groß ist ihre damit behaftete Unsicherheit. Aus ihrer generalisierten Skepsis und der Befürchtung von Datenmissbrauch entspringt ein ausgeprägtes Schutzbedürfnis. Sie befürworten, dass der virtuelle Raum stärker durch staatliche Instanzen kontrolliert wird und plädieren in diesem Sinne für Ordnung, Regeln und Schranken – insbesondere auch mit Blick auf die Sicherheit der eigenen Kinder und Enkelkinder.

Internet und Medien in der Lebenswelt der Internetfernen Verunsicherten

Trotz zunehmender Verbreitung des Internets zählen noch immer 27 Prozent der Deutschen (19,1 Mio.) zu den Internetfernen Verunsicherten. Eine Abnahme ist allerdings durch die soziodemographische Entwicklung zu erwarten. Ihr Alltag findet nach wie vor im Offline-Modus statt: Fast zwei Drittel (63 Prozent) nutzen nie das Internet (Gesamt: 20 Prozent), auch das verbleibende Drittel geht nur selten online. Dieses Verhalten steht im Einklang mit einer generellen Distanz zu modernen Technologien: Technische Kommunikations- und Unterhaltungsgeräte sind hier seltener vorzufinden als in anderen Gesellschaftsgruppen. Der rasante technologische Wandel und die mit der Modernisierung verbundene Komplexitätssteigerung beunruhigen die Internetfernen Verunsicherten und führen zuweilen zu einem Gefühl der Überforderung. Internet, Multimedia und virtuelle Welten – das können und wollen viele nicht mehr verstehen. Als Reaktion darauf ziehen sie sich in ihre eigenen vier Wände zurück, in ihr vertrautes Heim, in der die Welt noch in Ordnung scheint. Dort schirmen sie sich vor einer Außenwelt ab, von der sie glauben, es gäbe keine Grenzen mehr und der Computer ersetze oft die wichtigen persönlichen Beziehungen.

Nur wenige sind motiviert, sich mit den technischen Neuerungen auseinander zu setzen. Als mühsam und weit wird der Weg ins Netz empfunden, man braucht die richtige Hard- und Software und schon beim Hochfahren des Rechners kann es zu ungeahnten Problemen kommen. Man ist schlicht nicht „rein gewachsen“ und weiß auch gar nicht, warum man das nun unbedingt soll; die Nutzung der entsprechenden Geräte wurde einem zumeist von anderen nahegelegt, ja, fast aufgedrängt – insbesondere von Verwandten und (jüngeren) Freunden. Wer von den Internetfernen Verunsicherten online ist, ist das meistens noch nicht lange: Stark überwiegt hier der Anteil, der erst in den letzen drei Jahren seinen Internet-Anschluss eingerichtet bekommen hat. Wenn sie doch an den Computer gehen, setzten sie sich an den – in der Wohnung meist entfernt stehenden – Schreibtisch, auf dem ein Desktop-Computer (27 Prozent, Gesamt: 58 Prozent) und ein Röhrenbildschirm stehen. Laptops sind wenig verbreitet. Unterwegs das Internet per Smartphone zu nutzen, ist äußerst selten (2 Prozent, Gesamt: 16 Prozent). Die Vorstellung, beim Einkaufsbummel in der Innenstadt oder in den öffentlichen Verkehrsmitteln online zu sein, löst hier kein Bedürfnis aus, sondern eher Befremden.

Nicht selten haben Internetferne Verunsicherte bereits schlechte Erfahrungen mit Computer und Internet gemacht. Schrift und Symbole sind oft zu klein und es tauchen Wörter auf dem Bildschirm auf, von denen man gar nicht weiß, was sie bedeuten – auch Anglizismen sind ihnen wenig vertraut. Konfrontiert mit internettypischen Abkürzungen und Zeichen fühlen sie sich einem Gerät ausgesetzt, das eine fremde Sprache spricht und das ihr Anliegen nicht versteht – das Internet erscheint ihnen als ein gänzlich fremder Kosmos. Die Integration des Computers in den eigenen Alltag kostet viel Zeit und Mühe, und es fällt schwer, die Bereitschaft aufzubringen, sich damit zu beschäftigen. Man kann kaum nachvollziehen, was es mit dem Internet auf sich hat und wofür das eigentlich gut ist.

Bei Fragen rund um das Internet wenden sie sich vertrauensvoll an jüngere Verwandte und Bekannte. Häufig sind es Kinder und Enkelkinder, die über die Anschaffung der richtigen Hard- und Software entscheiden und als kompetente Ratgeber Hinweise über im Internet verfügbare Angebote und Dienstleistungen geben. Wirklich probieren möchte man diese Möglichkeiten aber lieber, wenn auch jemand dabei ist und im Notfall eingreifen kann. Ähnlich einem Fahranfänger fühlt man sich wie in einem Verkehrssystem mit zu hohem Tempo, das aus unzähligen Schildern und Fahrspuren besteht, dessen Regelwerke mysteriös anmuten – und jederzeit kann ein Unfall passieren. Entsprechend wenig Vertrauen hat man, vor allem weil man auch nicht weiß, wer eigentlich hinter dem Internet steckt.

Dies führt zu geringer eigener Aktivität im Internet. Wenn sie das Internet nutzen, möchten sie nicht ziellos auf irgendwelchen Seiten umher surfen. Was sollte man denn schon finden wollen? Besucht werden Seiten, die einen unmittelbaren Bezug zur eigenen Lebenswelt bieten, die ihnen – verhältnismäßig – bekannt und vertraut erscheinen, wie das Webportal der lokalen Tageszeitung, der Wetterbericht oder gegebenenfalls Seiten von Reisebüros, um sich über den geplanten Urlaub zu informieren. Vor allem wird das Internet von dieser Gruppe jedoch genutzt, um mit Familienmitgliedern in Kontakt zu bleiben – dies war häufig auch das zentrale Motiv, überhaupt ins Internet „einzusteigen“.

Der persönliche Gewinn durch das Internet wird von den Internetfernen Verunsicherten kaum erkannt. In ihrem Leben sind sie bisher immer gut ohne Internet zurecht gekommen. Man sieht schlicht keinen Bedarf dafür: Nach wie vor reichen ihnen Telefon, Brief und vor allem der persönliche Kontakt, um mit Mitmenschen zu kommunizieren. An (ständig) neuen Kontakten ist man ohnehin nicht sonderlich interessiert, schließlich verfügt man über einen gewachsenen Freundeskreis mit Menschen, die man seit vielen Jahren kennt und denen man vertraut.

Über Fernsehen, Radio und die regionale Tageszeitung hinaus ist ihr Bedürfnis nach Informationen und Unterhaltung sehr beschränkt. Auch Shopping-Angebote auf Ebay oder Amazon finden die Internetfernen Verunsicherten nicht attraktiv: Produkte muss man anfassen, bevor man sie kauft, und man weiß nie, ob der Verkäufer einen nicht betrügen möchte und mindere Qualität „unterjubelt“. Der Bestellvorgang im Internet oder die Zahlungsmodalitäten könnten weitere Probleme bringen, die man aus Verunsicherung lieber gleich vermeidet. Zudem geht man gerne in Geschäften einkaufen, um auch mal unter Menschen zu kommen und Bekannte in der Stadt zu treffen. Wenn jeder seine Einkäufe von zu Haus erledigen würde, gäbe es immer weniger Möglichkeiten für spontane Begegnungen, die ohnehin schon durch den Wegfall lokaler Vereinsstrukturen und den zugehörigen Rhythmus der Festlichkeiten immer weiter eingeschränkt werden.

Die Veränderungen in den Lebensweisen ihrer Mitmenschen, die nicht zuletzt auch durch die technischen Neuerungen bedingt sind, beäugen sie skeptisch und reagieren mit Unverständnis auf die Vereinnahmung der jüngeren Generation durch diverse Geräte. Heutzutage sitzen ihrer Meinung nach die Kinder nur noch vor dem Computer oder haben das Handy ständig griffbereit – das sei nicht nur unhöflich, sondern auch gesundheitsschädlich.

Typische Zitate zur Internet-Nutzung

„Klickt man einmal falsch, schon gibt es ein riesiges Problem.“

„Die Welt war besser, bevor das Internet eingeführt wurde.“

„Man sollte die Jugend lieber auf den Sportplatz schicken, als sie vor dem PC sitzen zu lassen.“

„Man guckt öfter mal rein und wird dann auch informiert über die neuesten Nachrichten und all diese Dinge. Oder sportliche Ereignisse. Dafür ist das Internet ja heute auch da.“

„Ja, ich wüsste nicht, wie sie sich (Risiken) dagegen schützen sollen. Ich habe zwar so einen Virenscan – Norton Security –, der angeblich die Fehler findet, aber Sicherheit gibt mir das auch nicht.“

„Ja, ist einfach die Informationsseite, die da ist, wenn man einschaltet. Und alles andere kann ich gar nicht genau definieren. Man wird ja oft einfach von einer Seite auf die andere Seite weitergeleitet.“

„Im Prinzip dient es fast immer zur Information.“

„Ich halte von Ebay und so gar nichts. Ich gehe lieber in die Bücherei und nehme mir ein Buch da mit. Aber über Internet Sachen zu bestellen – ich weiß, dass andere da geradezu besessen sind, gerade auch bei Ebay, mit vielen Risiken auch behaftet.“

[Thema Online-Shopping]: „Ja, das ist schon ein Grund, weil man mit all diesen – bevor man überhaupt eine Seite aufmachen kann, wo man etwas kaufen könnte – alles preis geben muss. Da mache ich einen Bogen drum, das ist nichts für mich.“

„Ich bin, glaube ich, schon mal in Facebook drin gewesen, aber ich weiß, das ist für viele eine große Geschichte, mit Freunden werben und weiß der Teufel was alles. Das ist für mich nicht das Richtige.“

Einstellung zu und Verständnis von Sicherheit und Datenschutz im Internet

Da das Netz im Leben der Internetfernen Verunsicherten keinen großen Raum einnimmt, sind sie für die Themen Sicherheit und Datenschutz im Internet vergleichsweise wenig sensibilisiert. Hier dominieren andere Sorgen, wie beispielsweise soziale Gerechtigkeit und die Rentensicherheit. Wenn Internetferne Verunsicherte jedoch an das Internet denken, wird schnell die Scheu vor diesem Medium – neben der eigenen mangelnden Kompetenz und dem fehlenden erkennbaren Vorteil für einen selbst – mit den Risiken des Datenmissbrauchs begründet. Der Argwohn gegenüber Sicherheit im Internet wird somit schnell zum zentralen Hemmfaktor, der ihre Ablehnung verstärkt. Allerdings sind durch ihre Distanz zum Internet auch ihre Vorstellungen über Sicherheit und Datenschutz im Internet sehr vage. Für die Internetfernen Verunsicherten haben die Begriffe Datensicherheit und Datenschutz praktisch die gleiche Bedeutung, und vielfach weiß man mit den Begriffen überhaupt nichts anzufangen.

Die primäre Perspektive ist Gefahr: Das Internet erscheint den Internetfernen Verunsicherten als Spielwiese für Verbrecher, Trickser und Betrüger, die heimtückisch rechtschaffende Leute hinters Licht führen möchten. Entsprechend groß ist die Sorge, durch eigenes Verschulden Opfer von Datenmissbrauch zu werden. Allerdings hat man nur eine vage Vorstellung, was Datenmissbrauch bedeutet, wer Interesse an welchen Daten haben könnte und welche Konsequenzen dies für einen selbst oder andere hätte. Eigenständig informieren sich die Internetfernen Verunsicherten kaum über Datensicherheit und Datenschutz. Allerdings verstärken Schlagzeilen über Sicherheitslücken und Datenmissbrauch ihre Verunsicherung. Mehr noch als um sich selbst sorgen sie sich dabei um Kinder und Jugendliche. Kriminalität aller Art, insbesondere Kinderpornografie, wird in diesem Zusammenhang häufig thematisiert.

Die Internetfernen Verunsicherten sehen die Verantwortung für Sicherheit und Datenschutz im Internet klar beim Staat. Wie auch in der realen Welt soll der Staat im Netz für Recht und Ordnung sorgen, Verbrecher verfolgen und zur Rechenschaft ziehen. Anonymität oder die Möglichkeit, sich für jemand anderes ausgeben zu können, als man wirklich ist, sollte schlichtweg nicht möglich sein
– und wenn jemand im Internet andere betrügt, sollte sofort dafür gesorgt werden, dass diese Person „dingfest gemacht wird“. Um die Internetkriminalität generell einzudämmen, sind sie entschiedene Befürworter verbindlicher Regeln und Gesetze sowie stärkerer Reglementierungen im World Wide Web.

Da die Sicherheit im Internet in ihren Augen bisher nicht gegeben ist, fühlen sie sich größtenteils (69 Prozent, Gesamt: 39 Prozent) den Gefahren hilflos ausgesetzt. Deswegen wenden sie eine klare Vermeidungstaktik an. Sie hegen eine große Scheu, Daten aller Art im Internet preiszugeben – persönliche Informationen (Anschrift, Gesundheitszustand, Kontodaten) gleichermaßen wie digitale Fotos, Videos oder elektronische Dokumente. Am ehesten kann dieser Typus noch Institutionen oder Personen vertrauen, die man bereits lange kennt oder denen ein ehrenhafter und vertrauenswürdiger Ruf vorauseilt, wie Ärzten, Anwälten oder der Sparkasse. Jedoch ist für die Internetfernen Verunsicherten wenig relevant, ob Mitteilungen im Internet einen rechtsverbindlichen Charakter haben oder nicht. Rechtsverbindliche Handlungen – und prinzipiell alle Tätigkeiten im Bereich Kauf und Verkauf – möchte man sowieso nicht ohne direkten Kontakt bzw. persönliche Unterschrift durchführen. Die klare Vermeidungstaktik gilt als sicherer Garant, Problemen auf diesem Feld aus dem Weg zu gehen. Vor diesem Hintergrund überwiegt hier fast schon ein prinzipieller Argwohn bei Aktivitäten im Internet, kurzum: 84 Prozent halten persönliche Daten im Internet nicht für sicher.

Internetferne Verunsicherte (27%) – 19,1 Mio.

Einstellungsprofil


Die Internetfernen Verunsicherten begegnen Personen, die ihr Privatleben ins Netz stellen, mit großem Unverständnis. Dies widerspricht ihren eigenen Verhaltensgewohnheiten zutiefst. Für sie haben persönliche Beziehungen etwas Vertrauliches, das man gerade nicht mit einer erweiterten Öffentlichkeit teilt. Schließlich hat man noch vor nicht allzu langer Zeit – als es noch keine Mobiltelefone gab – in der Telefonzelle extra leise gesprochen, damit die Passanten nicht mithören konnten, was dort Privates gesprochen wurde. Heute sind sie jedoch damit konfrontiert, dass ihre Enkel persönliche Angaben und Fotos bei Facebook präsentieren – auf die jeder zugreifen kann, der will. Zum Schutz der Jugend erwarten die Internetfernen Verunsicherten Altersgrenzen im Netz. Ferner sehen sie die Verantwortung bei den Eltern, ihre Kinder nicht den Risiken im Internet auszusetzen und sie durch klare Regeln und Verbote zu schützen.

Typische Zitate zu Sicherheit und Datenschutz im Internet

„Datenschutz ist nur dann garantiert, wenn bewiesen ist, dass eine Schweigepflicht besteht.“

„Geschäftliche Dinge erledige ich immer persönlich.“

„Fraglich ist, ob man Kriminelle im Internet dingfest machen kann. Es müsste solche Möglichkeiten geben!“

„Das Internet sollte stärker reguliert werden.“

„Die jungen Leute fassen viel zu schnell Vertrauen in ihre Chat-Partner. Das nutzen die Heiratsschwindler dann aus.“

„Menschen, die ihr gesamtes Privatleben online stellen, sind wahrscheinlich einsam und haben im realen Leben niemanden, mit dem sie ihre Emotionen teilen können.“

„Datensicherheit bedeutet mir schon recht viel. Nur, die Datensicherheit muss mir ja irgendeiner geben, die kann ich mir nicht selbst machen.“

„Ich kann nur hoffen, dass die Daten sicher sind, wie behauptet wird. Nur, wie soll ich das kontrollieren, kann man doch gar nicht.“

„Ich meine, wenn Sie rein wollen, müssen Sie ein Kennwort haben. Da hofft man, dass es nicht weitergegeben wurde. Das wird die Bank sicher nicht – das Vertrauen habe ich dann schon. Das lässt sich aber nie 100 Prozent kontrollieren oder beweisen.“

„Ebay und die alle wollen mir ja letzten Endes was verkaufen und leben davon. Da habe ich eben das Vertrauen nicht so sehr als jetzt gegenüber Banken. Für mich ist die Bank an erster Stelle und die anderen kommen ein paar Stellen tiefer dann.“

„Man kann nur hoffen, dass die Daten nicht weitergegeben werden. Es gibt ja auch so Abfragen, ob man damit einverstanden ist, ob die Adresse für Werbezwecke und Ähnliches weiter benutzt werden kann. Das verneine ich dann meistens.“

„Das kann ich gar nicht so ganz genau sagen. Das geht ziemlich ineinander über. Datensicherheit und Datenschutz ist ja für mich fast ein Begriff. Es kommt darauf an, welchen man davon verwenden will. Ich sehe keinen Unterschied.“

[Thema Datenmissbrauch]: „Wenn sie heute mit dem Internet arbeiten, bleibt das ja gar nicht aus, dass da Daten von Ihnen irgendwo sind. Aber, ob sie nun weiterverwendet werden oder sonstige Dinge auslösen, kann ich auch nicht kontrollieren. Ich kann nur hoffen, dass das in Ordnung ist.“

[Thema Verantwortung Internetsicherheit]: „Da gibt es gewisse Stellen, die ich aber namentlich gar nicht mal weiß. Wer da jetzt als Kopf für verantwortlich ist, für die Internetseite, weiß ich nicht.“

Trendprofil – Internetferne Verunsicherte

Erläuterungen zum Trendprofil

Besonders bedeutsam ist bei den Internetfernen Verunsicherten die Strömung Disorientation: Vor einem Computer fühlen sie sich überfordert. Sie können kein intuitives Verständnis für den „technischen Kasten“ entwickeln – und trauen sich auch kaum, ohne Begleitung den Startknopf zu bedienen. Geängstigt, etwas falsch machen zu können und von der Technik übermannt zu werden, resigniert man von vorherein: Risikoscheu verweigert man sich, das Internet zu nutzen, abgesehen von einigen Basisfunktionen. Angst und Verunsicherung werden gleichzeitig auf Mitmenschen und Zukunft projiziert: Gefahren, denen andere im Internet ausgeliefert sein könnten, werden bildlich vor dem inneren Auge ausgemalt und man stellt sich die Frage, wo das alles noch hinführen soll – in einer Welt, die man nicht mehr so recht begreifen mag und auch nicht so recht begreifen kann.

Damit einhergehend distanzieren sich die Internetfernen Verunsicherten von zentralen Elementen des gegenwärtigen Zeitgeschehens: Paradigmen der Konsumgesellschaft und Fortschrittsoptimismus werden abgelehnt (Social Criticism). Dass damit eine starke Ablehnung gegenüber zunehmender Beschleunigung in unserer Gesellschaft einhergeht, zeigt die Suche nach Entschleunigung, die bei den Internetfernen Verunsicherten besonders stark ausgeprägt ist. Man sucht hier nicht nach Optionen, um seinen potenziellen Handlungsspielraum zu vergrößern, wie dies im Internet angeboten wird, sondern geht Effizienzwahn und zunehmender Komplexität entschieden aus dem Weg. Die Sehnsucht nach Überschaubarkeit und Beschaulichkeit entspringt der gefühlten Unruhe, wenn man an das Internet denkt. Momente der Verzweiflung („Wie bin ich nur auf dieser Seite gelandet?“; „ Warum poppt hier etwas auf?“, „Was habe ich falsch gemacht?“) sind prägend. Das Internet erscheint ihnen als „Black Box“ mit Gefahren unterschiedlichen Ausmaßes. Lieber möchte man sich geborgen fühlen, man schätzt Bekanntes, Bewährtes und Routine bis hin zu festen Ritualen (Balance and Harmony). Dieser Typus sehnt sich nach Sicherheit, nach Halt und nach Verankerung (Regrounding). Das Bedürfnis nach Klarheit ist hier stark ausgeprägt, auch im Internet möchte man eine einfache Handhabung und keine Überraschungen.

Wohnbild-Collage: Internetferne Verunsicherte

Fall 1



Dies ist die Wohnung eines Rentners mit 71 Jahren. Vor dem Ruhestand arbeitete er als Hausmeister und Schreiner. Er ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder, die nicht mehr im Haushalt wohnen. Das Bild oben zeigt das Wohnzimmer der Familie. Ordnung und Übersichtlichkeit ist in der gepflegten Wohnung wichtig. Kleine Deko-Gegenstände schaffen Atmosphäre. Der Kamin erzeugt Gemütlichkeit und Ruhe und ist mit religiösen Symbolen ausgestattet. Als einziges elektronisches Medium zur Unterhaltung oder Kommunikation ist ein CD-Ständer zu sehen.
Der Computer – ein älteres Modell mit Röhrenmonitor – befindet sich wie „abgekapselt“ in einem separaten Zimmer auf einem Schreibtisch mit gepolstertem Stuhl davor. Das Zimmer wirkt kühl und entbehrt jeglicher dekorativen Elemente, hier hält man sich weniger gern auf.

Wohnbild-Collage: Internetferne Verunsicherte

Fall 2

Die zweite Bild-Collage zeigt die Wohnwelt einer 62-jährigen Rentnerin, die als Verkäuferin arbeitete. Sie ist verheiratet, ihre beiden Kinder sind bereits aus dem Haus.
Das Wohnzimmer (links oben) ist mit einer Leder-Couchgarnitur und einem Holztisch ausgestattet. Diverse, harmoniespendende Gegenstände schmücken die Wohnung, dazu gehören vor allem Puppen, künstliche Blumen und eine Hexenfigur, die im Wohnzimmer von der Decke hängt. Auf dem
„Hausaltar“ sind eine Puppenstube samt Puppe im karierten Kleid, ein Elefantenkuscheltier und künstliche Rosen zu finden.
Tische sind in dieser Wohnung – ob im Wohnzimmer, im Flur oder in der Küche – stets mit gehäkelten Deckchen ausgestattet. Ein Computer befindet sich nicht in der Wohnung und auch generell ist die Ausstattung an elektronischen Kommunikations- und Unterhaltungsgeräten eher bescheiden. Nur auf dem Bild oben rechts ist eine Musikanlage zu erkennen, die mit Blumen verziert ist. Technik wird in diesem Milieu eher verkleidet oder versteckt – zum Beispiel hinter einem Vorhang oder in einer Schrankwand.