Postmaterielle Skeptiker

Internet-Milieus: Postmaterielle Skeptiker

Internet-Milieus zu Vertrauen und Sicherheit im Netz

Soziodemografisches Profil

Geschlecht und Alter Breites Altersspektrum von 20 bis 60 Jahren, Ø 45 Jahre
Verteilung von Männern und Frauen wie in der Grundgesamtheit
Lebenssituation Meist verheiratet, mit oder ohne Kinder im Haushalt;
Ledige sind leicht überrepräsentiert;
kein deutlicher Schwerpunkt bei der Haushaltsgröße
(1- bis 4-Personen-Haushalte)
Bildung Mittlere Bildungsabschlüsse sind überrepräsentiert:
Mittlere Reife, Fachhochschulreife; 20% Abitur (Gesamt: 22%)
Beruf Überwiegend berufstätig,
höchster Anteil in Teilzeit Beschäftigter im Typenvergleich (13%)
Einkommen Mittlere Einkommensgruppen, 48% haben ein monatliches
Haushaltsnettoeinkommen zwischen 1.750 Euro und 2.500 Euro

Postmaterielle Skeptiker (10%) – 6,7 Mio. 

Internet-Nutzerprofil

Kurzbeschreibung

Postmaterielle Skeptiker zeichnet eine ambivalente Beziehung zum Internet aus: Einerseits schätzen sie die Informations- und Convenience-Vorteile des Internets, andererseits kritisieren sie Fortschrittsgläubigkeit, Virtualisierung und Globalisierung (Digital Immigrants). Dieser Einstellungstyp ist nicht technikfeindlich, möchte sich jedoch nicht von der Technik vereinnahmen lassen und stattdessen selbst die Kontrolle behalten.

Ein bewusster Umgang mit Medien ist für die Postmateriellen Skeptiker essenziell: Die zunehmende digitale Durchdringung des Alltags im Zuge eines generellen „Beschleunigungswahns“ lehnen sie ab und nehmen eine distanzierte, kulturkritische Haltung gegenüber der Konsum- und Mediengesellschaft in ihrer Gesamtheit ein. Dies schließt aber auch die Auseinandersetzung mit diesen Herausforderungen ein, d. h. dieses Milieu nutzt das Internet sogar leicht überdurchschnittlich – wenngleich sehr selektiv: Vor allem interessieren sie sich für Informationsangebote und Kommunikationsformen.

Vertreter dieses Typus gehören oft der ökologisch ambitionierten Mitte der Gesellschaft an. Sie pflegen einen nachhaltigen Lebensstil und sind bereit, auch mal auf etwas zu verzichten und Bedürfnisse zurückzustellen, wenn sie den Eindruck haben, dass ein bestimmtes Verhalten langfristig negative soziale und ökologische Folgen hat.

Internet und Medien in der Lebenswelt der Postmateriellen Skeptiker

Jeder zehnte Bundesbürger (6,7 Mio.) ist zu den Postmateriellen Skeptikern zu zählen. Dieses Gesellschaftssegment vereint ein kritischer Blick auf blinden Fortschrittsoptimismus, ungebremste Wachstumsgläubigkeit sowie zunehmende Fragmentierung sozialer Beziehungen. Entschieden sprechen sie sich dafür aus, dass Technologien und Internet nicht die Alltagsgestaltung dominieren sollten, da der Mensch immer noch im Mittelpunkt stehe. Es geht ihnen hingegen darum, aus den vielfältigen Handlungsoptionen zu selektieren und dabei Kosten und Risiken gegeneinander abzuwägen.

Trotz ihrer Skepsis gegenüber neuen Medien gehören Postmaterielle Skeptiker nicht zu den Nachzüglern in Sachen Internet: Sie sind sogar schon verhältnismäßig lange online, ein Viertel bereits länger als zehn Jahre (Gesamt: 21 Prozent). Auch die tägliche Nutzung des Internets kommt bei ihnen häufig vor (40 Prozent, Gesamt: 38 Prozent), ein Teil geht jedoch nur mehrmals in der Woche oder ein paar Mal im Monat ins Netz, da man sich nicht von der digitalen Welt vereinnahmen lassen möchte. Offliner sind in diesem Internet-Milieu nur selten anzutreffen (6 Prozent, Gesamt: 20 Prozent), weil man sich hier den Möglichkeiten, die das Internet bringt, nicht verschließen möchte oder aus beruflichen Gründen auch nicht verschließen kann.

Auch bezüglich Hardware stehen die Postmateriellen Skeptiker der Gesamtbevölkerung kaum nach: Zwar hat ein Großteil (69 Prozent, Gesamt: 58 Prozent) noch einen Desktop PC, 43 Prozent haben jedoch bereits einen Laptop (Gesamt: 40 Prozent). Ein Smartphone gehört für immerhin 16 Prozent zum Alltag – jedoch genießen sie auch bewusst Zeitspannen, in denen sie einfach mal gar nicht erreichbar sind. Unter den Postmateriellen Skeptikern sind vereinzelt Personen anzutreffen, die aufgrund der Strahlenbelastung das Tragen von mobilen Geräten am Körper möglichst einschränken.

Im Umgang mit dem Computer ist dieser Typus geübt und neugierig, sich mit diesem Medium umfassend auseinanderzusetzen. Dennoch fühlen sie sich relativ unsicher, wenn es um Datenschutz geht, den sie im gleichen Atemzug mit Datenmissbrauch in Verbindung bringen. Diese Bedenken sind weniger auf mangelnde Kompetenz oder gar das unwohle Gefühl nach unbedachtem Surfverhalten zurückzuführen – ganz im Gegenteil: Sie setzen sich im Netz ganz bewusst Grenzen bezüglich Sinnhaftigkeit oder Kommerzialität der Angebote – vielmehr ist die gefühlte Unsicherheit auf ihre besonders starke Sensibilisierung für diese Thematik zurückzuführen. Auch wenn man selbst vielleicht gar nicht von Datenmissbrauch betroffen ist oder sein kann (durch Vermeidung), beäugen sie die gesamtgesellschaftlichen Konsequenzen freien Datenverkehrs mit großer Skepsis. Dazu gehört vornehmlich die Befürchtung der unbegrenzten Nutzung zur Erhöhung wirtschaftlicher Gewinne seitens der Unternehmen wie auch erweiterte Kontrollmöglichkeiten seitens staatlicher Institutionen („gläserner Bürger im Überwachungsstaat“).

Postmaterielle Skeptiker suchen im Internet keinen bloßen Zeitvertreib oder krude Unterhaltung, stattdessen schätzen sie Kommunikations- und Informationsangebote. Um mit Freunden, Bekannten und Verwandten in Kontakt zu bleiben, präferieren sie die klassische E-Mail (83 Prozent). Gegenüber Portalen, bei denen man sich samt persönlicher Daten einloggen muss, bestehen große Vorbehalte. In sozialen Netzwerken wie Facebook und Co. sind sie zurückhaltender vertreten (22 Prozent, Onliner Gesamt: 40 Prozent). Weiterhin schätzen die Postmateriellen Skeptiker die Verfügbarkeit und Aktualität von Online-Nachrichten und die damit einhergehende Meinungsvielfalt. Das Internet ermöglicht ihnen, News verschiedener Portale zu vergleichen und durch einen kritischen Blick zu prüfen – denn aus den vielen Perspektiven können sie sich ein deutlich differenzierteres Bild vom Weltgeschehen machen. Generell nehmen sie Informationen aus dem Netz nie für bare Münze, sondern prüfen den Wahrheitsgehalt durch weiteres Recherchieren.

Postmaterielle Skeptiker sehen durchaus auch die Vorteile des Internets für die Gesellschaft als Ganzes. Durch die freie Verfügbarkeit von Informationen wird es einfacher, selbstbestimmt und informiert Entscheidungen zu treffen und entsprechend zu handeln; durch Wissens- und Ideenaustausch wird die globale Kreativität gefördert. Zudem: Das Internet fördert den interkulturellen Austausch und somit auch die Völkerverständigung, was wiederum zum Abbau von Konflikten beitragen kann. Nicht zuletzt haben der Arabische Frühling, die Revolution in Libyen und die Proteste der Studenten in europäischen Ländern wie Spanien, Irland und England gezeigt, welches enorme Potenzial zur Vernetzung – der Grundlage für die Durchsetzung von Menschenrechten und demokratischen Prinzipien – das Internet bietet.

Doch gleichzeitig sehen die Postmateriellen Skeptiker die Grenzen des Mediums: Das Internet bietet keinen Ersatz für den wahrhaftigen zwischenmenschlichen Austausch. Und daher erkennt man hier auch eine gewisse Bedrohung: Stärker als in der Gesamtbevölkerung (66 Prozent) ist unter den Postmateriellen Skeptikern die Meinung verbreitet, dass durch zu viel Kommunikation im Internet die Qualität der Beziehung leide (79 Prozent). Auch wissen sie das „gute alte Buch“ sowie Zeitungen und Zeitschriften aus Papier zu schätzen. Vor diesem Hintergrund möchte man sich vom Internet nicht zu sehr vereinnahmen lassen – und so könnten sie sich getrost auch ohne Internet ein „sinnvolles Leben“ vorstellen.

Typische Zitate zur Internet-Nutzung

„Ich bin eher ungeübt und auch nicht innovativ dabei, aber ich bin neugierig.“

„Newsletter sind halt billiger. Aber ich bin eigentlich ein Papiermensch.“

„Ich gucke den Leuten lieber in die Augen.“

„Selten mal lese ich Zeitungen im Internet. Das mache ich nicht gerne. Ich gucke dann immer mal kurz rein, aber ich lese da nicht wirklich viel drin.“

„Ich gucke immer mal ein bisschen hier rum und da rum, aber so richtig surfen tue ich eigentlich nicht. Mir geht es schnell irgendwie auf den Keks, mir wird es dann auch schnell zu viel und ich gucke manchmal …, manchmal, aber wirklich sehr, sehr selten lasse ich mich ein bisschen treiben.“

„Na ja, so Infos, eben Adressen, Telefonnummern von irgendwem raussuchen, wie das Wetter ist, solche Sachen. Wenn wir in eine Stadt reisen, wie jetzt nach Stockholm, gucken, wie kommt man zu so Flügen, also wie fährt man da hin. Genau, online, die Bahn benutze ich sehr viel, um mir Fahrstrecken rauszusuchen, Fahrpläne rauszusuchen, das mache ich eigentlich inzwischen immer im Internet.“

„Wie bei diesem Online-Banking mit TANs, alles, was ich machen muss, das mache ich dann. Aber mehr nicht.“

Einstellung zu und Verständnis von Sicherheit und Datenschutz im Internet

Postmaterielle Skeptiker sehen Datenschutz im Internet als sehr wichtige gesellschaftliche Angelegenheit und betrachten die Problematik unter einer kritischen, gesellschaftspolitischen Perspektive. Demgegenüber hat die Problematik der Sicherheit im Internet offensichtlich weniger Bedeutung.

Die Überzeugung, dass Datenschutz im Internet niemals zu 100 Prozent gewährleistet sein kann, gehört zur unumstößlichen Maxime dieses Gesellschaftssegments. Hierbei existieren gleichermaßen Vorbehalte gegenüber Staat und kommerziellen Anbietern: Beim Staat befürchtet man, dass Informationen über die Bürger akkumuliert und diese zum Überwachen der Bevölkerung ausgewertet werden („gläserner Bürger“). Verweise auf George Orwells 1984 erscheinen ihnen dabei „nicht weit hergeholt“: Biometrische Passbilder, gespeicherte Fingerabdrücke auf den Personalausweisen sowie die mit persönlichem Bild und sensiblen Daten versehene Krankenversicherungskarte sind für sie weitere Facetten, die gemeinsam mit Vorratsdatenspeicherung und Überwachungskameras auf öffentlichen Plätzen beunruhigende Schritte auf dem Weg zum „Überwachungsstaat“ darstellen.

Natürlich sind Postmaterielle Skeptiker gegen Kinderpornografie und organisierten Rechtsradikalismus – jedoch sollten dies keine Gründe sein, alle Nutzer im Netz ständig zu überwachen. Emanzipation und Bildung sind stattdessen die Schlagwörter, die sie zur Verhinderung solcher Geschehnisse heranziehen – während sie „totalitäre“ Überwachung und Kontrolle entschieden ablehnen. Vor diesem Hintergrund vertreten sie die Ansicht, dass der Schutz der eigenen Daten nicht nur aus der persönlichen Perspektive zu betrachten ist, denn nicht jeder verfügt über ähnliche Kompetenzen wie man selbst. So sind Postmaterielle Skeptiker deutlich stärker als die Gesamtbevölkerung überzeugt, dass nicht jeder selbst für Datenschutz verantwortlich ist, jedoch ist – aus ihrer Sicht – gerade die Stärkung der Eigenverantwortung (in Form von Aufklärung und Vermittlung von Medienkompetenz) eine wesentliche gesellschaftliche Aufgabe.

Bei kommerziellen Plattformen wittern die Postmateriellen Skeptiker schnell die finanziellen Interessen, die hinter den kostenfreien Angeboten stehen. Wird ein Dienst entgeltfrei angeboten, „dann bezahlt man meist mit seinen Daten“. Und darüber denkt man genau nach, bevor eine Mail- Adresse, Anschrift oder Geburtsdatum angegeben wird. Auch gegenüber großen, bekannten Marken bestehen hier große Vorurteile bei Online-Angeboten (64 Prozent, Gesamt: 34 Prozent). Als konsumkritisches Gesellschaftssegment möchte man nicht ausgewertet werden, keine Zahl im System sein, aufgrund dessen Marketingstrategien entwickelt und Absatzmärkte berechnet werden. Auch möchte man sich hier vor Manipulation schützen: Anzeigen auf Internetportalen, die „zufälligerweise“ zu dem passen, was man in letzter Zeit bei Google gesucht hat, identifizieren und verurteilen sie sofort als personalisierte Werbung.

Vor dem Hintergrund, dass es absoluten Datenschutz nicht geben kann (19 Prozent, Gesamt: 32 Prozent), wird situationsspezifisch entschieden, wann und wo das Risiko vergleichsweise gering ist, man also seine persönliche Daten im Netz preisgeben kann. Dementsprechend stellen die Postmateriellen Skeptiker selten Digitalfotos und Videos (15 Prozent, Gesamt: 28 Prozent), elektronische Dokumente (10 Prozent, Gesamt: 17 Prozent) und persönliche Informationen (30 Prozent, Gesamt: 50 Prozent) ins Internet. Auch beim Online-Banking sind sie seltener angemeldet als der durchschnittliche Deutsche (38 Prozent, Gesamt: 48 Prozent). So sind sie auch zurückhaltender, Dinge online einzukaufen (46 Prozent, Gesamt: 54 Prozent) und zahlen dann per Nachnahme oder Rechnung, ohne Kontoverbindung oder Kreditkartennummer preiszugeben.

Durch Skandale über Datenmissbrauch sehen die Postmateriellen Skeptiker ihr reglementiertes Nutzungsverhalten bestätigt. Ihnen ist besonders wichtig, dass niemand ihre Mitteilungen oder Daten mitlesen kann (46 Prozent, Gesamt: 41 Prozent). Sie betonen die Eigenverantwortung, die jeder im Netz für sich selbst trägt und fordern zugleich auch institutionelle Kontrollmechanismen. Diese dürfen nicht derart weit gehen, dass dadurch die Informationsfreiheit eingeschränkt wird – denn nur ein freiheitlich organisiertes und unzensiertes Internet ermöglicht informationelle Selbstbestimmung. Gleichzeitig misstrauen sie Regierung und Konzernen. Verhältnismäßig groß ist ihr Vertrauen hingegen in „demokratisch organisierte“ NGOs wie z. B. Wikipedia; sie zeigen ein außerordentliches Interesse an nichtkommerziellen Institutionen und Quellen, die Transparenz verkörpern und gezielt Aufklärung betreiben (z. B. lobbycontrol). Bei Institutionen dieser Art können sie sich auch vorstellen, wichtige Funktionen zu übernehmen, um Datenschutz zu gewährleisten und die Transparenz im Internet zu verbessern.

Zwar werden Schutzvorkehrungen zur Datensicherheit getroffen, aber ihr Nutzen wird gleichzeitig in Frage gestellt. Man kalkuliert ein, dass – sobald sich Informationen im Internet befinden – es immer möglich sein wird, an diese auch heranzukommen. Solche Hacker-Aktivitäten werden zwar einerseits als kriminelle Handlungen eingeordnet, andererseits hat man aber auch Verständnis dafür, wenn Organisationen wie z. B. Wikileaks für mehr Transparenz und Bewegung im etablierten Machtgefüge internationaler Lobbyisten und Konzerne sorgen. Sorgfältig setzen sie Sicherheitstechniken ein, um sich vor akuter Bedrohung durch Trojaner, Viren und Cookies zu schützen.

Manche Postmateriellen Skeptiker greifen auf alternative Betriebssysteme wie beispielsweise Linux zurück. Diese hält man nicht nur für weniger virenanfällig als die Software des Marktführers Microsoft, sondern sieht darin auch ein ideologisches Statement für mehr Freiheit und Selbstorganisation im Netz. Ansonsten verwenden sie Virenscanner und löschen regelmäßig den Browserverlauf und die Cookie-Einträge, wenngleich sie die umfassende Wirksamkeit dieser Maßnahmen bezweifeln.

Die Postmateriellen Skeptiker sehen das Internet als doppelseitige Medaille: Wie auch andere Errungenschaften der Zivilisation kann es sowohl Nutzen als auch Schaden hervorbringen. Die Erfindung des Verbrennungsmotors ermöglichte beispielsweise, die Felder effektiver zu bewirtschaften, wodurch sich die Nahrungsmittelproduktion als Grundlage menschlichen Lebens erheblich steigerte. Gleichzeitig sehen sie hierdurch den fatalen Prozess des anthropogenen Klimawandels eingeleitet. Sie sehen viele Möglichkeiten, die das Internet für sie selbst und für die Gesellschaft bietet – aber immer auch die Risiken, insbesondere für die weniger informierten Menschen, die sich unbekümmert im Netz bewegen.

Postmaterielle Skeptiker (10%) – 6,7 Mio.

Einstellungsprofil

Typische Zitate zu Sicherheit und Datenschutz im Internet

„Meine Daten gehören mir.“

„Wenn ich sage, Sicherheit ist meine Priorität und ich möchte nichts von dem, was ich privat oder in meinem Betrieb habe, preisgeben, dann dürfte ich das Internet nicht anschalten.“

„Datensicherheit löst Unsicherheit aus. Weil ich finde, es gibt keine Datensicherheit.“

„Ich möchte nicht ausgewertet werden.“

„Freiheit im Internet ist die Informationsfreiheit.“

„Mögliche Risiken des Internets: Überwachungsstaat.“

„Vertrauen ins Internet kommt mir komisch vor. Das kann man knicken.“

„Wenn es irgendwas umsonst im Internet gibt, bezahlst du meistens mit deinen Daten.“
„Die Firmen machen, was sie wollen. Es geht vor allem und fast immer nur um Profit.“

„Gegen Hacker gibt es keine Sicherheit, die werden immer Lücken finden.“

„Ich mache alles über WLAN, damit ich mobil in der Wohnung bin. Der Router ist aber nur eingeschaltet, wenn ich ins Internet will. Ansonsten ziehe ich den Stecker, denn nur wenn das Netz aktiv ist, kann jemand meine Verbindung knacken.“

„Datensicherheit im Internet gibt es nicht, da unterschiedliche Interessen aufeinander stoßen; ‚Profitgier’ treibt die Menschen dazu, die Daten zu verkaufen.“

„Die Skandale beeinflussen mich dahingehend, dass ich mich bestätigt fühle und mich weiter so verhalte, wie ich es bislang tue.“

„Für keinen persönlichen Nutzen bin ich bereit, meine Privatsphäre zu öffnen und meine Daten herzugeben.“

„Ich habe ein Gespür dafür entwickelt, wann ich meine Daten auf jeden Fall nicht herausgeben sollte. Zum Beispiel wenn Banken E-Mails schreiben, dann ist das ein Fake.“

„Also wenn ich z.B., egal ob übers Internet oder sonst wie, per Telefon irgendwas bestelle bei irgendeinem Internet-Shop, dann erwarte ich, dass meine Daten, meine Kontaktdaten nicht weitergegeben werden. Das verstehe ich unter Datenschutz. Und das funktioniert ja aber trotzdem nicht. Immer wieder kommt dann irgendwelche Werbung, wo ich garantiert nichts bestellt habe. Da sind die dann doch weitergegeben worden.“

Trendprofil – Postmaterielle Skeptiker

Erläuterungen zum Trendprofil

Postmaterielle Skeptiker laden insgesamt eher unterdurchschnittlich auf den verschiedenen soziokulturellen Trends. Sie neigen im Antwortverhalten generell dazu, Extreme kritisch einzuordnen und eher zu vermeiden. In der relativen Betrachtung am stärksten ausgeprägt sind bei ihnen Social Criticism und Disorientation.

Die Skepsis dieses Gesellschaftssegments gegenüber dem Internet beruht vor allem auf dem Zusammenspiel der beiden Trends Social Criticism und Disorientation. Orientierungslosigkeit herrscht hier in Anbetracht der unterschiedlichen Anbieter im Internet vor, da die Postmateriellen Skeptiker gleichzeitig die Absichten der Provider mitdenken. Konfrontiert mit verschiedenen Interessenskonstellationen, welche jeweils primär – wie auch in der realen Welt – darauf abzielen, den eigenen Vorteil zu maximieren, agieren sie im Netz mit Vorsicht. Die Frage „Wo kann ich meine Daten angeben?“ leitet sich von der Einschätzung ab, was der Betreiber der Seite damit anfangen will und kann. Stehen finanzielle Absichten im Vordergrund oder etwa die Akkumulation persönlicher Daten der Nutzer, wittern die Postmateriellen Skeptiker Gefahr. Die starke Abneigung, gezielt als potenzieller Käufer durch personalisierte Werbung ausfindig gemacht zu werden, erzeugt ein Gefühl innerer Unruhe.

Gleichzeitig gehen Vertreter dieses Typus davon aus, dass bereits existierende sowie theoretisch mögliche Kontroll- und Prüfmechanismen immer mit Unsicherheiten behaftet sein werden. Wenn ein System aus Einsen und Nullen besteht, kann es auch beliebig durch Einsen und Nullen verändert werden. Angesichts dieses Paradigmas fühlt man sich fast schon ohnmächtig und ist verleitet zu resignieren. Fragen, über die sie selbst nachdenken und die sie auch im Freundeskreis heiß diskutieren, sind: „Wie entwickelt sich die Gesellschaft, wenn Unternehmen und Staat einen ständig beobachten können? Wo bleibt die Individualität, die Menschenwürde, wenn unser Handeln ständig kontrolliert und ausgewertet wird?“.

Gleichzeitig sympathisieren die Postmateriellen Skeptiker mit antikommerziellen Initiativen wie der Occupy-Bewegung, die von der weltweiten Vernetzung profitiert: Durch das Internet können sie sich informieren, solidarisieren, vernetzen und organisieren. Und neben Social Communities mit kommerziellen Interessen im Hintergrund verweisen sie auf Netzwerke wie Utopia und bewegung.taz, die Gegenpole dazu darstellen. Dieses Milieu bewegt sich somit in permanenter Ambivalenz, die sich im Alltag in selektiv-vorsichtigem Internet-Verhalten und der aktiven Suche nach entsprechenden Informationen niederschlägt.

Wohnbild-Collage: Postmaterielle Skeptiker

Fall 1


Diese Wohnung gehört einer 26-jährigen ledigen Studentin. Sie ist anti-konventionell eingerichtet. Anstatt eines Wohn- und Schlafzimmers gibt es ein schmales Zimmer, indem ebenso gearbeitet wird. Auf dem Schreibtisch steht ein aufgeklappter Laptop, der angeschaltet ist. Eine Maus mit Kabel und Kopfhörer liegen daneben.

Bilder von Gemälden lassen auf ihr Interesse an Kunst und Kultur schließen. Der kleine Fernseher verweist auf die eher untergeordnete Rolle, die dieses Unterhaltungsmedium im Zimmer und dementsprechend im Leben der Postmateriellen Skeptikerin einnimmt. In der Küche wird nicht nur gegessen, sondern auch abendfüllend gemeinsame Zeit verbracht.

Wohnbild-Collage: Postmaterielle Skeptiker

Fall 2


Diese Wohncollage ist einer 43-jährigen Postmateriellen Skeptikerin zuzuordnen. Die Berufsschullehrerin ist geschieden und lebt in einer süddeutschen Kleinstadt. Im Wohnzimmer der Familie verweisen die gutbestückten Bücherregale auf Belesenheit und Bildung der Interviewten. Es befinden sich zwei Keyboards in dem Raum, welche regelmäßig gespielt werden. Die Bilder lassen auf Interesse an moderner Kunst schließen.

Auf einem Tisch neben dem Aquarium stehen zwei Laptops; gern geht man auch gemeinsam/ parallel ins Netz. Drucker und CD-Sammlung sind im Hintergrund zu erkennen. Inhalte hat man gern auch in haptischer Form; vieles, was einem wichtig ist, wird daher auch ausgedruckt und/oder auf CD gebrannt.