Ordnungsfordernde Internet-Laien

Internet-Milieus: Ordnungsfordernde Internet-Laien

Internet-Milieus zu Vertrauen und Sicherheit im Netz

Soziodemografisches Profil

Geschlecht und Alter Mittlere Altersgruppen und Ältere, Schwerpunkt: 40 bis 70 Jahre, Ø 51 Jahre
Frauenanteil: 62%
Lebenssituation Ganz überwiegend verheiratet;
überdurchschnitticher Anteil von Haushalten ohne Kinder,
entsprechend sind 2-Personen-Haushalte überrepräsentiert
Bildung Einfache bis mittlere Bildungsabschlüsse:
Hauptschule, mittlere Reife;
nur 18% haben Hochschul-/Fachhochschulreife (Gesamt: 25%)
Beruf Überwiegend in Teilzeitbeschäftigung;
Hausfrauen und Arbeitslose sind überrepräsentiert;
26% sind bereits im Ruhestand (zweithöchster Wert im Typenvergleich)
Einfache / mittlere Angestellte, Facharbeiter
Einkommen Kleine bis mittlere Einkommen;
40% haben ein monatliches Haushaltsnettoeinkommen unter 1.750 Euro (Gesamt: 34%)

Ordnungsfordernde Internet-Laien (12%) – 8,2 Mio. DIVSI-Milieustudie-Seite-128-Internetexpertise

Internet-Nutzerprofil

Kurzbeschreibung

Für Ordnungsfordernde Internet-Laien ist das World Wide Web „unbekanntes Terrain“: Ihre Nutzung ist zurückhaltend und äußerst vorsichtig (Digital Outsiders). Aus Furcht, Fehler zu machen, besteht die Annäherung an dieses Medium vornehmlich in Form von Vermeidungsstrategien – „nur das machen, was gefahrlos ist“.

Das Internet nutzen sie entsprechend defensiv und formulieren keine profilierten Ansprüche, da sie überwiegend Basisfunktionen nutzen (möchten). Aufgrund ihrer geringen Selbstsicherheit im Umgang mit dem Internet nehmen sie gerne Hilfe in Anspruch.

Sie sind Angehörige der konventionellen Mitte mit starkem Streben nach Harmonie und Geborgenheit in einfacher bis mittlerer sozialer Lage.

Ordnungsfordernde Internet-Laien haben ein grundsätzliches Misstrauen gegenüber dem Medium Internet, insbesondere in punkto Datensicherheit und Datenschutz. Die Verantwortung hierfür delegieren sie an den Staat und Unternehmen.

Internet und Medien in der Lebenswelt der Ordnungsfordernden Internet-Laien

Das Internet spielt keine große Rolle im Leben der Ordnungsfordernden Internet-Laien. Sie haben ein zwiespältiges Verhältnis zu moderner Informations-Technik: Einerseits zeigen sie sich aufgrund fehlender Kompetenz im Umgang verunsichert. Andererseits ist ihnen bewusst, dass dem Internet die Zukunft gehört und sie sich dem fortschreitenden Digitalisierungsprozess nicht verschließen dürfen, wenn sie berufliche Chancen und sozialen Anschluss nicht aufs Spiel setzen möchten. Sukzessiv erkennt dieses Bevölkerungssegment darüber hinaus auch die Convenience-Vorteile, die ihnen das Netz bieten kann.

Das „Mithalten-Wollen“ ist der zentrale Motivator der Ordnungsfordernden Internet-Laien, sich mit Computer und Internet auseinanderzusetzen. Dies ist jedoch beschwerlich und gilt weniger als Freizeitvergnügen. Kaum hat man eine Funktion verstanden und in das eigene Handeln integriert, wird man mit Zusatzfunktionen konfrontiert. Da bleibt kaum Raum, sich zu erfreuen, eine Herausforderung gemeistert zu haben. Ständig scheint der Berg an allem, was fremd und unbekannt ist, zu wachsen. Beispielsweise kann es vorkommen, dass ein Ordnungsfordernder Internet-Laie zunächst den Browserverlauf verwendet, um bereits bekannte Seiten zu öffnen. Zeigt ihm jemand, dass durch das Einrichten von Lesezeichen die URLs besser gespeichert und somit bewahrt werden können, freut er sich zwar über diesen Komfortzuwachs. Jedoch stellt die Bedienung des Lesezeichenmanagers eine neue Funktion dar, die eingeübt und beherrscht werden muss, bevor sie intuitiv angewendet werden kann. Man möchte möglichst alles „richtig“ machen, d. h. man erwartet eine Art Bedienungsanleitung, die einem zeigt, wie etwas funktioniert. Dass technische Neuerungen heute quasi „intuitiv“ seien, empfinden sie als Hohn. Sie lassen sich jedoch nicht abschrecken, sondern bemühen sich mit Geduld und Disziplin, die „Regeln“ des Internets Stück für Stück kennen zu lernen.

Auch wenn nur wenige Ordnungsfordernde Internet-Laien tatsächlich Offliner sind, so ist das Internet doch kaum ein fester Bestandteil des Alltags und wird auch vorwiegend verwendet, „weil es sein muss“. Einen Online-Zugang haben sie erst seit vergleichsweise kurzer Zeit, so sind viele erst seit drei Jahren im Netz (17 Prozent, Gesamt: 8 Prozent), der prozentuale Großteil jedoch seit drei bis sieben Jahren (44 Prozent, Gesamt: 38 Prozent). Das Internet wird nur von einem kleinen Teil täglich genutzt (22 Prozent, Gesamt 38 Prozent), die Mehrheit ist ein paar Mal in der Woche online (53 Prozent, Gesamt: 31 Prozent), viele jedoch auch nur ein paar Mal im Monat (15 Prozent, Gesamt: 8 Prozent). Der Großteil verwendet zum Surfen einen herkömmlichen Desktop-PC, über Laptops verfügen vier von zehn. Smartphone, Tablet-PC und Spielkonsole sind hier sehr selten anzutreffen.

Ordnungsfordernde Internet-Laien beobachten, dass (jüngere) Bekannte und Verwandte sich souverän im Netz bewegen und die vielfältigen Funktionen selbstverständlich nutzen. Sie selbst schätzen

sich als Anfänger im Umgang mit dem PC ein und zeigen sich wegen fehlender Grundlagenkenntnisse verunsichert. Aufgrund fehlenden Wissens und mangelnden Know-hows sind sie auf die Unterstützung von anderen angewiesen. Sie äußern ein starkes Bedürfnis nach Hilfe, nach regelrechtem „zur Seite sitzen“, wenn neue Funktionen ausprobiert und einstudiert werden. Und solche „Lern-Situationen“ müssen einen persönlichen Charakter haben, denn Geduld von Seiten einer vertrauten Person ist ihnen äußerst wichtig, um ihre Befürchtungen zu überwinden, das Medium falsch zu bedienen und „dumme Fragen“ zu stellen.

Im Internet nutzen sie vor allem Basis-Funktionen. Aus Furcht, Fehler zu machen und für unsachgemäße Bedienung strafrechtlich zur Verantwortung gezogen zu werden, hält man sich sehr zurück. Meistens sind es vor allem wenige bekannte und vertraute Seiten (teilweise nur ca. fünf Websites), die regelmäßig aufgerufen werden. Da weiß man, wohin man klicken muss und was man dort findet. Vom ziellosen „Herumsurfen“ werden sie durch Fachbegriffe und Anglizismen abgeschreckt. Diese sind ihnen nicht geläufig und verunsichern. Sind sie allein, wenn der Browser abstürzt oder der Computer sich aufhängt, wittern sie Gefahr und ziehen es vor, auf Hilfe zu warten. Alleine trauen sie sich kaum, das Programm erneut zu öffnen oder das Gerät neu zu starten. Die Anschaffungskosten für Hard- und Software im Hinterkopf, sind sie äußerst vorsichtig, nicht durch eigenes Verschulden der sensiblen Technik zu schaden.

Es gibt keine Aktivitäten, die sie überdurchschnittlich häufig im Internet ausüben. Vergleichsweise oft suchen sie Adressen und Telefonnummern heraus (59 Prozent, Gesamt: 55 Prozent). Das wissen sie zu schätzen, um alte Bekannte wieder ausfindig zu machen. Über E-Mail kommunizieren sie mit Freunden, Verwandten, Arbeits- und Vereinskollegen. Manche von ihnen haben bereits Skype entdeckt bzw. sich dieses Programm zeigen lassen. Hier sind sie begeistert, den Gesprächspartner auch live sehen zu können. Für besondere Gelegenheiten, etwa wenn ein Verwandter Geburtstag hat, man ihn jedoch nicht persönlich besuchen kann, wird dann gerne die Bildtelefonie verwendet. In sozialen Netzwerken sind sie hingegen seltener vertreten. Einerseits haben sie kaum ein Bedürfnis nach Web-Selbstinszenierung, andererseits möchten sie Fremden keine privaten Daten zugänglich machen. Nachrichten verfolgen sie lieber in der Tagesschau oder der lokalen Tageszeitung.

Als preisbewusstes und serviceorientiertes Gesellschaftssegment erkennen die Ordnungsfordernden Internet-Laien zunehmend die Convenience-Vorteile im Internet. Verhältnismäßig häufig informieren sie sich über Produkte und Dienstleistungen (52 Prozent). Zwar ist noch eine relativ große Abneigung vorzufinden, Artikel direkt im Internet einzukaufen, jedoch schätzen sie die Möglichkeit, Qualität und Preise zu vergleichen. Finden sie im Netz Produkte, die sie in normalen Geschäften im eigenen Umfeld nicht erhalten können, wie beispielsweise spezielle Hobby-Utensilien, wägen sie ab, den Artikel online zu erwerben. Vorzugsweise bestellen sie im Internet, wenn ihnen dabei jemand bei den erforderlichen Eingaben und Klicks zur Seite steht, der Bezahlvorgang ist jedoch meistens per Rechnung nach Erhalt.

Die Ordnungsfordernden Internet-Laien haben manchmal Schwierigkeiten, gezielt etwas Neues im Internet zu suchen. Haben sie etwas gefunden, beispielsweise einen Blog mit schönen Anregungen für die Festtagsdekoration des Hauses, zeigen sie sich äußerst erfreut und zuweilen auch stolz. Das erzählen sie dann auch weiter und sind wiederum enttäuscht, wenn Bekannte, die im Internet erfahrener sind, diese „Entdeckung“ als Nichtigkeit herunterspielen. Das kann entweder zur Resignation führen, manchmal aber auch motivieren, sich noch stärker mit dem Medium auseinanderzusetzen.

Typische Zitate zur Internet-Nutzung

„Immer eher kurz, um zu gucken, ob eine E-Mail da ist. An sehr vielen Tagen beschränkt es sich darauf. Auch schau ich mal irgendwelche Informationen nach – wo man früher das gute alte Lexikon benutzt hat, gibt es heute Google, wie aktuell zu EHEC. Ich bin auch manchmal bei Ebay, dass man da ein bisschen rum guckt und sich mal informiert, wenn man plant, sich irgendwelche Artikel zu kaufen – dafür nutze ich das Internet, aber nicht besonders viel.“

„Was Computer betrifft, bin ich reichlich unterentwickelt.“

„Ich vertraue dem ganzen Medium nicht so richtig.“

„Bei mir ist es so, wenn es irgend geht, dann kauf ich das lieber so, ich möchte es sehen und in die Hand nehmen. Wirklich nur, wenn es gar nicht anders geht oder es für mich nicht erreichbar ist, dann würde ich auch mal was übers Internet bestellen. Aber grundsätzlich nicht.“

„Ich würde zum Beispiel nicht, was ich ohnehin äußerst ungern und nur im äußersten Notfall tue, über das Internet etwas bestellen, ohne dass mein Sohn daneben sitzt – weil ich Angst habe, dass ich da was verkehrt mache, dass man versehentlich etwas bestellt, dass es Geld kostet, dass es kostenpflichtig ist.“

„Aber das [Internet] ist schon so was, was mir nicht ganz geheuer ist, irgendwie.“

„So ein Lohnsteuerjahresausgleich ist für mich ein böhmisches Dorf. Ich bin dann darauf angewiesen, dass das jemand für mich macht. Das könnte ich nicht und erst recht nicht online.“

„Ich nutze es, wenn ich irgendeine Information haben will, auch recht gerne. Aber ich persönlich würde jetzt nicht sterben, wenn ich keins hätte.“

„Im Internet lese ich keine Zeitung, ich hab hier meine Rhein-Neckar-Zeitung.“ 

Einstellung zu und Verständnis von Sicherheit und Datenschutz im Internet

Die Ordnungsfordernden Internet-Laien haben aufgrund ihrer geringen Internet- und IT-Kompetenz ein starkes Bedürfnis nach mehr Sicherheit im Internet. Dementsprechend wünschen sie sich ein
„überschaubares Internet“, das verbindliche und verlässliche Rahmenbedingungen bietet und so eine gefahrlose Nutzung gewährleistet. Dabei bestehen keine profilierten Ansprüche an das Medium, vielmehr muss die Basis stimmen: Die „einfachen Seiten“, die fast alle verwenden, sollen funktionieren und besonders gut gegen Sicherheitsrisiken gewappnet sein, so dass der Normalbürger am Netz teilhaben kann, ohne Experte sein zu müssen. Sowohl Datenschutz (im Sinne des unberechtigten Zugriffs Dritter auf persönliche Daten) als auch Datensicherheit (im Sinne des Datenverlusts und/oder der Datenmanipulation) lösen bei ihnen ein latentes Gefühl des Unbehagens aus. Deswegen gelten ihnen Vorsicht und Zurückhaltung im Internet als erstes Gebot, wodurch sie die – teilweise vorhandene oder entstehende – Neugierde gegenüber interessanten Angeboten bewusst zügeln.

Das persönliche Vertrauen ist den Ordnungsfordernden Internet-Laien wichtig. Im Internet müssen sie ihre Ansprüche diesbezüglich nicht nur stark herunterschrauben, sondern regelrecht beim Surfen „über Bord werfen“: Ein persönlicher Kontakt bzw. Ansprechpartner bei allen Institutionen und Unternehmen, die sich durch Webauftritte präsentieren, ist schlicht unmöglich. Ordnungsfordernde Internet-Laien sind deshalb vorsichtig, wenn kein Personenname auf der Seite vorkommt, sondern nur eine „Info“-Mailadresse. Auch das Versenden von Nachrichten ist eine „Black Box“. Beispielsweise gehen sie nicht unbedingt davon aus, dass ihre E-Mails beim Versenden auch wirklich immer beim gewünschten Empfänger ankommen und rufen zur Sicherheit lieber nochmal an.

Die Ordnungsfordernden Internet-Laien ordnen die Bedeutung von Datenschutz zuweilen historisch ein und verweisen darauf, dass dies ja früher keine große Bedeutung gehabt habe. In den 1980er und 1990er Jahren wurde in TV-Shows, bei denen Zuschauer anrufen konnten, stets Name, Wohnort und Beruf des Anrufers eingeblendet. Auch konnte damals bei Telefonanrufen in TV oder Radio anhand der Piep-Geräusche theoretisch die angerufene Nummer nachvollzogen werden. Heutzutage würden solche Vorkommnisse als Missachtung des Datenschutzes gesehen. Daraus schließen sie, dass dem Datenschutz heute eine viel größere Bedeutung zukomme und dass mittlerweile in diesem Bereich viel mehr getan wird.

Im Umgang mit dem Internet erzeugt Datenschutz bei ihnen jedoch ein diffuses Bedrohungsgefühl, das sich im Gegensatz zur Angabe von Zuschauerdaten im TV durch den befürchteten Kontrollverlust über die eigenen Daten ergibt. Befürchtet wird Datenmissbrauch und kriminelles Eindringen in die Privatsphäre, ohne dass sie die fremden Zugriffe überhaupt merken oder gar verhindern können. Haben sie sich früher über personalisierte Mailings per Brief und Verkaufsanrufe gewundert, irritieren nun Spams mit zum Teil anstößigen Inhalten. Woher haben diese Firmen nur ihre E-Mail-Adressen? Solche Beispiele zeigen ihnen, wie löchrig der heutige Datenschutz ist und dass man sich bei der Angabe persönlicher Daten besser zurückhalten sollte. Um solche Vorkommnisse zu vermeiden, würden sie beispielsweise ein gesetzliches Verbot des Adressdatenhandels befürworten.

Größte Vorbehalte haben die Ordnungsfordernden Internet-Laien, wenn es um das eigene Geld geht, wie z. B. bei Online-Bestellungen (24 Prozent, Gesamt: 20 Prozent); vor allem von Firmen aus dem Ausland (40 Prozent, Gesamt: 31 Prozent). Hier können sie die Risiken nur schwer abschätzen und sind sich unsicher, was sie in einem Betrugsfall unternehmen können. Sie sorgen sich, beim Onlinekauf „über‘s Ohr gehauen“ zu werden oder die Ware nicht zurückgeben zu können. Sie befürchten, dass die auf den Internetseiten im Impressum angeführten Angaben nicht stimmen könnten. Und wenn man anrufen würde, landete man vermutlich in einer Endlos-Warteschleife oder bei einem Service-Mitarbeiter, der sich mit der Angelegenheit nicht auskennt. Meistens werden bei Service-Nummern zudem horrende Preise verlangt, was sie als „Unverschämtheit“ beurteilen. Auch besteht Unklarheit, ob die lokale Polizeidienststelle oder das Bundeskriminalamt bei solchen Verbrechen der richtige Ansprechpartner ist. Gibt es eine Nummer von einer Internetpolizei? Um solche unangenehmen Situationen zu vermeiden, bestellen sie – wenn überhaupt – vorzugsweise nur bei Anbietern, die ihnen bereits persönlich empfohlen wurden, mit denen Bekannte oder Verwandte also schon gute Erfahrungen gemacht haben. Vertrauenserweckend erscheint es ihnen, auf Rechnung oder Nachnahme zu bezahlen. Gegen Vorkasse oder Bankeinzug haben sie eher Vorbehalte.

Misstrauen ist in diesem Gesellschaftssegment vor allem gegenüber Online-Banking präsent. Bei Online-Überweisungen hat man Angst, etwas falsch zu machen und im Falle eines Rechtsstreits keine ausreichenden Beweismittel vorweisen zu können. Auch sorgen sich die Ordnungsfordernden Internet-Laien, dass ihre Zugangsdaten von Dritten ausgespäht werden könnten und missbraucht werden. Der größte GAU, den sie sich bezüglich Datenmissbrauchs im Internet vorstellen können, wäre, wenn ihr gesamtes Geld auf einmal weg wäre. Hier befürchtet man, den entstandenen Schaden selbst tragen zu müssen. Da ziehen sie das „gute alte“ Überweisungsformular aus Papier oder ein Computerterminal in der Bank vor, weil man bei letzterem auch einen Beleg zur durchgeführten Transaktion ausdrucken kann. Auch hier hat man das Bedürfnis, im Zweifelsfall einen Ansprechpartner zu haben, welchen man fragen kann, wenn Probleme auftauchen („denn der kann nicht einfach weglaufen und untertauchen“).

Die Privatsphäre ist den Ordnungsfordernden Internet-Laien sehr wichtig: Nur Verwandte und enge Freunde möchte man eingeweiht wissen bei dem, was man persönlich macht. Ansonsten bringen sie Vertrauen hinsichtlich der Wahrung der Privatsphäre noch am ehesten Ärzten, teilweise auch Banken und lokalen Behörden entgegen. Diese unterliegen der Schweigepflicht und dürfen vertrauliche Informationen nicht weitergeben. Die Vorstellung, dass Details aus dem Privatleben an die Öffentlichkeit gelangen und für jedermann zugänglich sein könnten, ist ihnen unangenehm. Vor diesem Hintergrund haben sie kein Verständnis dafür, Informationen über familiäre Angelegenheiten, Urlaubsreisen, persönliche Erfahrungen oder Unglücksfälle öffentlich zur Schau zu stellen. Daher stellen sie nur sehr selten persönliche Daten wie Fotos, elektronische Dokumente oder persönliche Informationen ins Netz.

Die Abneigung, private Angaben im Internet zu veröffentlichen, zeigt sich in Vorbehalten gegenüber sozialen Netzwerken. Vor allem um die eigenen Kinder und die Jugend im Allgemeinen sorgen sie sich, z. B. dass sie Opfer von Gewalt (Mobbing) werden, oder andere Nachteile (bei der Jobsuche) erleiden könnten. Sie kritisieren den leichtsinnigen und unbedachten Umgang mit Facebook und Co., da bekannt sei, dass die Daten der Nutzer gespeichert, weiterverarbeitet und verkauft werden. Selbst sehen sie sich jedoch aufgrund ihres restriktiven Verhaltens weniger dieser Gefahr ausgesetzt. Für den Schutz aller anderen wünschen sie sich ein generelles Verbot, dass Menschen im Internet über andere schreiben dürfen. Der Staat und die entsprechenden Behörden sind aus ihrer Sicht somit in der Pflicht, Sicherheit im Internet zu gewährleisten.

Ordnungsfordernde Internet-Laien fühlen sich auch beunruhigt, wenn sie an Personen-Suchmaschinen denken, die es ermöglichen, dem Nutzer mit wenigen Klicks sämtliche Information über eine Person aggregiert zu präsentieren. Solche Erfahrungen bestärken ihre Befürchtung, dass das Internet sowieso schon längst alles über jeden weiß. Und sie befürchten, dass durch Ortungssysteme, Bankkartenzahlung und Punktesammel-Aktionen eine nicht unerhebliche „Dunkelziffer“ an Daten zu ihrer Person irgendwo gespeichert ist. Von Internet-Anbietern wird erwartet, dass sie die Verantwortung für die technische Datensicherheit übernehmen und gleichermaßen die Kundendaten vor dem Zugriff Dritter schützen. Großen Unternehmen (z. B. Markenherstellern) wird grundsätzlich ein hohes Maß an Vertrauen im Umgang mit den eigenen Daten eingeräumt. Publik gewordene Sicherheitsskandale bei bekannten Unternehmen lassen jedoch langsam am Vertrauen zweifeln. Langjährige unproblematische Geschäftsbeziehungen, proaktive Kommunikation und Einbeziehung der Kunden in Sicherheitsfragen können hier ebenso vertrauensbildend wirken wie die offene Thematisierung von Sicherheitslücken.

Bezüglich der Einhaltung des Datenschutzes haben die Ordnungsfordernden Internet-Laien beim Staat noch die geringste Sorge, da sie diesem, wie allen öffentlichen Institutionen, größte Sorgfalt unterstellen. Dem Staat weisen sie auch die Verantwortung für ein sicheres Internet zu und sehen an erster Stelle den Gesetzgeber in der Pflicht, für Recht und Ordnung im Internet zu sorgen. Um die Nutzer zu schützen, sollte das Internet stärker reglementiert werden. Alle sollten sich damit einverstanden erklären, dass Ämter und Behörden ihre Nutzerdaten einsehen können. Viele fordern eine härtere Strafgesetzgebung und die Einführung einer Internetpolizei („Wenn es die noch nicht gibt?“) als angemessene Antwort auf die kriminellen Tatbestände der Kinderpornographie oder der Amokläufe an Schulen. Sie formulieren eine klare Erwartungshaltung, dass, wer private Daten missbraucht oder weitergibt, „an den Pranger“ gestellt werden sollte. Der Staat soll bei solchen Vorkommnissen entschieden vorgehen und Täter die Härte des Gesetzes spüren lassen.

Neben der staatlichen Verantwortung räumen sie aber auch eine gewisse Eigenverantwortlichkeit ein. Schließlich sei man selbst schuld, wenn man sich zu leichtsinnig auf unseriösen Seiten bewege, Kontaktdaten angibt oder sein Privatleben in Netzwerken darstelle. Zentrale Handlungsmaxime ist daher ihr überwiegend restriktives Internet-Nutzungsverhalten. Zudem lassen sie sich von Freunden und Verwandten beraten, wie sie sich durch Sicherheitssoftware schützen können und lassen sich bei der Installation unterstützen.

Datensicherheit ist den Ordnungsfordernden Internet-Laien gleichermaßen wie Datenschutz wichtig. So kann man beispielsweise die Haltbarkeit von ausschließlich digital gespeicherten Daten nur schwer einschätzen und befürchtet insbesondere den Verlust digital gespeicherter Fotos, die kostbare Erinnerungsstücke an Zeit mit Familie und Freunden darstellen. Die Vorstellung, dass diese aufgrund eines Hackerangriffs oder Verschleißerscheinungen der Hardware nach einigen Dekaden weg sein könnten, beunruhigt sie. Als Sicherheitsstrategie drucken sie die wichtigen Fotos regelmäßig aus oder lassen sie in der Drogerie auf professionellem Fotopapier entwickeln. Denn was man in der Hand hat, ist deutlich haltbarer als jedes digitale Dokument.

Ordnungsfordernde Internet-Laien (12%) – 8,2 Mio.

Einstellungsprofil

Typische Zitate zu Sicherheit und Datenschutz im Internet

„Wenn ich beim Fahrradfahren keinen Helm trage, dann kann ich meine Sicherheit mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit selbst einschätzen und kontrollieren, das kann ich im Internet nicht. Da bin ich völlig ausgeliefert, da hab ich keine Kontrolle und kann mich nicht selbst schützen.“

„Vor 20 Jahren hat das ja noch keinen groß interessiert. Erst in den letzten Jahren, wo der Mensch insgesamt viel transparenter geworden ist. Für viele spielt da das Internet eine Rolle. Für mich persönlich nicht.“

„Ich hab nichts dagegen, etwas online zu bestellen, aber ich hätte was dagegen, wenn dann irgendjemand meine Daten in die Hand bekommt. Ich würde auch nie meine Kontonummer rausgeben. Wenn ich etwas bestelle, dann immer nur auf Rechnung.“

„Es müsste halt sicher gestellt sein, dass die Daten, die ich jetzt an die Person A gebe, dort auch ganz gesichert bleiben. Aber ich denke mal, das ist ein frommer Wunsch, weil es immer Leute gibt, die einen Dreh oder Kniff kennen, da ran zukommen. Ein hundertprozentige Sicherheit gibt es für gar nichts.“

„Bei den wenigen Firmen, bei denen ich was [online] bestelle, habe ich vollstes Vertrauen. Da weiß ich, da werde ich gut bedient und die Ware kommt zuverlässig. Nur was Datensicherheit angeht, gut, von deren Seite garantiert, aber da ist dann eben wieder der Unbekannte, der da irgendwo sitzt.“

„Das Geld, wenn es jetzt plötzlich fort wäre, weil es mir einer genommen hat, das ist, was die Sicherheit betrifft, der größte GAU.“

„Vertrauenserweckend sind Internetseiten, bei denen ich die Ware bestelle, bekomme und per Rechnung bezahle und nicht irgendwelche Vorkasse erwartet wird.“

„Ich habe ein, zwei Adressen, wo ich so Bastelartikel bekomme. Da bekomme ich die Ware mit Rechnung und das gibt mir die Sicherheit, dass da nichts falsch läuft.“

„Ich vertraue bei einer Überweisung den Geräten in der Bank, wo ich das eintippen kann. Da bekomme ich einen Beleg, der nur dort ausgedruckt werden kann, und habe den Beweis, ich war an dem Tag um die Zeit in der Bank. Das ist mir lieber, als wenn ich zuhause am Rechner sitze.“

„Ich hoffe, dass die Daten, die ich abspeichere, sicher sind. Man weiß ja heute nie, wie lange so etwas hält. Auch eine DVD kann irgendwann nicht mehr gelesen werden. Deswegen habe ich mir angewöhnt, die Sachen, die ich sichern will, immer auszudrucken oder entwickeln zu lassen. Ich habe heute noch Fotos von meinen Eltern, die sind ausgeblichen, aber man kann sie noch erkennen. Wer weiß, wie das mit Daten ist, wenn die 30-40 Jahre alt sind.“

„Ein Mitarbeiter von uns hat mal krank gefeiert und sich dann bei Facebook damit gebrüstet, er wäre im Urlaub und hat die Firma verarscht. Bei sowas sollte man schon aufpassen.“

„Ich lade keine Bilder hoch, höchstens ein Profilbild, damit man weiß, wer ich bin. Aber ich muss da nicht Bilder von Freunden und Bekannten reinstellen, die dann gar nicht wissen, dass es Bilder von ihnen im Netz gibt.“

„Wenn ich etwas zu reklamieren habe, da weiß ich, dass ich zu dem Laden oder Verkäufer hingehen kann, die können ja nicht weg. Im Internet kann jeder irgendwohin verschwinden. Da weiß man nie, wo man landet, ob der Laden in Deutschland oder in Thailand sitzt. Da schickt man Geld hin und sieht das nie wieder.“

„Es darf nicht sein, dass ich im Internet nachlesen kann, wie ich eine Bombe bauen kann. Wenn ich den Schlüssel in meinem Auto stecken lasse, dann ist das Verleitung zum Diebstahl, da bin ich dran. Im Netz muss das genauso gehandhabt werden. Wenn ich eine Bombenanleitung da rein setze, verleite ich doch auch die Leute, das nachzubauen.“

„Mit Gläsernen Menschen hat das nichts zu tun, das sind wir eh schon. Man weiß jetzt schon anhand von GPS und Handy und Bankkartenzahlungen, wo ich bin, wo ich war, wo ich eingekauft habe. Das kann jeder sehen. Ich hab damit kein Problem. Das kommt immer darauf an, ob ich etwas zu verheimlichen habe.“

„Jeder Einzelne ist verantwortlich. Ich kann mich nicht auf allen möglichen Seiten rumtreiben und alle möglichen Daten herausgeben und mich hinterher beschweren, wenn irgendeiner das weiß.“

„Wenn sie jetzt Facebook nehmen, da erwarte ich von jedem Einzelnen, dass er sich nicht allzu blöde benimmt. Wenn mir jetzt meine Hausbank Online-Banking anbietet, dann erwarte ich natürlich, dass die auch alles Mögliche tun, um das sicher zu machen. Und nicht, dass die anschließend sagen: Biste selber schuld, warum haste das gemacht?“

„Eigentlich gehe ich davon aus, dass wenn ich mich irgendwo abgemeldet habe, dass dann meine Daten auch gelöscht sind. Allerdings glaub ich, dass es wohl meist nicht so ist, auch wenn das wünschenswert wäre.“

„Dem Staat, dem Finanzamt und den Banken vertraue ich aus Erfahrung am meisten. Das sind eben die zuständigen Institutionen, denen man vertrauen muss. Man kann auf Menschen zugreifen, die Ansprechpartner sind und dort arbeiten. Wenn jemand Schindluder mit meinen Daten treibt, dann weiß ich, an wen ich mich wenden muss.“

„Befürworten würde ich eine Internetpolizei, die Daten speichern und abrufen kann, wenn jemand verdächtig ist. Jeder, der online ist, sollte sich damit einverstanden erklären, dass alle Ämter und Behörden seine Nutzungsdaten einsehen können. Das würde mir eine größere Sicherheit geben.“

„Kritisch sehe ich natürlich Datenmissbrauch, Kinderschänder, krumme Geschäfte. Da muss die Polizei die entsprechenden Seiten sperren und gegen diese Leute vorgehen.“ 

Trendprofil – Ordnungsfordernde Internet-Laien

Erläuterungen zum Trendprofil

Bei den Ordnungsfordernden Internet-Laien sind die drei Trends Balance & Harmony, Sustainability und Regrounding besonders stark ausgeprägt.

Die starke Ausprägung des Trends Balance & Harmony verweist auf das große Sicherheitsbedürfnis, welches die Ordnungsfordernden Internet-Laien im Umgang mit dem Internet verspüren. Darin kommt ihre Suche nach Ordnung, Überschaubarkeit und Komplexitätsreduktion zum Ausdruck. Gleichzeitig ist ihnen bewusst, dass ein Mindestmaß an Internet-Kompetenz zunehmend Voraussetzung für soziale Teilhabe darstellt.

Die hohe Bedeutung von Regrounding verweist einerseits auf die Verunsicherung im Umgang mit dem Computer und das daraus resultierende Bedürfnis nach Einfachheit und Klarheit. Man möchte wissen, welche Funktionen gefahrlos anwendbar sind, ohne befürchten zu müssen, dass dies negative Folgen haben könnte. Sie sehnen sich nach einer einfachen Handhabung, festen Regeln, die ihnen Sicherheit garantieren, sowie einem kompetenten Ansprechpartner bei Notsituationen, welcher die Verantwortung für etwaige Probleme mit dem Internet übernimmt. Jedoch verunsichert sie die zunehmende Fragmentierung.

Sustainability bedeutet für den Ordnungsfordernden Internet-Laien das Prinzip der nachhaltigen Entwicklung in möglichst allen gesellschaftlichen Bereichen. Zentrale Motive sind die Erhaltung der Lebensgrundlagen für die Kinder und Enkel und das Bedürfnis nach langfristiger Stabilität. Gefordert wird die moralische Vertretbarkeit von Handlungen im Internet, wie auch grundsätzlich in der Gesellschaft.

Wohnbild-Collage: Ordnungsfordernde Internet-Laien

Fall 1


Diese Bilder zeigen die Wohnung eines 52-jährigen verheirateten Mannes, der bei der Stadtverwaltung arbeitet.

Kommunikations- und Unterhaltungselektronik kommt in dieser Wohnung keine zentrale Funktion zu. Fernsehen und Anlage befinden sich in einem Bauernschrank, welcher bei Nichtbenutzung verschlossen bleibt und im Esszimmer des Hauses steht. Das Wohnzimmer ist ebenerdig, eine Tür führt zu Terrasse und Garten. Der Raum ist mit einer lilafarbenen Couch und einem beigefarbenem Sessel ausgestattet, letzterer passt farblich zu den Bildern an der Wand. Auf einem Glastisch stehen eine Vase mit Blumen sowie ein Tablett mit einer Kerze darauf.

Wohnbild-Collage: Ordnungsfordernde Internet-Laien

Fall 2


Diese Collage zeigt die Wohnung eines 34-jährigen Angestellten. Er wohnt mit seiner Ehefrau und den beiden Kindern zusammen.
Die Wohnung wirkt ordentlich, frisch und freundlich. Im Wohnzimmer befindet sich ein Sideboard mit großem Flachbildschirm von Boxen umsäumt. Davor steht eine graue Couchgarnitur mit grünen Kissen. Es befinden sich zwei Tische in dem Raum: Ein Glastisch, dekoriert mit einer Kerze in einer Schale, der den Sitzgelegenheiten zugeordnet ist, und ein kleinerer Holztisch mit Stehlampe und Dekorationsgegenständen: Kiefernzapfen, eine Fliegenpilzfigur und ein Räucherstäbchen.

Das Bild rechts oben zeigt einen schwarzen Schreibtisch, auf dem sich ein Flachbildschirm mit kabelloser Maus und Tastatur befindet. Der Desktop-Computer ist unter dem Tisch versteckt.