3.2 Der tiefe Graben zwischen Onlinern und Offlinern

Knapp die Hälfte der Menschen über 60 Jahre sind Offliner – dies hat sich in den vergangenen vier Jahren kaum verändert. Das ist Grund genug, diese Gruppe und ihre Internet-Barrieren genauer in den Blick zu nehmen. Sind es Sicherheitsbedenken oder eine wahrgenommene Komplexität, die dem Zugang zum Internet im Wege stehen? Oder sehen Offliner schlicht und ergreifend wenig Sinn darin, das Internet für sich zu entdecken und zu nutzen?

Der Anteil der Offliner steigt mit dem Alter an. So zählt in der Altersgruppe der 60- bis 64-Jährigen nur eine Minderheit von 13 Prozent zu den Offlinern, in der Gruppe der 70- bis 74-Jährigen ist es aber bereits über die Hälfte (61 Prozent), und bei den über 80-Jährigen geht ein nochmals deutlich höherer Anteil (89 Prozent) nie ins Internet. Offliner zu sein, trifft somit vor allem auf „die Älteren unter den Alten“ zu – eine Entwicklung, die sich in den kommenden Jahren noch verstärken dürfte, wenn immer mehr Menschen ins Rentenalter eintreten, die im Laufe ihres Berufslebens mit immer größerer Wahrscheinlichkeit Kontakt zum Internet hatten.

Anteil der Offliner je Alterskohorte

Die folgende Grafik zeigt die altersspezifische „Online-Schwelle“ deutlich auf: Im Alter von 70 Jahren kippt das Verhältnis von Onlinern zu Offlinern, d.h., die Menschen über 70 Jahre gehören mit größerer Wahrscheinlichkeit zu den Offlinern als zu den Onlinern.

Altersspezifische Verteilung der über 60-jährigen Onliner und Offliner

Jenseits des Alters entscheiden vor allem der formale Bildungsgrad und das – damit häufig korrespondierende – Haushaltsnettoeinkommen darüber, ob Menschen regelmäßig online sind oder nicht. Das Geschlecht ist in diesem Zusammenhang weniger relevant.

Demografisches Profil der Offliner Ü60

81 Prozent der Offliner verfügen über einen einfachen formalen Bildungsgrad. Dieser Anteil liegt damit deutlich über dem Anteil der Niedriggebildeten bei den über 60-Jährigen insgesamt (58 Prozent). 71 Prozent der Offliner haben zudem ein Haushaltsnettoeinkommen von unter 2.000 Euro (Ü60 gesamt: 52 Prozent).

Das Interesse am Internet ist gestiegen – allerdings auch die Unsicherheit

Die größte Barriere bei der Internetnutzung ist nicht mehr wie noch vor vier Jahren die fehlende Nutzenwahrnehmung. Heute sagt zwar noch immer knapp die Hälfte, dass sie im Internet für sich keinen Nutzen erkennen kann, das noch gewichtigere Argument ist jedoch die empfundene Komplexität. 2012 und auch heute sagen 54 Prozent, dass sie das Internet zu kompliziert finden und es deswegen nicht nutzen. Folgerichtig ist auch der Anteil derer gestiegen, die heute mehr noch als vor vier Jahren das Internet nicht nutzen, weil sie Angst haben, dabei etwas falsch zu machen. Dies unterscheidet sich erheblich von der Haltung insbesondere jüngerer Menschen (unter 25 Jahren), die einhellig der Meinung sind, das Internet sei „ganz einfach und daher könne es sich jeder selbst beibringen“.1

Diese vermeintliche Dynamik der Vereinfachung im Rahmen der Digitalisierung findet sich auch in vielen Medienberichten: Digitale Geräte würden zunehmend einfacher, und man könne sie „intuitiv“ bedienen. Die Befragten vertreten diesbezüglich offenbar jedoch eine deutlich andere Meinung.

Gründe der Offliner gegen die Nutzung des Internets im Zeitvergleich

  1. Calmbach et al. (2016): Wie ticken Jugendliche 2016? Lebenswelten von Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren in Deutschland. Wiesbaden. Und: DIVSI (2014): DIVSI U25-Studie – Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in der digitalen Welt. Hamburg. []