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Vorsichtige Skeptiker

Vorsichtige Skeptiker sind regelmäßige aber zurückhaltende Internetnutzer. Das Internet ist für relativ viele in dieser Gruppe im Alltag verzichtbar. Besonders Gefahren im Kontext Datensicherheit erscheinen ihnen groß und unüberschaubar, daher nutzen sie Online-Angebote nur mit entsprechender Zurückhaltung. Vorsichtige Skeptiker wären bereit, auf Freiheiten im Internet im Tausch für mehr Sicherheit zu verzichten. Besonders kritisch sehen sie den Umgang der Unternehmen mit persönlichen Daten. Im Milieuvergleich haben sie die stärksten Bedenken im Hinblick auf die fortschreitende Digitalisierung.

Soziodemografisches Profil

Die Vorsichtigen Skeptiker sind ein Internet-Milieu mit einer etwas höheren Formalbildung als der Durchschnitt. In Etwa die Hälfte hat einen mittleren oder hohen Abschluss erzielt (53 Prozent versus Durchschnitt Ü60: 42 Prozent). Die Milieuangehörigen sind deutlich jünger als der Durchschnitt der über 60-Jährigen: 53 Prozent der Vorsichtigen Skeptiker sind zwischen 60 und 69 Jahre alt (Ü60 gesamt: 27 Prozent). Das Einkommen liegt in dieser Gruppe über dem Durchschnitt.

Vorsichtigen Skeptikern sind ein umsichtiges Miteinander in der Gesellschaft und ein nachhaltiger Lebensstil wichtig. Sie orientieren sich im Leben an konservativ-bürgerlichen Werten einerseits und postmateriellen Werten andererseits.

Die Rolle des Internets in der Lebenswelt der Vorsichtigen Skeptiker

Trotz ihrer vergleichsweise internetkritischen Grundhaltung ist diese Gruppe überdurchschnittlich viel im Internet unterwegs. Während von den über 60-Jährigen gesamt durchschnittlich 44 Prozent zumindest mehrmals pro Woche online sind, sind es bei den Vorsichtigen Skeptikern 70 Prozent. Sie sind auch mit digitalen Geräten gut ausgestattet; insbesondere Laptops besitzen sie deutlich häufiger als der Durchschnitt (49 Prozent versus Durchschnitt Ü60: 29 Prozent).

Nutzungshäufigkeit, Gerätebesitz und subjektive Internetkompetenz

Einstellungen zum Internet

Die Vorsichtigen Skeptiker nutzen das Internet zuvorderst zweckorientiert (zur E-Mail-Kommunikation, Routenplanung etc.). Anwendungen, bei denen persönliche Daten preisgegeben werden müssen (z.B. Messenger-Dienste, digitale Behördengänge, Soziale Netzwerke) oder von denen sie vermuten, dass persönliche Daten en passant gesammelt und kommerziell verwertet werden (z.B. Online- Shopping), werden vergleichsweise wenig genutzt. Nur das Internet-Milieu der Internetfernen Verunsicherten nutzt aus Risikogründen Internet-Anwendungen noch seltener.

„Natürlich vereinfacht das Internet Dinge. Aber ich will doch mein Leben da nicht ausbreiten.“ (65 Jahre, weiblich).

Die Vorsichtigen Skeptiker möchten mehrheitlich am Geschehen im Internet teilhaben und halten auch mehrheitlich das Internet für eine der besten Erfindungen in der Geschichte. Damit liegen sie zwar noch über dem Durchschnitt, allerdings fällt diese Meinung schwächer aus als in allen anderen Milieus, mit Ausnahme der Internetfernen Verunsicherten. Auch sagen nur leicht überdurchschnittliche 36 Prozent, dass sie sich ein internetfreies Leben nicht vorstellen können (Durchschnitt Ü60: 29 Prozent). Die Vorsichtigen Skeptiker und die Internetfernen Verunsicherten sind somit die einzigen Internet-Milieus, in denen über die Hälfte ein Leben ohne Internet für vorstellbar hält.

Einstellungen zum Internet

Die Vorsichtigen Skeptiker unterscheiden sich in der Einschätzung der eigenen Internetkompetenz kaum vom Durchschnitt der über 60-jährigen Bevölkerung. 60 Prozent sehen sich weder als Anfänger noch als Experte (Durchschnitt Ü60: 53 Prozent). Sie sehen dies nicht als Defizit, sondern akzeptieren, in diesem Bereich weniger kompetent zu sein als andere Menschen.

„Ich habe gelernt, den Ehrgeiz ein Stück sein zu lassen und das genießen zu können. Ich kann zwar nichts so ganz rasend gut, aber vieles wenigstens ein bisschen.“ (65 Jahre, weiblich).

Vertrauen, Sicherheit und Verantwortung

Nur zwölf Prozent der Vorsichtigen Skeptiker sagen, dass sie sich um die Sicherheit im Internet keine Gedanken machen. Ähnlich besorgt sind sonst nur die Internetfernen Verunsicherten. Gleichzeitig ist Freiheit für dieses stark postmateriell geprägte Internet-Milieu ein Ankerwert und ein zentrales Gut. Daher spricht sich auch ein leicht überdurchschnittlicher Anteil dieser Gruppe gegen staatliche Internet-Regulierung aus und hält es auch nicht für demokratiegefährdend, dass „im Internet jeder machen kann, was er will“. Allerdings sind die Sorgen um die Sicherheit im Internet bei vielen so groß, dass sie bereit wären, auf bestimmte Freiheiten im Internet zu verzichten, wenn dafür mehr Sicherheit gewährleistet wird (87 Prozent). Das ist im Vergleich der Internet-Milieus der höchste Wert (Durchschnitt Ü60: 72 Prozent)

„Wenn man es sich völlig ohne Aufsicht entwickeln lässt, halte ich die Sache für zu gefährlich, dass es sich gegen die Entwicklungsidee des Internets dann wendet.“ (70 Jahre, weiblich)

Einstellungen zum Internet

Der Blick in die digitalisierte Zukunft

Die vergleichsweise hohe Bedeutung, die Vorsichtige Skeptiker den Sicherheitsproblemen im Internet beimessen, spiegelt sich auch darin wider, dass sie sich im Milieuvergleich mit am deutlichsten vor einer stärkeren Internet-Durchdringung des Alltags in der Zukunft fürchten (54 Prozent versus Durchschnitt Ü60: 59 Prozent). Sie sind neben den Internetfernen Verunsicherten und den Unbekümmerten Hedonisten eines der drei Internet-Milieus, bei denen dieser Vorbehalt mehrheitlich geäußert wird. Neben Sicherheitsbedenken werden aber auch soziale Folge-Effekte befürchtet, wie z.B. negative Entwicklungen in der Kommunikationskultur.

„Das wird leider alles sehr zunehmen. Ich denke da vor allem an die älteren Leute. Ich finde, die Zeit ist härter geworden, die Leute sind ungeduldiger geworden, ruppiger geworden. Auf der einen Seite ist so eine Kälte entstanden, also durch diese ganzen neuen Medien oder so. Man sieht, jeder hängt über seinem Smartphone, und es wird nicht mehr kommuniziert.“ (70 Jahre, weiblich)

Wohnwelten der Vorsichtigen Skeptiker Ü60