6.7 Netz-Enthusiasten (1%)

Netz-Enthusiasten

Netz-Enthusiasten1 sind vom Internet begeistert und können sich ein Leben „ohne“ nicht mehr vorstellen. Die Teilhabe am Internet ist für diese Gruppe Ausdruck ihres jugendlich-aufgeschlossenen Lebensstils und markiert Teilhabe am modernen Leben. Hier werden daher auch Soziale Medien deutlich häufiger und bedenkenloser genutzt als in anderen Lebenswelten. Sie mögen am Internet besonders, dass man darüber neue Leute kennenlernen kann. Unter allen Internet-Milieus schreiben sie sich die höchste Internetkompetenz zu.

Soziodemografisches Profil

Mit einem Anteil von nur einem Prozent sind die Netz-Enthusiasten das mit Abstand kleinste DIVSI Internet-Milieu Ü60. Aber es gibt solch eine netzbegeisterte Gruppe eben auch im älteren Bevölke- rungssegment, wenngleich die breite Mehrheit hier zwischen 60 und 69 Jahre alt ist (79 Prozent). Der Männeranteil ist mit 54 Prozent etwas größer als der Frauenanteil. Auch im fortgeschrittenen Alter ist der Lebensstil dieser Gruppe von dem Drang nach einem selbstbestimmten und aktiven Leben, Genuss, Neugierde sowie dem Wunsch nach neuen Erfahrungen geprägt. Netz-Enthusiasten möchten als jung geblieben wahrgenommen werden und sind bereit, auch aktiv etwas für die geistige und körperliche Fitness zu tun (Reisen, Fitnessstudio usw.).

„Ich mache so ein Trainingsprogramm an den Geräten und nehme die Powerkurse wahr, da kann man sich auspowern, und hinterher fühlt man sich gut. Seitdem ich Rentner bin, bin ich ja aktiver als vorher zu Berufszeiten.“ (81 Jahre, weiblich)

Die Rolle des Internets in der Lebenswelt der Netz-Enthusiasten

Die Netz-Enthusiasten möchten unbedingt am Internet teilhaben. Für 80 Prozent ist ein Leben ohne Internet unvorstellbar – das ist der im Milieuvergleich mit Abstand höchste Wert (Durchschnitt Ü60: 29 Prozent). 79 Prozent sind daher auch täglich online (Durchschnitt Ü60: 22). Das Internet wird dabei in seiner ganzen Bandbreite genutzt, sowohl mobil als auch stationär. Es ist das einzige Internet-Milieu, das nur wenige oder keine Vorbehalte gegenüber Sozialen Netzwerken hat und diese auch aktiv nutzt. 65 Prozent könnten sich gar ein Leben ohne eine Mitgliedschaft in einem Sozialen Netzwerk nicht mehr vorstellen (Durchschnitt Ü60: 7 Prozent), und ebenfalls zwei Drittel schätzen am Internet die Möglichkeit, neue Menschen kennenzulernen (Durchschnitt Ü60: 31 Prozent) – das ist der im Milieuvergleich mit Abstand höchste Wert. Drei von vier sind in diesem Internet-Milieu aktive Social-Media-User; sie stellen Wortbeiträge, Bilder, Fotos oder Videos in Soziale Netzwerke ein – kein anderes Milieu ist hier aktiver. Durch das Internet andere am eigenen Leben teilhaben zu lassen, ist für 92 Prozent ein wichtiger Aspekt des Internets; auch hier unterscheiden sie sich deutlich von allen anderen Gruppen (Durchschnitt Ü60: 29 Prozent).

„Bei mir ist alles verbunden. Manchmal fange ich von unterwegs was zu schreiben an auf dem iPad, zu Hause schreib ich dann am PC weiter. Und wenn ich gemütlich bin, dann setze ich mich mit dem iPad aufs Sofa.“ (81 Jahre, weiblich)

„Durch das Internet ist es für mich möglich geworden, mit Leichtigkeit mit Menschen Informationen auszutauschen.“ (60 Jahre, männlich)

Nutzungshäufigkeit, Gerätebesitz und subjektive Internetkompetenz

Netz-Enthusiasten bewegen sich selbstbewusst im Internet und sind bei Sicherheitsthemen nicht auf fremde Hilfe angewiesen. Im Milieuvergleich sehen sie sich am kompetentesten im Umgang mit dem Internet. Auch in den persönlichen Gesprächen im Rahmen der qualitativen Studie zeigte sich, dass sie mit vielen (Fach-)Begriffen aus der digitalen Welt bestens vertraut sind.

„Ich habe meine Computer jetzt selbst umgerüstet auf SSD, also auf diese kleinen Festplatten, diese ganz schnellen, die keine mechanischen Teile mehr drin haben. Leider kann ich den Laptop meiner Tochter nicht umrüsten, weil der ganz andere Schnittstellen hat.“ (73 Jahre, männlich)

Einstellungen zum Internet

Vertrauen, Sicherheit und Verantwortung

Netz-Enthusiasten nehmen die Risiken des Internets wahr und wissen sich vor den möglichen Gefahren zu schützen, z.B. durch entsprechende Software. 76 Prozent sehen sich in der Lage, Sicherheitsrisiken richtig einzuordnen und entsprechend darauf zu reagieren (Durchschnitt Ü60: 31 Prozent). Die breite Mehrheit sieht aber auch den Staat in der Verantwortung, für Sicherheit im Internet zu sorgen; gleichwohl möchten 70 Prozent nicht, dass das Internet vom Staat reglementiert wird (Durchschnitt Ü60: 40 Prozent). Ähnlich wie die Effizienzorientierten Performer erwarten sie offensichtlich vom Staat Sicherheitsmaßnahmen, durch die die Freiheit im Netz nicht eingeschränkt wird (z.B. Verfolgung von Straftaten). Dass jeder im Internet machen kann, was er will, stellt für Netz-Enthusiasten keine Bedrohung für das demokratische System dar, während mehr als die Hälfte aller über 60-Jährigen genau davon ausgeht.

Einstellungen zum Internet

„Im Grunde denke ich schon, je mehr Freiheit da herrscht, desto besser, würde ich sagen. Bei kriminellen Sachen wie Kinderpornografie oder Mobbing muss die Staatsanwaltschaft einschreiten.“ (61 Jahre, männlich)

Der Blick in die digitalisierte Zukunft

Die Netz-Enthusiasten haben keinerlei Angst davor, dass das Alltagsleben in Zukunft immer stärker vom Internet durchdrungen sein könnte. Hier unterscheiden sie sich deutlich von ihren Altersgenossen, von denen immerhin die Hälfte mit Angst auf die künftigen Veränderungen durch das Internet blickt. Die Netz-Enthusiasten sind äußerst aufgeschlossen, teilweise sogar begeistert von den digitalen Möglichkeiten und trauern den „analogen Zeiten“ nicht nach. Sie freuen sich daher viel stärker als der Durchschnitt, mehr über das Internet zu lernen (91 Prozent versus Durchschnitt Ü60: 52 Prozent). Internetkompetenz halten sie für eine zentrale Voraussetzung für die künftigen Teilhabechancen von Kindern, weshalb ein weit überdurchschnittlicher Anteil von 77 Prozent (Durchschnitt Ü60: 43 Prozent) der Meinung ist, dass Kinder bereits früh an das Internet herangeführt werden sollten.

„Man muss dieses Werkzeug Internet unheimlich gut beherrschen, sonst ist es wie jemand, der total viel Durst hat und zum Hydranten geht und den aufdreht und dann weggespült wird.“ (61 Jahre, männlich)

„Man könnte auch sagen: Das Handwerk und das Analoge ist nicht ausgestorben, sondern es hat sich weiterentwickelt.“ (60 Jahre, männlich)

„Es wird einfacher werden mit den Geräten, wie zum Beispiel mit der Apple Watch. Da braucht man nur noch eine Uhr, und alles ist drin und dran. Ich bin aufgeschlossen für jede Neuerung und würde gerne noch 50 Jahre weiterleben, weil ich neugierig bin auf das, was in 50 Jahren möglich sein wird.“ (61 Jahre, männlich)

Einstellungen zum Internet

In den Wohnwelten der Netz-Enthusiasten finden sich kaum die für diese Altersgruppe sonst typischen „Internet-Inseln“ mit stationären Computern. Es ist auch das einzige Internet-Milieu, das häufiger Notebooks besitzt als Desktop-PCs. Die meisten Vertreter dieser digitalen Lebenswelt nutzen das Internet auch mobil. Kein anderes Milieu besitzt häufiger ein Smartphone (64 Prozent versus Durchschnitt Ü60: 24 Prozent). Über ein Fünftel nutzt ein Tablet, was bei den über 60-Jährigen insgesamt viel seltener der Fall ist (Durchschnitt Ü60: 7 Prozent).

Wohnwelten der Netz-Enthusiasten Ü60

  1. Das Internet-Milieu der Netz-Enthusiasten ist bei den über 60-Jährigen mit nur einem Prozent vertreten. Aufgrund der tatsächlichen Repräsentanz wurde diese digitale Lebenswelt dennoch ausgewiesen und dargestellt. Die Beschreibungen beziehen sich allerdings notwendigerweise auf eine sehr kleine Fallzahl (15 Fälle). []