4.3 Die zentralen Hürden: Was Menschen an digitaler Teilhabe hindert

Das Internet ist für die meisten noch Neuland

Obwohl das Internet nicht nur akzeptiert, sondern umfassend geschätzt wird, bekunden über 60-Jährige, dass sie sich im Internet nicht „wie ein Fisch im Wasser“ bewegen. Ein wesentlicher Grund ist die – aus Perspektive der Befragten – noch nicht ausreichende Erfahrung mit dem Medium. Sie sehen sich als „Neueinsteiger“, die erst jetzt etwas für sich zu entdecken beginnen, mit dem die Jüngeren quasi selbstverständlich aufgewachsen sind. 56 Prozent der über 60-Jährigen sagen, dass das Internet Neuland für sie ist (27 Prozent gesamt).

Nicht bei allen, aber bei der Mehrheit führt dies zu einem Gefühl von Hilflosigkeit: 54 Prozent sehen sich den Gefahren im Internet hilflos ausgesetzt (39 Prozent gesamt). 59 Prozent resümieren gar:
„Eigentlich bin ich mit dem Internet überfordert“ (versus 30 Prozent gesamt).

Wahrgenommene Hürden bei der Internetnutzung 

Bei genauerer Analyse zeigt sich, dass hier die Unterscheidung von Onlinern und Offlinern besonders relevant ist. Die wahrgenommenen Hürden zeigen sich vor allem bei den Offlinern dieser Altersgruppe. Die Onliner über 60 Jahre zeigen hingegen kaum Unterschiede zur Gesamtbevölkerung.

Wahrgenommene Hürden bei der Internetnutzung (Onliner vs. Offliner)

So gut wie kein Befragter würde sich als Internet-Experte bezeichnen; die meisten stufen die eigene Internetkompetenz als mittelmäßig ein.

Die Mehrheit der über 60-Jährigen Onliner stuft sich 2016 weder als Experte noch als Anfänger ein, sondern sieht sich im Mittelfeld (53 Prozent geben die Werte 3 und 4 auf einer Skala von 1 bis 6 an). Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung zählen sie sich häufiger zu den Internet-Anfängern (36 Prozent versus 18 Prozent) und wesentlich seltener zu den Internet-Experten (11 Prozent versus 24 Prozent). Insgesamt stufen sich die Onliner über 60 Jahre aber als kompetenter ein als noch vor vier Jahren (2012: Mittelwert 2,7; 2016: Mittelwert 3,0).

Auffällig ist, dass sich Männer eher als Internet-Experten einstufen als Frauen. Auch die Bildung spielt eine Rolle, vor allem an den extremen Polen der Skala: Hier sehen sich die Niedriggebildeten wesentlich häufiger als Anfänger (21 Prozent) als die Menschen mit mittleren (16 Prozent) und höheren Abschlüssen (8 Prozent). Lediglich unter den Personen mit hoher Bildung existiert ein erwähnenswerter Teil (6 Prozent), der sich selbst den Expertenstatus zuschreibt. In den anderen beiden Bildungsgruppen liegt dieser Anteil jeweils unter einem Prozent.

Subjektive Online-Kompetenz der Onliner im Zeitvergleich

Gegenüber der Gesamtbevölkerung ist die subjektive Internetkompetenz der über 60-jährigen Onliner insgesamt geringer (3,0 Ü60 versus 3,6 Gesamtbevölkerung). Dies deutet noch einmal darauf hin, dass sich die Älteren insgesamt als weniger souverän im Umgang mit dem Internet fühlen – auch wenn sie bereits Onliner sind.

„Es geht so. Also, ich weiß das, was ich wissen muss für meine Sachen, aber nicht besonders
viel drüber. Und ich bin da auch ein bisschen ängstlich, weil so auf irgendwas draufzuklicken, wo ich dann denke, oh Gott, hoffentlich, was mache ich denn jetzt? Oder passiert dann irgendwas, und das trägt mich fort, und ich kann es dann nicht mehr rückgängig machen, eigentlich will ich da gar nicht hin.“ (62 Jahre, weiblich)

„Ja, ich bin schon manchmal überfordert. Aber wie gesagt, dann rufe ich meine Tochter an. Und mein Kind kennt das ja: ‚Kein Bild. Kein Ton. Ich komme schon.‘“ (71 Jahre, männlich)

Geringes Vertrauen in die Sicherheit der Daten: Die Mehrheit der über 60-Jährigen glaubt, persönliche Daten sind im Netz nicht sicher

Die Bereitschaft, vieles im Alltag online zu erledigen, setzt ein grundsätzliches Vertrauen voraus, dass mit den persönlichen Daten verantwortungsvoll umgegangen wird. Dieses Vertrauen fehlt der Mehrheit der Menschen über 60 Jahre: 60 Prozent gehen davon aus, dass persönliche Daten im Internet unsicher sind (Gesamtbevölkerung: 53 Prozent). Drei Viertel glauben (wie auch in der Bevölkerung insgesamt), dass Firmen die persönlichen Daten der Nutzer zu Geld machen, und lehnen dies entschieden ab.

„Ich glaube, dass man durch die Nutzung des Internets auch gläsern geworden ist und dass viele Daten genutzt werden, von wem auch immer.“ (64 Jahre, männlich)

Die ältere Bevölkerungsgruppe nimmt nicht nur eine größere Unsicherheit der Daten im Internet wahr, sie möchte sich gleichzeitig auch deutlich weniger mit diesem Befund „arrangieren“ als die Gesamtheit der Bevölkerung. Die Älteren sind etwas weniger deutlich der Ansicht, dass man sich an einen freieren Umgang mit Daten gewöhnen müsse (57 Prozent versus 64 Prozent gesamt). Nur einer Minderheit von 12 Prozent ist egal, was mit den eigenen Daten im Internet geschieht. Diesen Punkt sieht auch die Gesamtbevölkerung ähnlich (13 Prozent).

Einstellungen zu Sicherheitsfragen

Klare Priorisierung: Sicherheit geht vor Benutzerfreundlichkeit

Wie in der Gesamtbevölkerung hat auch bei den Onlinern der Altersgruppen 60plus die Sicherheit der eigenen Daten Vorrang vor einer einfachen Bedienbarkeit von digitalen Medien. Darüber herrscht unabhängig von Geschlecht, Alter und Bildung Einigkeit; nur jeweils ein Bruchteil von einem Prozent weiß nicht, wie man hier priorisieren soll.

Präferenzen im Nutzungsverhalten: Unkompliziertheit versus Sicherheit

Diverse Online-Angebote werden als risikoreich eingestuft

Online-Banking und das Einstellen persönlicher Daten im Internet sind Online-Aktivitäten, die als besonders risikobehaftet wahrgenommen werden. 80 Prozent der Befragten über 60 Jahre sehen Gefahren beim Online-Banking. Das Einstellen von eigenen Beiträgen in Foren, Blogs oder Sozialen Netzwerken betrachten 71 Prozent als potenziell gefährlich. 75 Prozent finden es riskant, elektronische Dokumente (z.B. Rechnungen, Lebensläufe) an Online-Speicherorten (z.B. Cloud-Diensten) abzulegen.

Wahrgenommene Hürden bei der Internetnutzung

Kaum Risiken werden hingegen wahrgenommen beim Lesen von Online-Nachrichten und der Online-Recherche; 81 bzw. 73 Prozent sehen hier keine Gefahren.