3.1 Wie wichtig ist es, online zu sein?

Auf das „Dabei-Sein“ kommt es an: Menschen über 60 möchten am Internet teilhaben

Die fortschreitende Digitalisierung verändert unseren Alltag umfassend. Ob über oder unter 60 Jahren – fast jeder hat daher mittlerweile eine Meinung zu Smartphones, Internet und Social Media, unabhängig davon, ob er oder sie diese Geräte oder Anwendungen selbst nutzt.

Menschen über 60 Jahren begegnen den digitalen Neuerungen mit sehr unterschiedlichen Haltungen – von Neugier und Faszination bis hin zu bewusster Distanz oder Desinteresse. Wer im Internet unterwegs ist, macht dies aber nicht nur, um bisherige Aktivitäten schneller, günstiger oder bequemer zu erledigen. Die viel beschworene Erleichterung von Einkauf und Behördengängen sowie weitere Vereinfachungsargumentationen, mit denen insbesondere ältere Menschen adressiert werden, sind zwar relevant, aber längst nicht der alleinige Anreiz. Ü60-Jährige „whatsappen“ und „skypen“ mit Freunden und Familie, organisieren Wochenendausflüge online oder lassen sich für die nächste Reise inspirieren. Für viele von ihnen ist das Internet mittlerweile ein fester Bestandteil des Lebens geworden, für ein Drittel ist ein Leben ohne Internet gar nicht mehr vorstellbar.

Vor allem der Wunsch, an dem teilzuhaben, was im Internet geschieht, ist in den letzten vier Jahren in dieser Altersgruppe um 11 Prozentpunkte gestiegen (2012: 27 Prozent; 2016: 38 Prozent). D.h. es geht nicht nur um zeitsparende Online-Suchmaschinen oder praktische Apps, sondern darum, insgesamt auf dem Laufenden bleiben zu wollen. Dies ist gerade angesichts der Tatsache von großer Bedeutung, dass digitale Teilhabe immer mehr zu einer Voraussetzung sozialer Teilhabe wird. Teilzuhaben meint dabei die Möglichkeit, an den Infrastrukturen und Angeboten einer Gesellschaft umfassend partizipieren zu können und dadurch ein gleiches Maß an sowohl beruflichen wie auch privaten Chancen zu erlangen. Wenn immer mehr Bereiche des Alltags online gesteuert sind, ist soziale Teilhabe somit nur noch möglich, wenn auch digitale Teilhabe gewährleistet ist.

Persönliche Bedeutung des Internets und Teilhabewunsch

„Ohne Internet geht es gar nicht mehr. Bestimmte Sachen, die könnte man vielleicht noch so regeln, so wie eben davor, aber ansonsten, die Kommunikation. Das geht doch alles klack, klack.“ (81 Jahre, weiblich)

„Ja, also, Mails abrufen und das Online-Banking mache ich eigentlich jeden Morgen. Dann habe ich auch gleich Gelegenheit, mit meiner Frau kurz zu sprechen, wenn irgendwas ist.“ (73 Jahre, männlich)

„Früher war es schön, nicht immer erreichbar zu sein. Allerdings ist es schon hilfreich, wenn ich eine Sau geschossen habe, auf dem Hochsitz zu sitzen und den Jagdfreunden schnell eine WhatsApp zu schreiben oder schnell ein Foto zu schießen.“ (63 Jahre, männlich)

Immer mehr über 60-Jährige sind täglich im Netz

Zwar nutzen die über 60-Jährigen das Internet weitaus seltener als der Durchschnitt der Gesamtbevölkerung in Deutschland, die Internetnutzung hat sich in dieser Alterskohorte in den letzten vier Jahren aber deutlich intensiviert: Knapp ein Viertel nutzt das Internet inzwischen täglich, 2012 waren es nur 14 Prozent. Die relative Steigerungsrate ist damit sogar etwas höher als die bei der Bevölkerung in Deutschland insgesamt (2012: 38 Prozent täglich online; 2016: 59 Prozent).

Häufigkeit der Internetnutzung im Zeitvergleich

Die wichtigsten Online-Aktivitäten

Bei den über 60-Jährigen nutzen fast alle Onliner das Internet für zwei Dinge: E-Mail-Kommunikation und Recherche. Dabei gibt es kaum Unterschiede zwischen den Alterskohorten über 60 Jahren und der Gesamtbevölkerung (jeweils ca. 90 Prozent Nutzung).

Die anderen Internet-Aktivitäten haben für den Großteil der Befragten nach wie vor eine vergleichsweise geringe Bedeutung. Am größten fällt die Differenz zum Bevölkerungsdurchschnitt bei den Unterhaltungsangeboten (Games, Musik- und Filmstreaming), Social-Media-Aktivitäten und Chat bzw. Instant Messaging aus. Gleichzeitig sind Letztere die wesentlichen Treiber für die intensivere Internetnutzung. Gerade die Älteren beginnen, sich immer mehr für Chat-Dienste (2012: 18 Prozent; 2016: 26 Prozent) und die aktive Teilnahme an Social Media (2012: 3 Prozent; 2016: 14 Prozent) zu öffnen.

Internet-Aktivitäten der über 60-Jährigen

„Oder ich habe dann noch dieses WhatsApp, da bin ich aber dann eher zu gezwungen worden von meinen Kollegen, die gesagt haben, wir müssen irgend so ein Kommunikationsmittel haben, wo wir uns untereinander verständigen, ohne das jedem einzeln schreiben zu müssen. Dafür ist es ganz gut, da bin ich mit eingestiegen.“ (63 Jahre, männlich)