8. Anhang: Methode und Stichprobe

Das zentrale Forschungsziel der vorliegenden Studie war die differenzierte Darstellung der Einstellungen und Zugangsweisen der über 60-Jährigen zum Thema Internet. Der Fokus lag dabei auf wahrgenommener Sicherheit in der digitalen Welt und entsprechendem Vertrauen in Online-Angebote. Um die Einstellungen und Verhaltensmuster der Befragten in der Tiefe verstehen zu können, bedurfte es sowohl eines vertieften qualitativen Verständnisses der Bevölkerungsgruppe als auch einer quantitativen Datenerhebung, damit Hypothesen überprüft bzw. quantitativ be- oder widerlegt werden konnten. Die Ergebnisse ermöglichen Vergleiche mit der Gesamtbevölkerung anhand der DIVSI Milieu-Studie 20161) sowie – teilweise – einen Vergleich mit Daten aus dem Jahr 20122) .

Phase 1: Qualitativ-psychologische Erhebung

Der Fokus der qualitativ-psychologischen Erhebung lag nicht ausschließlich auf der Internetnutzung, sondern vor allem auf den dahinterliegenden (handlungsleitenden) Einstellungen, die entscheidend für die jeweiligen milieuspezifischen Zugangsweisen sind. Um diese Einstellungen unverfälscht einzufangen, empfahlen sich non-direktiv geführte Einzel-Explorationen. Diese arbeiten nach dem didaktischen Prinzip, den Befragten Raum zu geben, um ihre Wahrnehmungen, Meinungen und Emotionen in ihrer natürlichen Alltagssprache zu schildern. Unbeeinflusst von strukturierten Vorgaben konnten die Gesprächspartner so all das zum Ausdruck bringen, was aus ihrer subjektiven Sicht von Bedeutung ist. Die Gespräche wurden als ethnografische In-Home-Interviews bei den Gesprächspartnern zu Hause geführt. So konnten Einblicke in die Lebenswelten gewonnen und fotografisch festgehalten werden. Darüber hinaus bietet dieses Vorgehen den Vorteil, dass sich die Interviewten in ihrer eigenen Umgebung sicher fühlen und in der Regel ungefiltert antworten, da soziale Normen in den eigenen „vier Wänden“ eine geringere Rolle spielen als in für Forschungszwecke eingerichteten Teststudios.

Von August bis Oktober 2015 wurden auf diese Weise 34 Interviews von für qualitative Erhebungsmethoden speziell geschulten Mitarbeitern des SINUS-Instituts durchgeführt. Es wurden Vertreter aller sieben DIVSI Internet-Milieus (basierend auf der DIVSI Milieu-Studie zu Vertrauen und Sicherheit im Internet von 2012) befragt. Bei den ca. zweistündigen Interviews wurde ein Gesprächsleitfaden eingesetzt. Dieser gewährleistete, dass alle relevanten Forschungsfragen im Verlauf des Interviews thematisiert wurden. Die Inhalte des Gesprächsleitfadens basierten auf den Ergebnissen der Vorgängerstudien und der Sichtung der gängigen Forschungsliteratur. Die Interviews wurden digital aufgezeichnet und anschließend durch das SINUS-Institut inhaltsanalytisch entsprechend der Methode der hermeneutischen Textinterpretation ausgewertet.

Die Zugehörigkeit zu einem Internet-Milieu basiert auf der Werteorientierung der Menschen in Bezug auf Fragen zum Internet und digitalen Medien. Werteorientierungen lassen sich zum einen verbal beschreiben, indem grundsätzliche Haltungen zum Leben erklärt und anhand von Beispielen sowie in Form von Zitaten dargelegt werden. Was Menschen aber persönlich wichtig ist und was sie miteinander verbindet, zeigt sich zum anderen ebenso in ihrer jeweiligen Lebensstilistik, u.a. den bevorzugten Freizeitaktivitäten, Produktpräferenzen und der Gestaltung der eigenen vier Wände. Daher wurde im Rahmen der qualitativen Tiefeninterviews auch eine fotografische Dokumentation der Lebenswelten durchgeführt. Die ausgewählten Bilder veranschaulichen typische Wohnstile der einzelnen DIVSI Internet-Milieus und bringen damit die zielgruppenspezifische Alltagsästhetik visuell auf den Punkt.

Phase 2: Die quantitative Repräsentativerhebung

Die Ergebnisse der qualitativen Phase wurden in den Fragebogen für die anschließende quantitative Befragung integriert. Es entstand ein ca. 40-minütiger Fragebogen, der sowohl Nutzungsverhalten wie Einstellungsmuster erfasste. An der computergestützten persönlichen Befragung (CAPI) nahmen insgesamt 1.091 über 60-Jährige teil. Die Repräsentativerhebung wurde in den Monaten Oktober und November 2015 vom Feldinstitut Ipsos durchgeführt. Die Befragten wurden über einen Indikator in die DIVSI Internet-Milieus verortet. Dieser Indikator besteht aus einer umfassenden Statement-Batterie und entstand 2015 im Rahmen eines großangelegten Updates der DIVSI Internet-Milieus für die Gesamtbevölkerung von 2012.

Stichprobenbeschreibung

Die Stichprobe der quantitativen Befragung ist repräsentativ für die deutschsprachige Gesamtbevölkerung ab 60 Jahren (2015) in Deutschland und berücksichtigt dabei die Merkmale Geschlecht, Alter und Region. In der Studie wird zwischen drei formalen Bildungsgraden unterschieden, die wie folgt definiert sind: formal hochgebildet (Fachhochschulreife, Abitur, Fachhochschulabschluss, Universitäts-/Hochschulabschluss, Promotion), formal mittelgebildet (mittlere Reife/Realschulabschluss oder polytechnische Oberschule mit Abschluss nach der zehnten Klasse), formal niedriggebildet (Schule ohne Abschluss beendet, Volks-/Hauptschulabschluss oder polytechnische Oberschule mit Abschluss nach der achten oder neunten Klasse).

Stichprobenbeschreibung

  1. Siehe DIVSI (2016 []
  2. Siehe DIVSI (2012 []