2. Zentrale Befunde

Bei den über 60-Jährigen in Deutschland hat das Internet eine hohe Bedeutung im Alltag.

  • 44 Prozent in dieser Altersgruppe halten das Internet für die beste Erfindung, die es je gab.
  • 38 Prozent möchten an dem teilhaben, was im Internet geschieht. Dieser Wert ist in den letzten vier Jahren um 11 Prozentpunkte gestiegen (2012: 27 Prozent).

48 Prozent der über 60-Jährigen sind Offliner – das sind ca. 10 Millionen Menschen in Deutschland. Der Graben zwischen Onlinern und Offlinern ist in dieser Bevölkerungsgruppe somit deutlich existent.

  • Ü60-jährige Onliner sind häufiger im Netz als vor vier Jahren: Fast doppelt so viele nutzen das Internet mittlerweile täglich (2016: 22 Prozent; 2012: 14 Prozent).
  • Bei Ü60-jährigen Offlinern ist die Distanz zum Internet in den letzten Jahren noch größer geworden. Sie fühlen sich von der Komplexität des Internets überfordert, sehen größtenteils keinen Nutzen darin und lehnen es daher ab. Gegenüber 2012 haben die Vorbehalte zugenommen.

Die wesentlichen Treiber für die zunehmende Internetnutzung unterscheiden sich nicht von denen in der Gesamtbevölkerung.

  • Wahrgenommene Informationsfülle und der Zugang zu günstigen Diensten und Angeboten: Für 79 bzw. 76 Prozent der über 60-Jährigen sind dies wesentliche Anreize, online zu sein.
  • Mobiles Internet: Smartphones haben in den vergangenen vier Jahren enorm an Bedeutung im digitalen Alltag der über 60-Jährigen gewonnen (Besitzzunahme von 4 auf 24 Prozent).
  • Kommunikations- und Interaktionsangebote: Für diejenigen, die das Internet mobil nutzen, sind vor allem Messenger-Dienste attraktiv, um mit Freunden und Familienmitgliedern in Kontakt zu sein.
  • Berufstätigkeit: Ob ältere Menschen das Internet nutzen, hängt in großem Maße davon ab, ob sie noch im Berufsleben stehen oder nicht. Bei den Erwerbstätigen über 60 Jahren gibt es nur 9 Prozent Offliner.

Nicht nur für Offliner, sondern auch für Onliner gibt es Hürden bei der Internetnutzung.

  • Auch Onliner zeigen Unsicherheiten im Umgang mit dem Internet und sehen in Online-Angeboten Risiken, denen sie nicht immer souverän begegnen können.
  • Die Mehrheit der Ü60-Jährigen legt großen Wert auf die Bewahrung der Privatsphäre im Internet. Auch wenn Social-Media-Angebote ein wichtiger Treiber der Internetnutzung sind, existieren große Vorbehalte gegen die Veröffentlichung persönlicher Daten.

Die über 60-Jährigen haben unterschiedliche Verhaltensweisen entwickelt, um mit den Risiken bzw. Unsicherheiten im Internet umzugehen.

  • Ü60-Jährige verzichten auf Angebote, die ihnen zu unsicher erscheinen:
    • Allen Services, bei denen es um das eigene Geld geht (Online-Banking, Online-Shopping) oder
      die persönlichen Daten (Soziale Netzwerke), begegnen sie mit Skepsis.
    • Sie verzichten eher als die Gesamtbevölkerung auf bestimmte Dienste aufgrund von
      Sicherheitsbedenken.
  • Suche nach Unterstützung: Viele sind auf Hilfe Dritter angewiesen und suchen diese aktiv auf,
    indem sie z.B. bestimmte Angebote nur mit Unterstützung von (meist jüngeren) Familienmitgliedern nutzen.
  • Forderung nach Verantwortungsübernahme durch Staat und Unternehmen: 71 Prozent sehen
    den Staat in der Pflicht, mehr für die Sicherheit im Internet zu tun; 85 Prozent meinen, die Unternehmen müssen für einen besseren Datenschutz sorgen. Gleichzeitig betonen 59 Prozent die Eigenverantwortung im Umgang mit dem Internet.
  • Pragmatismus: Die über 60-jährigen Onliner gehen davon aus, dass sich das Internet nicht vollständig kontrollieren und sichern lässt. Zwar sehen die meisten von ihnen den Staat und Unternehmen in der Verantwortung, für Sicherheit im Internet zu sorgen; trotzdem sollte die Freiheit im Netz nicht zugunsten von mehr Kontrolle eingeschränkt werden.

Jenseits zusammenfassender Aussagen über die Gruppe der über 60-Jährigen in Deutschland gibt es wesentliche Unterschiede in ihrem Online-Verhalten und ihren Einstellungen. Mit Blick auf die Nutzungsintensität zeigen sich vor allem soziodemografische bzw. lebensphasenspezifische Effekte.

  • Vor allem Alter, formaler Bildungsgrad und Einkommen haben einen großen Einfluss auf das Internetnutzungsverhalten der Ü60er und ihre Einstellungen zum Internet.
  • Der Anteil der Offliner ist bei den jüngeren Befragten (60 bis 69 Jahre) deutlich geringer als bei den älteren (über 70 Jahre): 83 Prozent der Offliner sind über 70 Jahre alt.
  • 81 Prozent der Offliner verfügen nur über einen einfachen formalen Bildungsgrad; nur 7 Prozent haben einen hohen formalen Bildungsgrad.
  • Formal höher Gebildete nehmen sich selbst als deutlich kompetenter im Umgang mit dem Internet wahr als formal geringer Gebildete. Sie nutzen mehr Online-Angebote (z.B. Online-Shopping, Online-Banking oder Chatten) und sind weniger auf die Hilfe anderer angewiesen.
  • Das Einkommen der Offliner ist meist niedrig: 71 Prozent haben ein Haushaltsnettoeinkommen von unter 2.000 Euro.
  • Nur 9 Prozent der Erwerbstätigen über 60 Jahren sind Offliner, aber 58 Prozent der Rentner und Pensionäre.

Hinsichtlich der Einstellungen zu Vertrauen und Sicherheit im Internet und des übergeordneten Teilhabewunsches ist insbesondere die grundlegende Wertehaltung der Menschen maßgeblich.

  • Internetnahes Segment (15 Prozent): Souveräne Intensiv-Nutzer, für die das Internet nicht nur selbstverständliche Infrastruktur, sondern der digitale Lebensstil ein Abgrenzungsmerkmal gegenüber Gleichaltrigen ist (Internet-Milieus: Ef zienzorientierte Performer, Souveräne Realisten, Netz-Enthusiasten).
  • Internetfernes Segment (47 Prozent): Skeptische Internetnutzer oder Offliner, die dem Internet eher distanziert gegenüberstehen, Angst vor dem digitalen Wandel haben und sich selbst nicht souverän fühlen, den wahrgenommenen Risiken adäquat begegnen zu können (Internet-Milieus: Internetferne Verunsicherte).
  • Segment mit hohem Teilhabepotenzial (38 Prozent): Internetnutzer, die gern mehr online unternehmen würden, als sie es bisher tun – teils aus Sicherheitsbedenken, teils aus geringer selbst zugeschriebener Internetkompetenz oder Unbedarftheit. Sie sehen den digitalen Wandel als Chance für die Zukunft, wissen aber nicht, ob sie umfassend teilhaben können oder angesichts bestehender Bedenken/Unsicherheiten wollen (Internet-Milieus: Verantwortungsbedachte Etablierte, Vorsichtige Skeptiker, Unbekümmerte Hedonisten).

Die digitalen Lebenswelten der über 60-Jährigen sind ähnlich vielfältig wie die der jüngeren Altersgruppen. Entsprechend ist der Grad der digitalen Teilhabe in den verschiedenen Lebenswelten unterschiedlich ausgeprägt. Dabei gibt es eine große Gruppe von 38 Prozent der über 60-Jährigen, die mehr Teilhabe am digitalen Leben wünscht und konkrete Ansatzpunkte aufzeigt, wie dies erreicht werden kann.