Horizontal statt vertikal

Hierarchien prägen unsere Institutionen und Organisationen. Ständig finden sich Menschen in hierarchischen, vertikal strukturierten Beziehungen wieder: Als Bürger gegenüber der Politik, als Schüler gegenüber dem Lehrer, als Patient gegenüber dem Arzt. Erkennbar machen nun neue Medien den Austausch zwischen den Menschen einfacher. In Sozialen Netzwerken und Online-Communities finden zahlreiche Menschen aufgrund ähnlicher Interessen zusammen. Jeder von uns kann größere Beziehungsnetzwerke pflegen, als das durch reine Offline-Interaktionen möglich wäre. Im Netz ist es auch viel einfacher, Menschen zu finden, die in einer ähnlichen Situation sind oder ähnliche Interessen verfolgen wie man selbst.

Das Internet stärkt in diesem Sinne die horizontalen Beziehungen unserer Gesellschaft. Beteiligung heißt nicht unbedingt gleich Einspruch gegen die „da oben“. Sie heißt zunächst einmal die Verbindung mit den anderen „hier unten“. Das Bilden von Netzwerken und Gemeinschaften gehört zu den Beteiligungseffekten des Internets, die große Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Immer wieder scheint es zu überraschen, dass sich diese Gemeinschaften gleichsam verselbständigen.

Was ist von einer Fan-Community zu halten, die sich selbst und untereinander so zugetan ist, dass der Filmstar oder die Band, deren Fan man eben ist, völlig in den Hintergrund rückt? Was, wenn Patienten sich untereinander unterstützen und Behandlungstipps geben – einfach am Arzt vorbei? Was wenn Schüler einander helfen und dabei den Lehrer ignorieren? Nicht immer gelingt es, diese horizontale Stärke in vertikalen Schwung zu übersetzen. Noch werden Hierarchien durch das Netz nicht grundsätzlich in Frage gestellt. Es deutet sich jedoch an, dass sie an Bedeutung verlieren.