5.1 Was ist eigentlich digitale Teilhabe?

Was digitale Teilhabe genau ausmacht, wird in einer Gesellschaft – abhängig von den länderspezifischen technischen, sozialen und politischen Standards – jeweils unterschiedlich definiert. Zudem gibt es kein Instrument, das anhand von Indikatoren den Grad der digitalen Teilhabe mess- und vergleichbar macht. Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung wurden erste Indikatoren entwickelt und zueinander in Bezug gesetzt, um sich dieser Frage systematisch zu nähern.

Die vorausgehenden Kapitel zeigen, dass es für ein tieferes Verstehen der digitalisierten Gesellschaft nicht ausreicht, (lediglich) zu erfassen, was die Menschen online machen. Relevanter – gerade auch mit Blick auf künftige Entwicklungen – sind die zugrundeliegenden Haltungen und Werteorientierungen in den verschiedenen Internet-Milieus. Die vorliegende Studie setzt bei zentralen motivationalen Voraussetzungen für digitale Teilhabe an, die eine Nutzung bestimmter Angebote überhaupt erst ermöglichen.

Die Exploration wesentlicher Zugangsweisen zum Internet und die Analyse der quantitativen Verteilung dieser Haltungen im Rahmen der Entwicklung des DIVSI Internet-Milieu-Modells lässt auf zwei wesentliche Indikatoren zur Beurteilung des digitalen Teilhabe-Potenzials schließen:

  • Teilhabewunsch: An dem teilhaben wollen, was im Internet geschieht.
  • Subjektive Souveränität: Sich souverän fühlen im Umgang mit dem Internet (zusammengesetzt aus zwei Aspekten: Grad der persönlich empfundenen Überforderung und selbst zugeschriebener Internetkompetenz).

Der Wunsch, an dem teilzuhaben, was im Internet geschieht, ist innerhalb der vergangenen vier Jahre in der Gesamtbevölkerung erkennbar gestiegen (2012: 54 Prozent, 2016: 61 Prozent).

Trotz des wachsenden Wunsches nach Teilhabe an der digitalen Welt, gibt es große Unterschiede zwischen den verschiedenen Internet-Milieus; die Spanne reicht von 3 Prozent Zustimmung bei den Internetfernen Verunsicherten bis hin zu 98 Prozent bei den Netz-Enthusiasten und Effizienzorientierten Performern.

Auch die selbst zugeschriebene Internetkompetenz – als weitere zentrale Voraussetzung digitaler Teilhabe – hat in der Gesamtbevölkerung zwischen 2012 und 2016 zugenommen (Mittelwert steigt von 3,1 auf 3,6). Mit Blick auf die Internet-Milieus zeigen sich ebenso deutliche Unterschiede. Überfordert sehen sich vor allem die Internetfernen Verunsicherten und die Unbekümmerten Hedonisten. Bei letzteren zeigt sich besonders deutlich, dass ein ausgeprägter Teilhabewunsch nicht gleichzeitig bedeutet, dass man sich als entsprechend souverän im Umgang mit dem Internet einschätzt. Dieses Internet-Milieu möchte teilhaben, schätzt sich aber selbst als wenig kompetent hierfür ein.

Souveränität und Teilhabewunsch – Milieu-Unterschiede