1. Die Allgegenwart des Internets – Segen und Fluch zugleich

Das Internet ist aus dem privaten und beruflichen Alltag der meisten Menschen heute kaum mehr wegzudenken. Die Zahl der Internet-Nutzer hat sich in den letzten zwölf Jahren in Deutschland fast verdreifacht: Während im Jahr 2000 noch 18,4 Millionen Menschen das Internet nutzten, zählen heute bereits 53,4 Millionen Deutsche, also mehr als 75 Prozent, zu den sogenannten „Onlinern“ (ARD/ZDF- Onlinestudie, 2012). Oft werden bereits am Frühstückstisch aktuelle Nachrichten im Internet abge- rufen. Die ersten E-Mails werden auf dem Weg ins Büro beantwortet. Online-Informationsangebote helfen, ganz alltägliche, aber auch höchst relevante Entscheidungen zu treffen, z.B. bezüglich des Kaufs von Produkten, Reiseplanungen oder Gesundheitsfragen. Deutlich prägt das Internet auch unsere Kommunikation mit Freunden, Kollegen und Bekannten. E-Mails, Instant-Messenger und soziale Netzwerke sind mittlerweile beliebte und übliche Wege, um Kontakt aufzunehmen. Im Jahr 2012 nutzten mehr als die Hälfte aller Internet-Nutzer in Deutschland das Internet zum Abrufen von E-Mails und zum Surfen in sozialen Netzwerken (PWC, 2012). Nicht zuletzt fußen zahlreiche Geschäfte und Verwaltungsangelegenheiten auf den Diensten des Internets. Jeder fünfte befragte Internet-Nutzer betreibt heute Online-Banking, jeder sechste kauft Produkte im Netz (PWC, 2012). Durch den zunehmenden Gebrauch von sogenannten Smartphones beeinflusst die mobile Internet- Nutzung mehr und mehr auch unser Kommunikations-, Einkaufs- und Entscheidungsverhalten. Während 2009 nur jeder Zehnte das mobile Internet nutzte, waren es 2012 bereits doppelt so viele (ARD/ZDF-Onlinestudie, 2012).

Auch wenn die Internet-Nutzer auf der einen Seite in vielen Lebensbereichen fast keine Wahl mehr haben, als sich auf das Internet zu verlassen, sind sie auf der anderen Seite vielen Gefahren und Risiken im Internet ausgesetzt. Der tägliche E-Mail-Verkehr wird u. a. durch Phishing-Mails zur Gewinnung persönlicher Daten sowie durch potenzielle Viren und Trojaner gefährdet (Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik, 2011). Die Herausforderung bei der Nutzung von Online- Informationsangeboten liegt in der Einschätzung ihrer Glaubwürdigkeit (Flanagin & Metzger, 2007). Auch das Online-Shopping birgt zahlreiche Gefahren, wie beispielsweise Fake-Shops oder das Ausspähen von persönlichen Daten (Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik, 2011).

Was veranlasst uns dazu, trotz dieser Risiken täglich das Internet zu nutzen? Nicht nur Vorteile wie beispielsweise die Einsparung von Zeit und Geld oder eine hohe Flexibilität stellen einen Grund für die vielfache Nutzung des Internets dar – auch unser Vertrauen darauf, dass uns nichts Negatives im Internet widerfahren wird, beeinflusst unser Nutzungsverhalten.

Das vorliegende Diskussionspapier thematisiert das Zusammenspiel von Vertrauen und Risiko im Internet vor dem Hintergrund aktueller Umfrage- und Forschungsergebnisse. Die Bedeutung des Vertrauensbegriffes für das Internet sowie die Herausforderungen der Entstehung und Messung von Vertrauen in der Internet-Umgebung werden in Abschnitt 2 einführend erläutert. Abschnitt 3 beschäftigt sich mit Risiken und Gefahren des Internets und führt die aktuelle Datenlage zu wahrgenommenen Gefahren auf sowie Statistiken, die als Indizien für die tatsächliche Risiko-Lage herangezogen werden können. Anhand typischer und häufig genutzter Internet-Anwendungen wie E-Commerce (Abschnitt 4), der Recherche nach Online-Informationen (Abschnitt 5) und der Nutzung des Internets in der beruflichen Zusammenarbeit (Abschnitt 6) wird in den darauf folgenden Abschnitten veranschaulicht, wie sich das wahrgenommene Vertrauen und das tatsächliche Vertrauensverhalten unterscheiden können.