5. Wissen aus dem World Wide Web – das Vertrauen in Online-Informationen

Das Internet ist für viele Menschen heutzutage der erste Ansprechpartner, wenn es darum geht, Informationen zu recherchieren und Antworten zu spezifischen Fragen zu finden. Alltagsrelevante Informationen wie etwa Produktpreise, Öffnungszeiten, aktuelle Nachrichten oder auch Reiserouten werden im Netz abgerufen. Im Jahr 2012 nutzten 83 Prozent der Internet-Nutzer mindestens einmal wöchentlich eine Suchmaschine und 61 Prozent von ihnen suchten zielgerichtet nach Informationen oder Angeboten (ARD/ZDF-Onlinestudie, 2012). Gesucht wird dabei nach ganz unterschiedlichen Informationen: Der Vergleich von Waren und Dienstleistungen steht auf Platz eins bei der Informationsrecherche im Web. So recherchierten im Jahr 2012 88 Prozent der deutschen Internet-Nutzer Preise und Angebote zu bestimmten Produkten (Statistisches Bundesamt, 2013). Außerdem wurden häufig aktuelle Nachrichten (59 Prozent) oder Service-Informationen über das Wetter oder den Verkehr (54 Prozent) abgerufen (ARD/ZDF-Onlinestudie, 2004-2012). Das Internet bietet nicht zuletzt bei Themen und Fragen bezüglich der eigenen Gesundheit Antworten. Die Ergebnisse einer längsschnittlichen Befragung von Eurostat (2012) zeigen, dass der Trend zur Recherche von Gesundheitsinformationen im Internet stark zunimmt. Während 2006 erst 34 Prozent der befragten deutschen Internet-Nutzer nach Informationen über Verletzungen, Krankheiten und Ernährung gesucht haben, waren es 2010 bereits 48 Prozent und 2011 schon 54 Prozent.

Fragt man sich, warum Menschen das Internet zur Informationsbeschaffung heranziehen, finden sich schnell zahlreiche Vorteile, die das Internet bietet: Es verspricht nicht nur Anonymität für den Suchenden, sondern auch eine wesentlich zeiteffizientere und individualisierte Beschaffung des benötigten Informationsmaterials, als es über Broschüren, Bücher oder Beratungsgespräche möglich wäre. Durch das mobile Internet können zudem Informationen genau dann abgerufen werden, wenn sie benötigt werden. Neben diesen Vorteilen begegnet man zugleich zahlreichen Herausforderungen und Risiken bei der Informationssuche im Netz.

Eine wesentliche Herausforderung, die mit dem Abruf von Informationen im Internet in direktem Zusammenhang steht, ist die Einschätzung der Glaubwürdigkeit solcher Informationsangebote (Flanagin & Metzger, 2007). Der Leser wird mit einer Vielzahl unterschiedlicher und sich zum Teil widersprechender Informationen konfrontiert. Um effektiv die Vielzahl an Informationen im Internet verwalten zu können, brauchen Menschen eine Faustregel oder Strategie (Rieh & Belkin, 1998). Oftmals richten sich Leser dann mehr nach Design-Elementen oder dem äußeren Eindruck einer Website als nach der Qualität der Informationsinhalte (Fogg, Soohoo, Danielson, Marable, Stanford, & Tauber, 2003). Zudem ist nicht immer eindeutig erkennbar, auf welche Quelle sich berichtete Informationen beziehen bzw. wer der Autor oder Herausgeber von Artikeln und Nachrichten im Internet ist (Flanagin & Metzger, 2007). Eng verbunden mit der Quelle der Informationsangebote ist gleichsam die Intention, die mit der Veröffentlichung einer Nachricht im Zusammenhang steht (Flanagin & Metzger, 2000): Veröffentlicht jemand einen Artikel, um andere selbstlos an Erfahrungen und Wissen teilhaben zu lassen, oder stehen gar Motive wie die Werbung für die eigenen Produkte oder die Verleumdung der Konkurrenz hinter einer Veröffentlichung?

Darüber hinaus fehlen – anders als in Printmedien – bei vielen Online-Informationsangeboten Redaktionen und Kontrollen vor der Veröffentlichung. Hierdurch entsteht ein hohes Maß an Unsicherheit bezüglich der Qualität der Informationen (Flanagin & Metzger, 2000; 2007). Diese fehlende Kontrolle nehmen Internet-Nutzer bewusst wahr und vertrauen aus diesem Grund Informationen privater Homepages oder Blogs weniger als Informationen auf Websites von Organisationen (Hu & Sundar, 2010).