7. Fazit und Ausblick

Das Diskussionspapier macht deutlich, dass sich Internet-Nutzer der Risiken und Gefahren im Internet bewusst sind und sie in der Regel angeben, dem Internet wenig zu vertrauen. Trotz dieser Ängste verhalten sich Nutzer im Internet sehr vertrauensvoll – sie führen Transaktionen im Netz aus, geben Informationen über sich preis oder vernachlässigen notwendige Sicherheitsmaßnahmen.

Dieses Phänomen zeigt sich unter anderem beim Online-Shopping. Obwohl nahezu alle Internet- Nutzer bereits online gekauft haben, besteht Unsicherheit darüber, wie die Vertrauenswürdigkeit einer Website zuverlässig eingeschätzt werden kann. Eine professionell aussehende Website lässt sich heutzutage leicht von Betrügern erstellen und stellt somit kein gutes Beurteilungskriterium mehr dar. Es bedarf neuer Maßstäbe, die für die Bewertung der Vertrauenswürdigkeit von Online-Shops herangezogen werden können. Zwei Ansätze, denen viele Konsumenten Glauben schenken, sind Kundenbewertungen und Online-Gütesiegel. Dass auch diese allerdings keine unumstößliche Vertrauensgarantie bieten können, zeigen Manipulationsfälle bei Kundenbewertungen und das verbreitete Unwissen über die Überprüfbarkeit der Echtheit von Online-Gütesiegeln.

Studienergebnisse zum Vertrauen in Online-Informationen zeigen, dass das Vertrauen neben Kriterien der Informationsqualität wie beispielsweise Fehlerfreiheit, Aktualität und Vollständigkeit auch stark von dem berichteten Themengebiet sowie vom Design und Herausgeber der Website beeinflusst wird. Auch die Art der Messung des Vertrauens macht Unterschiede deutlich: Daten zur subjektiven Einschätzung des Vertrauens verdeutlichen, dass Informationen im Internet im Allgemeinen wesentlich weniger Vertrauen geschenkt wird als Informationen aus Fernsehen, Radio oder Print. Daten zum Vertrauensverhalten hingegen zeigen, dass Internet-Nutzer sich in ihrem Verhalten stark von Online-Informationen beeinflussen lassen. Dies scheint ein deutlicher Indikator zu sein, dass Personen sehr wohl den Informationen im Internet vertrauen, obwohl ihnen die Risiken in Bezug auf Fehleranfälligkeit der Informationen oder bewusst verzerrte Darstellungen bekannt sind.

Auch in virtuellen Arbeitsformen spielt das Vertrauen für die Effektivität der Kollegen und Organisationen eine bedeutende Rolle. Erste Studienergebnisse deuten darauf hin, dass im virtuellen Arbeitskontext das Vertrauen sowohl in Kollegen, Führungskräfte als auch in technische Systeme eher gering ausgeprägt ist. Bislang existieren jedoch nur wenige repräsentative Studien, die das wahrgenommene Vertrauen in virtuelle Arbeitsformen sowie das Vertrauensverhalten im virtuellen Arbeitsraum erfassen.

In allen drei Anwendungsfeldern E-Commerce, Online-Informationen und virtuelle Zusammenarbeit zeigen sich tendenzielle Unterschiede zwischen subjektiven Einschätzungen des Vertrauens einerseits und Verhaltensdaten auf der anderen Seite. Deshalb ist es notwendig, in zukünftigen Studien sowohl die subjektive Wahrnehmung von Vertrauen und Risiko im Internet als auch beobachtbare Verhaltensdaten an den gleichen Personen sowie bezüglich der gleichen Informationen zu erheben, um belastbare Aussagen über die Vertrauenslage in Online-Informationen treffen zu können.

Auch wenn Internet-Nutzer der aktuellen Datenlage zufolge ein hohes Risiko in der Internet-Nutzung wahrnehmen, zeigt ihr Handeln, dass sie dem Internet ein hohes Vertrauen schenken. Für ein Funktionieren unserer digitalen Welt ist dieses Vertrauen unabdingbar, weil es dem Einzelnen gar nicht möglich ist, alle Risiken des Internets objektiv abzuschätzen. Sind potenzielle Gefahren und mögliche Sicherheitsmaßnahmen hingegen eindeutig bekannt, sollten Internet-Nutzer sich hinterfragen, ob bei einer Kosten-Nutzen-Abwägung das Vertrauen gegenüber dem Treffen von Vorkehrungen für sie tatsächlich immer den größeren Nutzen bringt.