3. Risiken im Internet – Subjektive Risiko-Wahrnehmung und tatsächliche Risiko-Lage

Ähnlich wie Vertrauen wird auch Risiko in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen unterschiedlich definiert. Allgemein wird Risiko als die Möglichkeit einer negativen Abweichung des tatsächlichen Ergebnisses von dem erwarteten Ergebnis bezeichnet (Lück, 1998). Wenn es um die Einschätzung eines bestimmten Risikos geht, dann unterscheiden sich oft Laien von Experten. Aus Expertensicht wird Risiko mathematisch durch zwei Größen bestimmt: Die Wahrscheinlichkeit, dass ein bestimmtes Ereignis eintritt, multipliziert mit dem Ausmaß des Schadens, wenn dieser tatsächlich eintritt (Peter & Tarpey, 1975). Laien bewerten Risiken meist nicht so rational. Die Folge kann eine Über- oder Unterschätzung des tatsächlich vorhandenen Risikos sein. Man geht davon aus, dass ein Individuum ein Risiko wahrnimmt, wenn es die Konsequenzen seiner Handlung nicht vorhersehen kann. In diesen Situationen ist sich das Individuum unsicher, ob sein Verhalten negative Folgen nach sich ziehen wird (Bauer, 1960).

Für Laien ist es schwierig und komplex, die tatsächliche Eintrittswahrscheinlichkeit eines bestimmten negativen Ereignisses oder Schadens einzuschätzen. Daher greifen Laien auf Heuristiken zurück, um die Eintrittswahrscheinlichkeit einschätzen zu können. Heuristiken sind Faustregeln für Entscheidungen (Zimbardo, 1995). Sie basieren auf Erfahrungen oder Beobachtungen, die in der Vergangenheit gemacht wurden (Chaiken, Liberman, & Eagly, 1989). Solche Heuristiken können sowohl auf Wissen bzw. Informationsverarbeitung als auch auf emotionalem Erleben beruhen.

Zu den kognitiven Heuristiken zählt die Verfügbarkeit von Informationen bzw. Szenarien im Gedächtnissystem des Individuums (Tversky & Kahneman, 1973). Je besser sich Konsumenten ein bestimmtes Ereignis bildlich vorstellen können bzw. je besser sie sich an ein Ereignis erinnern, desto höher wird dessen Eintrittswahrscheinlichkeit eingeschätzt. Das liegt vor, wenn man von einem bestimmten negativen Ereignis häufiger hört (Tversky & Kahneman, 1973). Medien spielen hierbei eine wichtige Rolle und können somit einen starken Einfluss auf das wahrgenommene Risiko haben (Fleisher & Kay, 2006). So könnte die Tatsache, dass Medien häufiger über negative Nachrichten berichten als über positive, und Menschen ihre Aufmerksamkeit eher auf negative Nachrichten richten (Slovic, 1993), die Überschätzung von Risiken fördern. Bezogen auf die empfundene Datensicherheit der Bevölkerung im Internet sind es wiederholte Nachrichten über Datenmissbrauchsfälle oder Schlagzeilen über Datenskandale, die dazu führen könnten, dass ein überhöhtes Risiko hinsichtlich der Datensicherheit wahrgenommen wird. Affektive Heuristiken sind die Emotionen, die ein Individuum mit bestimmten Dingen oder einem bestimmten Ereignis in Verbindung bringt. Ereignisse, die negative Emotionen auslösen, werden als risikoreich wahrgenommen (Finucane, Alhakami, Slovic, & Johnson, 2000). Es kommt also darauf an, welche Emotionen ein Individuum mit der Sicherheit im Internet verbindet. Persönliche negative Erfahrungen, die im Internet gemacht wurden, oder aber detaillierte Berichte über Opfer von Cyber-Kriminalität und den damit verbundenen Schäden können dazu führen, dass mit dem Internet bzw. der Sicherheit im Internet negative Emotionen verbunden werden, was wiederum zu einem überhöhten Risiko-Empfinden führen kann.